Beueler Hilfsaktion 40 Fahrräder für indische Kinder

BEUEL · Mit viel Tamtam, Tanz und Gesang wurde eine 19-köpfige Gruppe aus Beuel kürzlich im indischen Jagdalpur empfangen. Die Besucher, darunter viele Mitglieder der Pfarreiengemeinschaft Am Ennert, hatten sich auf den Weg gemacht, um ihren ehemaligen Pfarrer, Pater Josey Thamarassery, in Indien zu besuchen, wo er zum Prior seines Klosters berufen worden war.

 Mit traditionellen Tänzen wurden die Gäste aus Beuel in einem Dorf der indigenen Bevölkerung empfangen.

Mit traditionellen Tänzen wurden die Gäste aus Beuel in einem Dorf der indigenen Bevölkerung empfangen.

Foto: Hans-Dieter Weber

„Bei seinem Abschied hatte er die Gemeinde eingeladen, ihn in Jagdalpur zu besuchen“, berichtet Hans-Dieter Weber. Da ließen sich der Niederholtorfer sowie Marga und Willi Wester aus Bechlinghoven nicht zweimal bitten und schmiedeten Reisepläne.

Schnell sprach sich herum, was sie vorhatten, und weitere Interessenten schlossen sich an. Schließlich machten sich 19 Beueler auf den Weg. „Wir haben unsere Indien-Rundreise mit den touristischen Attraktionen in Delhi und in Agra begonnen und sind schließlich nach Raipur geflogen, wo uns Pater Josey in Empfang nahm“, berichtet Weber. Von dort ging es im Überlandbus in neun Stunden ins 300 Kilometer entfernte Jagdalpur.

„Wer bis dahin gedacht hatte, das berühmte Taj Mahal wäre der Höhepunkt der Reise, der hatte sich getäuscht. Denn Pater Josey hatte ein unglaubliches Programm vorbereitet“, berichtet Weber. Unter anderem waren sie Gäste eines Dorfes mit indigener Bevölkerung, den sogenannten Tribes (Stämme), um die sich Pater Joseys Karmeliter-Orden kümmert. „Sie haben uns einen fantastischen Empfang bereitet mit Trommeln und Stelzen-Tänzen und in farbenfrohen Kostümen, Trachten und Masken.

Das ganze Dorf hat fröhlich mit uns gefeiert“, berichtet der Niederholtorfer. Die Menschen lebten in sehr bescheidenen Verhältnissen und wohnten in spärlich eingerichteten Lehmbauten ohne Strom und fließendes Wasser, betrieben als Selbstversorger meist etwas Landwirtschaft und verkauften das Wenige, was von der Ernte übrig bleibe, auf den Märkten.

Den Karmelitern liegt besonders die Bildung dieser Ureinwohner und die Zukunft ihrer Kinder am Herzen, und so haben sie in etlichen Dörfern Schulen eingerichtet. „Beim Besuch haben wir erfahren, dass einige Kinder täglich bis zu drei Stunden Fußweg von zu Hause zur Schule und drei Stunden wieder zurück absolvieren müssen. Was natürlich dazu führt, dass manche Eltern ihre Kinder erst gar nicht zur Schule schicken“, so Weber.

Diese Erkenntnis hat die Reisegruppe tief beeindruckt und daraus ist eine spontane Hilfsaktion entstanden: „Da Pater Josey keinen Cent für unseren Aufenthalt bei seinem Orden annehmen wollte, hatten wir schon vor Reiseantritt beschlossen, die Gastfreundschaft zumindest über eine Spende zu vergelten. Vor Ort reifte dann der Gedanke, Pater Josey zu bitten, den Betrag – rund 2000 Euro – für den Kauf von Fahrrädern zugunsten jener Kinder zu verwenden, die die weitesten Schulwege bewältigen müssen“, so Weber.

Der Vorschlag fiel bei Pater Josey, den die Pfarreiengemeinschaft seinerzeit nur schweren Herzens wieder in seine Heimat hatte ziehen lassen, sofort auf fruchtbaren Boden. Mittlerweile wurden bereits 40 Fahrräder angeschafft, denn ein nagelneues Rad kostet in Indien umgerechnet gerade mal 50 Euro. „An unserem Totensonntag, dem letzten Tag des 'Jahres der Barmherzigkeit', wurden die Räder in zwei Dörfern verteilt“, hat Weber inzwischen per E-Mail aus Indien erfahren. Und die Aktion „Fahrräder für Jagdalpur“ soll weitergehen. „Alle Reiseteilnehmer wollen weiterhin spenden, aber wir werden die Aktion auch in unseren Gemeinden publik machen“, kündigt der Holtorfer an.

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