Erweiterung der Adelheidisschule Stadt verwirft Pläne für eine provisorisches Schulgebäude

Vilich · Seit 30 Jahren fordern Lehrer und Eltern eine Erweiterung der Adelheidisschule in Vilich. 2021 hat die Politik eine Erweiterung in Vilich-Müldorf beschlossen. Zur Debatte stand auch ein provisorisches Schulgebäude. Die Idee hat die Stadt nun verworfen. Dafür gibt es mehrere Gründe

 Schuleiterin Ute Sterr (r.) und ihre Stellvertreterin Mechtild Schauerte haben ein Problem: zu viele Schüler für zu wenig Raum.

Schuleiterin Ute Sterr (r.) und ihre Stellvertreterin Mechtild Schauerte haben ein Problem: zu viele Schüler für zu wenig Raum.

Foto: Benjamin Westhoff

Wie steht es um die Erweiterung der Adelheidisschule? Das wollte die Fraktion der CDU in der Bezirksvertretung Beuel in einer Großen Anfrage wissen. Die Stadt hat nun die Antworten auf die Fragen der Politik vorgelegt.

Und darum geht es: Die Adelheidisschule soll am bisherigen Standort in der Käsbergstraße in Vilich ausgebaut werden, außerdem soll sie eine Dependance im Ortsteil Vilich-Müldorf bekommen. Das hatten sowohl die Bezirksvertretung Beuel als auch der Schulausschuss und der Hauptausschuss im März 2021 beschlossen. Die Nachricht löste Freude bei Eltern, Schülern und Lehrern aus, weckte aber auch Erinnerungen: Seit rund 30 Jahren wird über die Schulerweiterung diskutiert. Generationen von Eltern haben vergeblich gefordert, dass sich die Unterrichtssituation an der Grundschule bessert.

Der neue Standort der Adelheidisschule soll im Wohnpark I entstehen, das Gebiet in Vilich-Müldorf ist Teil des städtebaulichen Projekts „Wohn- und Wissenschaftspark“, das 1999 als gemeinsames Vorhaben der Städte Bonn und Sankt-Augustin beschlossen wurde. Die Entwicklungsgesellschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, die NRW.Urban GmbH, hatte die Grundstücke verkauft, auf denen rund 300 Wohnungen entstanden sind. Das Grundstück, auf dem die Dependance gebaut werden soll, ist 6000 Quadratmeter groß und liegt am Therese-Giehse-Weg. Von der Adelheidisschule ist es rund zwei Kilometer entfernt.

Stadt hat Architekten beauftragt

In ihrer aktuellen Stellungnahme zur Anfrage der CDU schreibt die Verwaltung, für die Planung der Dependance in Vilich-Müldorf seien nach einem europaweiten Verfahren die Architekten beauftragt worden. Derzeit erfolgten die Vergaben an die erforderlichen Fachplaner. Erst wenn die Erweiterung fertig sei, solle sich der Um- und Ausbau am Standort in der Käsbergstraße anschließen. Wann die Arbeiten an der Dependance beginnen, ist laut Stadt noch nicht klar.

Am bisherigen Standort ist der Platz knapp. Besonders für die Nachmittagsbetreuung fehlt Raum, und auch in der Mensa ist es eng. Dort müssen die Kinder in mehreren Schichten essen. „Die Mensa ist einfach zu klein“, sagt Schulleiterin Ute Sterr. Aber auch für den regulären Unterricht für die rund 300 Schüler ist der Platz knapp. „In den letzten beiden Jahren mussten wir jeweils mehr als zehn Schüler ablehnen“, sagt Sterr.

Weil sie keinen Schulplatz bekamen, hätten sich einige Eltern an ihn gewandt, berichtet Karl-Heinz Everding, der für die CDU in der Bezirksvertretung Beuel sitzt. Sie hätten auf die Marktschule in Pützchen ausweichen müssen. „Die Situation ist für die Familien eine Katastrophe“, sagt Sterr. Sie geht davon aus, dass der Leidensdruck in den nächsten Jahren noch steigen wird.

Denn in der Umgebung lägen einige Neubaugebiet (siehe Infobox: Neubaugebiete). Hinzu kommt künftig noch der Wohnpark II in Vilich-Müldorf, der ebenfalls teil Projekts „Wohn- und Wissenschaftspark“ ist. Dort soll vorwiegend Wohnraum für junge Familien entstehen. „Wir brauchen dringend mehr Platz für Grundschüler und Grundschülerinnen. Und das nicht erst seit gestern“, sagt Silke Uckermann, Kulturpolitische Sprecherin der Grünen. „Der Stadt ist die Lage sicherlich sehr wohl bekannt. Auch dieses Schuljahr auf eine Zwischenlösung zu verzichten wird für viele Eltern bedeuten, einen Schulplatz annehmen zu müssen, der nicht der nächste zu ihrem Wohnort ist.“

Stadt verwirft Provisorium aus mehreren Gründen

Als Teil des Beschlusses aus dem vergangenen Jahr wollte die Stadt prüfen, ob am neuen Standort im Wohnpark I zum Schuljahr 2022/2023 zunächst ein provisorisches Schulgebäude errichtet werden kann, während der Erweiterungsbau entsteht. In ihrer aktuellen Stellungnahme teilt die Stadt mit, diese Überlegung sei geprüft und verworfen worden. Aus mehreren Gründen: Maßgeblich sei darüber hinaus, dass wegen der räumlichen Nähe der laufende Schulbetrieb im Provisorium zwangläufig beeinträchtigt wäre, während der Neubau errichtet wird.

Außerdem, so die Verwaltung, hätte das Provisorium als zusätzliches Projekt beim Städtischen Gebäudemanagement weitere Kapazitäten gebunden. Das Ganze hätte die übrige Planung für die Erweiterung im Wohnpark verlängert.

Als weiteren Grund führt die Verwaltung an, dass der Eigentumsübergang der Fläche noch nicht vollständig abgeschlossen sei. Die Stadt bekommt das Grundstück wegen der im Rahmen der Entwicklungsmaßnahme geltenden Regeln nämlich umsonst. Sie muss lediglich die Nebenkosten in Form von Grunderwerbsteuer und Notarkosten von 150 000 Euro tragen. Laut NRW.Urban soll die Übergabe im April oder Mai abgeschlossen sein. Vom Presseamt heißt es: „im zweiten Quartal“.

Weiterer Raum für Schüler

In der Zwischenzeit, so sehen es die Pläne vor, soll am alten Standort der Adelheidisschule weiterer Raum für Schüler geschaffen werden. Auch dazu nimmt die Verwaltung nun Stellung. In der Käsbergstraße sollen zwei Container den Schülern zusätzlichen Platz bieten. „Im Mai werden wohl die Fundamente für die Container entstehen und Leitungen verlegt“, sagt Sterr. Laut Stadt sollen die Arbeiten in den Sommerferien 2022 abgeschlossen werden. Mit einem der Räume, die dann im Hauptgebäude leer sind, wird die Mensa erweitert, der andere bietet Platz für die Nachmittagsbetreuung.

Auch wenn es an der Käsebergstraße jetzt etwas mehr Platz geben soll, andere Probleme bleiben bestehen. Die Klassenräume sind laut Sterr extrem klein. Außerdem geht die Schulleiterin davon aus, dass es auch in den kommenden Jahren mehr Schüler als Plätze gibt – besonders wenn die ersten Familien in den Wohnpark II ziehen. Mit Blick auf diese Situation sagt Sterr über die Erweiterung der Schule: „Es muss unglaublich Gas gegeben werden.“

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