Unfall in Oberkassel 20-Jährige schwebt weiter in Lebensgefahr

OBERKASSEL · Die 20 Jahre alte Frau, die am Montagabend von einer Stadtbahn in Oberkassel erfasst wurde, schwebt weiterhin in Lebensgefahr. Nach derzeitigem Ermittlungsstand der Polizei war die Studentin, die in der Nähe des Unfallorts lebt, bei Rot über die Bahnschienen gegangen. Dabei soll sie laut Zeugenaussagen durch Telefonieren abgelenkt gewesen sein.

"Das Gefährliche an diesen Bahnen ist, dass man sie kaum hört, wenn sie heranrollen", sagte Jörg Ackmann von der Bundespolizei Sankt Augustin, die für die Bahnhöfe in der Region zuständig ist. Höre man die Bahn, blieben nur wenige Sekunden, um das Gleisbett zu verlassen. An Bahnhöfen passiere es fast täglich, dass Fahrgäste den kurzen Weg über die Gleise nehmen, wenn sie in Eile sind.

Ackmann erinnert sich an einen Vorfall in Bielefeld vor einigen Jahren, als sogar eine Bahnmitarbeiterin eine Abkürzung nehmen wollte und überrollt wurde. "Die Gefahr wird oft unterschätzt, gerade bei einer Eisenbahn hat man keine Chance." Eine Straßenbahn, so wie die Linie 66, habe bei 50 Stundenkilometern einen maximalen Bremsweg von 39 Metern. Ein großer Zug brauche fast einen Kilometer, wenn er bei mehr als 100 Stundenkilometer zum Stillstand kommen muss.

"Egal wie schnell der Lokführer reagiert, er hat kaum Möglichkeiten, rechtzeitig anzuhalten", so Ackmann. Der Lokführer, der die Stadtbahn 66 am Montagabend steuerte, hatte die Frau auf der kurvigen und dunklen Strecke noch gesehen und eine Notbremsung eingeleitet. Die Bahn war etwa 40 Stundenkilometer schnell. "Wir haben den Unfall anhand des Fahrtenschreibers untersucht und konnten kein Fehlverhalten des Fahrers feststellen", sagte Veronika John von den Stadtwerken Bonn. Auch die Schrankenanlage und das Rotlicht hätten ordnungsgemäß funktioniert. Der Fahrer sei in psychologischer Behandlung.

Die Bonner Polizei kontrolliert regelmäßig die Bahnübergänge in Oberkassel und im Stadtgebiet. "Es passiert oft, dass Menschen bei Rot noch schnell über die Gleise laufen", sagte Sprecher Frank Piontek. Weil das so gefährlich ist, sind die Bußgelder hoch: 350 Euro plus Auslagen kostet es einen Fußgänger, Autofahrer bekommen zusätzlich einen Punkt. Die Sicherung eines Übergangs hängt einem Sprecher der Deutschen Bahn zufolge unter anderem von der Art der Bahnstrecke, der Geschwindigkeit des Zuges und der Verkehrsstärke auf der kreuzenden Straße ab. Von den etwa 18 700 Bahnübergängen sind mehr als die Hälfte technisch gesichert. "Doch alle aufgestellten Schranken und Zäune helfen nicht, wenn sie nicht auch im Kopf der Menschen sind", sagte Bundespolizist Ackmann.

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