Gaststättenbetreiber hören auf Abschied vom "Zollstock"

BEUEL-OST · Lachen und fröhliche Stimmen sind schon von draußen zu hören. Immer wieder halten Autos und Taxis vor der Tür und Menschen mit Geschenken steigen aus. Um Punkt 18 Uhr war der Gastraum schon rappelvoll. Alle waren gekommen, Stammgäste, Keglerinnen und Skatbrüder, um bei einer großen Party Abschied zu nehmen.

 Ende einer "schönen Zeit mit wunderbaren Gästen": René und Dragica Malogorski haben am Samstag in ihrer Gaststätte "Zum Zollstock" zum letzten Mal die Zapfhähne umgedreht.

Ende einer "schönen Zeit mit wunderbaren Gästen": René und Dragica Malogorski haben am Samstag in ihrer Gaststätte "Zum Zollstock" zum letzten Mal die Zapfhähne umgedreht.

Foto: Max Malsch

Denn am Samstag war es soweit. René und Dragica Malogorski haben ein letztes Mal die Gäste in ihrer Gaststätte "Zum Zollstock" an der Siegburger Straße 36 bewirtet. Und sie haben es so getan wie in den zurückliegenden Jahrzehnten, mit großer Gastfreundlichkeit und von ganzem Herzen. Aber auch mit Wehmut und Dankbarkeit.

"Wir hatten eine schöne Zeit, mit wunderbaren Gästen und vielen schönen Begegnungen", sagte René Malogorski, der die Traditionsgaststätte mit Bundeskegelbahn mit seiner Frau Dragica seit rund 30 Jahren geführt hat. Doch jetzt sei es Zeit für den Ruhestand, sagte der Wirt. Das Gebäude, das den Wirtsleuten gehört, soll zu einem Wohnhaus umgebaut werden. Ab sofort müssen sich die Stammgäste eine neue Gastwirtschaft suchen, wie etwa der Vespa-Club-Bonn, der sich jeden ersten Donnerstag und jeden dritten Mittwoch im Monat im "Zollstock" getroffen hat. Und auch der Kegelclub "Lott jonn", der dort seit Mitte der 80er Jahre kegelte. "Wir bedauern sehr, dass die Gaststätte schließt. Natürlich gönnen wir den Malogorskis ihren wohlverdienten Ruhestand. Sie waren immer nette und hervorragende Gastleute, die sehr beliebt sind", betonte Manfred Krahe, Leiter der Bezirksverwaltungsstelle Beuel. "Aber leider verliert Beuel damit wieder eine Traditionskneipe. In die Gaststätte kamen auch viele Leute aus dem Viertel", berichtete Krahe. "Der ?Zollstock' war eine Gaststätte im besten Sinne, denn dahin geht man ja nicht wegen einer schönen Tapete, sondern um nette Leute zu treffen", erklärte der langjährig aktive Kegler.

Dem Club "Lott jonn" gehören Mitarbeiter und frühere Mitarbeiter der ehemaligen Stadt Beuel an. Die Schließung trifft besonders die Kegler. "Als Verein oder Stammtisch kann man sich eine neue Kneipe suchen, aber als Kegler gibt es kaum Alternativen vor Ort", so Krahe. Der Verein sondiere derzeit, wo er eine neue Bleibe findet. Und auch "Die Königsbienen" und "Die Kallenreiter" müssen sich nach einer neuen Kegelbahn umschauen. "Wir haben hier seit Oktober 1988 gekegelt. Es herrschte immer eine tolle Atmosphäre und wir werden das Wirtshaus vermissen", sagte Dagmar Steimel, Präsidentin der "Königsbienen".

"Wir haben hier auch viele unvergessliche Feste gefeiert, Karneval und Weihnachtsfeiern und sogar Kindergeburtstage gab es auf der Kegelbahn", berichtete Steimel. "Zu Abschied wird es ganz viele Tränen geben", so die Präsidentin. "Und auch die Lotti werden wir vermissen, denn unsere Lotti ist die Beste", so Steimel. Lotti Schellberg hat 30 Jahre im "Zollstock" gekellnert und mit Schließung der Gaststätte geht auch sie in den Ruhestand. "Leider", kommentierte die 74-Jährige wehmütig.

"Die Malogorskis waren immer sehr nette Leute, zuvorkommend und freundlich", sagte Luliane Hopperditzel. Sie habe sogar ihren 60. Geburtstag in der Gaststätte gefeiert und sei sehr traurig, dass sie nun schließe. Auch Gabriele Bertram und Elfie Untit feierten am Samstag mit einem lachenden und einem weinenden Auge: "Wir hatten sehr viele schöne Erlebnisse. Auch das Sparkästchen zu leeren werden wir vermissen." "Schön war es hier auch immer an Weiberfastnacht, wenn der Zug hier vorbeikommt. Da war ich schon immer um 8 Uhr hier", sagte Hans Murk. Und auch Karl-Heinz Meindorf und seine Skatbrüder sind ihrem "Zollstock" immer treu geblieben.

Seit 30 Jahren haben sie jeden Freitag gespielt. "Ich komme schon mehr als 60 Jahre her - früher sogar zusammen mit meinem Vater", sagt Meindorf. "Aber 30 Jahre sind eine lange Zeit. Wir wünschen den Malogorskis noch ganz viele gesunde Jahre im Ruhestand", sagte Dagmar Steimel.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort