Kölner und Bonner Hauptbahnhof in Miniatur 87-Jähriger aus Holzlar baut echte Häuser klein nach

Holzlar · Gerd Weisel ist stolze 87 Jahre alt. Der Holzlarer konstruiert Miniaturausgaben echter Gebäude. Sein Kölner Hauptbahnhof bekam einen Ehrenplatz. Auch der Bonner Bahnhof hat es in Weisels Sammlung geschafft.

 Gerd Weisel baut und baut – auch mit 87 Jahren noch.

Gerd Weisel baut und baut – auch mit 87 Jahren noch.

Foto: Rainer Schmidt

Ein handwerkliches Genie ist Gerd Weisel, der heute in Holzlar wohnt. Wenn jemand nahezu alle handwerklichen Dinge, die man in unterschiedlichsten Lehrberufen in vielen Jahren erlernen kann, beherrscht, dann ist das schon bemerkenswert. Doch wenn jemand das mit 87 Jahren immer noch kann und vor allen Dingen viele Stunden am Tag immer noch gerne tut, dann ist das schon etwas ganz Besonderes.

Weisel baut Häuser, genauer: Miniaturhäuser. Doch was so banal klingt, ist mehr als sehenswert. Denn es sind nicht einfach nur Häuser, wie man sie aus Spielzeugkisten kennt. Weisel baut zwar existierende Häuser nach, doch vorgefertigte Teile zu nehmen, das wäre ihm zu einfach, sagt er. „Ich habe in meinem Leben auch mein Wohnhaus komplett selbst gebaut“, sagt er. Der 87-Jährige baut alle Häuser fast so, wie ein Architekt es tun würde.

Bastelecke wäre wohl untertrieben

Ein Haus, das er in seiner kleinen Werkstatt im Wohnraum entstehen lässt – das Wort Bastelecke wäre wohl stark untertrieben – wird zuerst geplant. Dazu gehören Bilder des Originals und Zeichnungen, die er anfertigt. Der Maßstab seiner Modellhäuser ist 1:50.

Holz ist sein wichtigstes Baumaterial. Exakt ausgemessen, Balken wie bei einem Fachwerkhaus gesetzt, Winkel mit Gehrung gearbeitet – da passt eins zum anderen. Fenster und Türen öffnen und schließen mit magnetischem Schlüssel, seine Häuser haben Inneneinrichtung, und sogar Personen befinden sich in den Häusern. Kleine Spielereien müssen auch sein. Bei einem Haus öffnet sich per Fernbedienung das Garagentor, bei einem anderen ist aus dem Anbau die Sauna herausnehmbar. Und Mülltonnen haben an der Unterseite einen kleinen Magneten, damit sie nicht umfallen können.

3000 Stunden Arbeit

Wenige Teile werden von ihm hinzugekauft: Bäume und Pflanzen, die um seine Häuser herumstehen, oder die Dachflächen mit den Dachziegeln. Dafür sind seine Dächer abnehmbar, sodass man in seine Häuser auch von oben hineinsehen kann.

„3000 Stunden habe ich für diesen Häuserkomplex gebraucht“, erklärt er zu einer Anlage, bestehend aus zwei Häusern mit Sauna und Innenhof. Das ist nicht in einem Jahr zu schaffen. Im Original, das in Rheinbreitbach steht, wohnt seine Tochter mit Familie. Jedoch ist dies nicht sein größtes Bauwerk, vielleicht nur sein detailverliebtestes.

Der gelernte Elektromaschinenbauer, 1935 in Siegburg geboren, baut seit seiner Jugend. Bei Ford hat er sich mit Verbesserungsvorschlägen hervorgetan, bei einem Werkzeughersteller hat er einen der ersten Kaffeeautomaten entwickelt. Doch hauptsächlich baute er für seine Märklin-Eisenbahn Häuser, so auch Bahnhöfe. Bereits 1952 wurde ein Bahnhof von ihm im Kölner Hauptbahnhof ausgestellt und lobend in der Presse erwähnt.

Bahnhof mit Bonner Loch

Auch in Bonn hatte es ihm der Hauptbahnhof angetan, den er samt Bonner Loch und den Häusern bis zur Thomas-Mann-Straße nachgebaut hat. Zahlreiche Häuser von Bekannten, insbesondere aus Holzlar, hat er in den letzten Jahren angefertigt. „Zehn Stunden jeden Tag“, erzählt seine Frau, „baut er. Manchmal schon sehr früh am Morgen.“

Damit er keine Ideen vergessen kann, hat er neben seinem Bett einen Notizblock liegen. „Nur leider lassen meine Augen ein wenig nach, und meine Hände sind auch nicht mehr so ruhig“, sagt er und baut weiter an einem Kamin in einem Haus, das derzeit noch im „Rohbau“ ist.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Der Kölner Wasserbus rückt näher
Nahverkehr per Wasserbus in Köln: Pläne für Pilotptojekt Der Kölner Wasserbus rückt näher
Aus dem Ressort