Sanierung St. Peter Adelheid-Figur vom Dach geholt

Vilich · Sanierung in St. Peter: Seit Donnerstag ist die güldene Figur der Adelheid vom Stiftskirchenturm verschwunden. Sebastian Hoppen restauriert sie in seiner Werkstatt in Dattenfeld.

 Die Adelheid-Kirchturmspitzenfigur wird am 1905.2016 vom Kirchturm der St. Peter Kirche in Vilich abgenommen. Kunstschmied Sebastian Hoppen begutachtet das Kreuz der Kirchturmspitze.

Die Adelheid-Kirchturmspitzenfigur wird am 1905.2016 vom Kirchturm der St. Peter Kirche in Vilich abgenommen. Kunstschmied Sebastian Hoppen begutachtet das Kreuz der Kirchturmspitze.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Geschichten, die sich um die Vilicher Äbtissin Adelheid ranken, sind mystisch. Mit ihrem Stab soll sie auf den Boden geschlagen haben, woraufhin ein Wasserstrahl heraussprudelte. Kaum bekannt ist die eher profane Geschichte über die güldene Figur auf dem Stiftskirchenturm Sankt Peter, die Adelheid zeigt. Was aber zweifellos feststeht, ist, dass sie seit gestern verschwunden ist.

Dafür wiederum gibt es eine einfache Erklärung: Sebastian Hoppen, Restaurator aus Dattenberg im Kreis Neuwied, hat sie auf Wunsch der Kirchengemeinde abgenommen und in seine Kunstschmiedewerkstatt gebracht. Dort muss er die Metallfigur zunächst einmal genau unter die Lupe nehmen. „Sie braucht in jedem Fall eine neue Vergoldung“, sagte der Handwerkermeister. Vor allem der Gräfinnenkrone – Adelheid stammt vom ottonischen Kaiserhaus ab – haben die Vögel den Glanz genommen. Bei der ersten Begutachtung äußerte Hoppen den Verdacht, Teile der Figur könnten aus Material aus dem 17. Jahrhundert stammen. Einige Nieten, mit denen sie geflickt wurde, seien ebenfalls ziemlich alt. Aus welchem Metall die Heilige gegossen wurde, konnte er noch nicht sagen.

Das gut sortierte Privatarchiv des Kunsthistorikers und früheren Hauptkonservators beim Rheinischen Amt für Denkmalpflege, Gisbert Knopp, schränkt die Zeit der Entstehung und ersten Montage allerdings stark ein. Bildaufnahmen zeigen die Stiftskirche im Jahr 1965 ohne die Turmfigur, 1967 prangt sie gut sichtbar in luftiger Höhe über Vilich. Knopp, das frühere Kirchenvorstandsmitglied Editha Hoschützky und Gemeindepfarrer Michael Dörr gehen davon aus, dass die offizielle Heiligsprechung der Äbtissin durch Papst Paul VI. am 27. Januar 1966 den Vilichern Anlass für diese Ehrung gewesen ist.

Handgeschriebene Dokumente

Knopp: „Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass dafür alte Materialien zusammengefügt wurden, die gerade zur Hand waren.“ Die metallene Adelheid – mit Stab in der einen und vermutlich der Silhouette der Kirche in der anderen Hand – stand auf einer Metallkugel. Zwei Dokumente förderte die gestrige Demontage darin zutage. Ein handschriftliches Papier stammt aus dem Jahr 1954 und ist in lateinischer Schrift verfasst. Damals wurde die nach dem Bombenangriff im Oktober 1944 zerstörte Kirche wieder aufgebaut. Das zweite Dokument in deutscher Sprache erinnert an die Sanierung des Turms im Jahr 1994. Zwei Jahre zuvor hatte ein Erdbeben schwere Risse in der Gebäudesubstanz verursacht.

Mehr als 20 Jahre später muss die Gemeinde nun erneut den Turm sanieren (der GA berichtete). Die Restaurierung der Adelheid-Figur ist jedoch der kleinste Eingriff. Die Sanierung hat laut Architekt Karl-Heinz Mehlem vor gut einer Woche begonnen. „Die Schäden an Pfeilern und Kapitellen sind doch größer, als zunächst angenommen“, sagte er. Natursteine und Holzkonstruktion unter dem Dach müssten ausgebessert werden. Das Dach wird mit spanischem Schiefer ausgelegt.

Die vorsichtige Kostenschätzung der Gemeinde liegt bei 300.000 Euro, von denen zwei Drittel das Erzbistum Köln tragen wird. Die umfangreiche Sanierung des Hauptschiffs war zum 1000. Todestag von Adelheid 2014/2015 erfolgt. Das Land hat die Kosten dafür aufgrund einer Patronatsverpflichtung aus napoleonischen Zeiten übernommen.

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