Internetkriminalität in Bonn 22-Jähriger kaufte gestohlene Daten im Internet

BONN · Auch wenn sich die Ermittler über jeden einzelnen Erfolg im Kampf gegen Internetkriminalität freuen: "Es ist und bleibt ein Kampf gegen Windmühlenflügel", erklärte ein Ermittler dem GA.

Erst vor zwei Wochen hatte die Staatsanwaltschaft Bonn einen Fahndungserfolg mitgeteilt: Ein Internetbetrüger, der immer wieder quasi vor den Augen der Ankläger an der Kreuzstraße in Beuel an der dortigen Paketstation seine mit gestohlenen Daten erworbenen Waren abgeholt hatte, wurde wie berichtet von einem Polizeibeamten erwartet.

Der 22-Jährige suchte zwar sein Heil in der Flucht, konnte jedoch in seiner nahe gelegenen Wohnung von dem Beamten und der ebenfalls herbei geeilten zuständigen Staatsanwältin gestellt werden. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft. Nach GA-Informationen ist er teilweise geständig.

Den laut Staatsanwaltschaft aufwendigen Ermittlungen zufolge kaufte der Mann auf dafür eigens von Kriminellen geschaffenen Foren im Internet ganze Datensätze, die zuvor von anderen Kriminellen gestohlen worden waren. Die so erworbenen Namen, Kreditkartennummern und Zugangsdaten der Opfer zu den Paketstationen nutzte der 22-Jährige laut Staatsanwaltschaft, um im Internet einzukaufen.

Dabei hatte er es nach GA-Informationen vor allem auf hochwertige Handys abgesehen. Die Daten, der der 22-Jährige als Mitglied des Internetforums kaufte, hatten sich die Anbieter zuvor durch das sogenannte Phishing-Verfahren, also Ausspähen, angeeignet. Wie ein Ermittler dem GA schilderte, werden ganze Datenpakete für teilweise bereits 20 Euro angeboten.

Zum Teil hacken sich die Täter in Firmennetze ein und bringen sich so in den Besitz der Kundendaten. Aber es komme auch vor, dass Mitarbeiter einer Firma deren Daten stehle und im Internet zum Kauf anbieten. Der in der vergangenen Woche gefasste Betrüger war den Ermittlern zufolge seit September 2012 tätig, und man kam ihm auf die Spur, weil die Verwendung einer bestimmten Karte verschärft beobachtet worden war.

Bundesweit laufen Ermittlungen gegen diese Art des Internetbetrugs, auch in Bonn führt die Staatsanwaltschaft zahlreiche Verfahren. Im März wurden zwei Täter, die sich im selben Forum wie der jetzt gefasste Verdächtige zwecks Kartenbetrugs verabredet hatten, nach aufwendigem Prozess zu hohen Haftstrafe verurteilt: Der eine wanderte für sechs, der andere für vier Jahre hinter Gitter.

Dem Bonner Ermittler zufolge ist der kriminelle Datenhandel im weltweiten Netz ein "großes Geschäft und ein Fass ohne Boden". Wie alle Ermittler, die Internetkriminalität verfolgen, beklagt er die mangelnde technische und personelle Ausstattung der Fahnder. "Wir hinken immer hinterher", sagt er. Und dennoch gelingt es den Fahndern immer wieder, ganze Netzwerke von Internetbetrügern auszuheben, wie zum Beispiel Ende 2009.

Da gelang es dem Bundeskriminalamt in einer konzertierten länderübergreifenden Aktion mit Razzien in Deutschland und Österreich und dem Einsatz von 200 Kriminalbeamten ein solches kriminelles Netzwerk zu sprengen. Ein Österreicher, der Administrator eines Internetforums, betrieb ein so genanntes Botnetz mit mehr als 100.000 infizierten Rechnern: Mittels Computerviren hatte er sich die Kontrolle über die fremden Rechner verschafft und somit Zugriff auf unzählige Datensätze, die er an andere Betrüger versorgte. Der Mann kam sofort in Haft.

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