Vergebliche Suche Ärger über fehlende Toiletten am Bahnhof in Beuel

Beuel · Der Bahnhof am Ende der Goetheallee wird bis 2026 barrierfrei umgebaut. Das steht fest. Allerdings wird es auch danach keine Möglichkeiten für die Nutzer der Bahn geben, eine Toilette aufzusuchen.

 2017 sind am Bahnhof Beuel täglich 4450 Fahrgäste ein- und ausgestiegen.

2017 sind am Bahnhof Beuel täglich 4450 Fahrgäste ein- und ausgestiegen.

Foto: Jutta Specht

Schön ist der Beueler Bahnhof nicht. „Muss er aber auch nicht sein“, findet Jutta Neuen. „Hauptsache die Züge sind pünktlich.“ Die junge Mutter unternimmt einen Ausflug per Bahn. „Zum Glück von Gleis 1. Sonst müsste ich den Kinderwagen die Treppen hinunter und wieder hinauf aufs andere Gleis schleppen.“ Offenbar ist sie mit dem Kinderwagen weitaus unüberwindlichere Hindernisse gewohnt. Denn der Beueler Horst Dietz sieht das anders. „Wie kommen Menschen mit Behinderung auf Gleis 2?“ Es gibt keinen barrierefreien Zugang. Welche Schwierigkeiten dadurch entstehen, hat Dietz beobachtet, als ein Intercity dort einen Nothalt hatte. Ein Fahrgast musste umgehend ins Krankenhaus gebracht werden. „Die Sanitäter hatten alle Mühe, ihn auf der Trage über die Treppen zu bugsieren“, berichtet er.

Immerhin steigen laut Statistik der Nahverkehr Rheinland GmbH, zu deren Aufgaben die Planung des Angebots im Schienenpersonennahverkehr gehört, täglich 4450 Bahnreisende in Beuel ein und aus. Tendenz steigend. 2010 waren es täglich knapp 4000.

Was Horst Dietz – und vielen anderen Fahrgästen – aber am meisten stinkt, ist, dass es am Bahnhof keine Toilette gibt. „Das ist ein unmöglicher Zustand“, sagt er. Mangels eines stillen Örtchens würden viele die Unterführung missbrauchen. „Dort riecht es derart penetrant nach Urin, dass man sich schütteln muss.“ Gleiches gilt für die Grünanlagen vor dem Eingang zu den Gleisen. Und die Toilette in der Gaststätte? Fehlanzeige. Sie hat seit einigen Jahren geschlossen. Die Eingangstür ist sogar vernagelt.

Auch im angrenzenden Kiosk tragen Kunden ihre eilige Bitte vor und müssen abgewiesen werden. Man habe zwar eine Toilette, aber eben keine öffentliche, sagt Muhammed Gürler, der momentan seinen Vater vertritt. Seit 2003 führt die Familie Gürler den Kiosk. Dass die Bundesbahn in Beuel wenig bis gar nichts unternehme, um den allgemeinen Zustand zu verbessern, hätten sie schon öfter kritisiert.

Fahrkartenschalter bis 17 Uhr geöffnet

Der Fahrkartenschalter, der bis 17 Uhr geöffnet hat, ist für viele der letzte Ausweg. Doch der erweist sich ebenfalls als Sackgasse. Robert Sommer, Reiseberater der Deutschen Bundesbahn, zuckt mit den Achseln. Er könne keine Toilette herbeizaubern. Zwar gäbe es eine im Büro seines Fahrkartenschalters. Die sei aber dem Bahnpersonal vorbehalten. „Ich kann Kunden nicht ins Büro lassen. Das ist aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt, weil wir eine Kasse mit Bargeld haben.“ Gefragt – „um nicht zu sagen angefleht“ – werde er von Fahrgästen jeden Tag.

Sommer verweist in dringenden Fällen an das Hotel Willkens gegenüber vom Bahnhof. „Man will ja niemanden wegschicken“, sagt Renate Willkens-Böttcher. „Jeden Tag klingeln acht bis zehn Reisende und fragen, ob sie rasch zur Toilette können. Offenbar werden sie alle zu mir ins Hotel geschickt. Das ist schon lästig.“ Es gehe nicht nur darum, dass sie darauf achten müsse, wer in ihrem Haus ein und ausgehe. Auch der Reinigungsaufwand sei höher. Mittlerweile nimmt sie 50 Cent für die WC-Nutzung. „Ich habe das Thema bei der Bundesbahn angesprochen. Keine Resonanz.“

Modernisierungspläne für den Beueler Bahnhof

Auf GA-Anfrage verweist die Bahn auf Modernisierungspläne für den Beueler Bahnhof. „Die Station erhält neue Bahnsteige und wird komplett barrierefrei sein“, erläutert ein Bahnsprecher. „Mittel- und Hausbahnsteig erhalten einen Aufzug. Außerdem wird eine Rampe den Zugang zum Bahnhof erleichtern.“ Wann? „Die Modernisierung wird nach derzeitigem Stand voraussichtlich 2026 mit Inbetriebnahme des Streckenabschnitts der S 13 von Troisdorf nach Beuel abgeschlossen sein.“

Und Toiletten? „Die Bahn ist nicht verpflichtet, Fahrgästen auf dem Bahnhofsgelände Toiletten anzubieten“, so der Sprecher. Unter Umständen gebe es die Möglichkeit, eine Vereinbarung mit der Stadt zu treffen. Doch in Beuel gibt es ohnehin kein öffentliches städtisches WC. Damit unter diesen Umständen nicht jeder zusehen muss, wo er bleibt, schlägt Horst Dietz Dixie-Klos am Beueler Bahnhof vor. Dafür fühlt sich die Bundesbahn aber nicht zuständig.

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