Nachbarschafts-Adventskalender Wie sich eine Straße in Beuel für das Weihnachtsfest herausputzt

Beuel · Jeden Abend wird die Dunantstraße in Beuel etwas heller, denn in jedem Haus ist ein Fenster mehr beleuchtet. Die Idee des Nachbarschafts-Adventskalenders stammt aus einer Krisenzeit.

 Bei einer Tasse Glühwein begutachten die Bewohner der Dunantstraße das aktuelle Adventskalenderfensterchen.

Bei einer Tasse Glühwein begutachten die Bewohner der Dunantstraße das aktuelle Adventskalenderfensterchen.

Foto: Benjamin Westhoff

Pünktlich um 18:30 Uhr versammeln sich die Bewohner der Dunantstraße jeden Abend vor einem der Häuser und bestaunen das dekorierte Fensterchen des Tages. „2020, im Lockdown, da war alles grau. Jeder hat sich zurückgezogen“, erinnert sich Sandra Schmidt.

Seit zehn Jahren lebt die Lehrerin mit ihrer Familie in Beuel. „Unser Nachbarschaftsleben ist eigentlich sehr aktiv: Wir quatschen gern mal am Zaun oder passen gegenseitig auf die Katze und das Haus des anderen auf, wenn jemand im Urlaub ist.“ Das habe sie während der Pandemie besonders vermisst.

Als sich die Adventszeit 2020 näherte, hatte sie eine Idee: Die ganze Straße sollte bunter und vorweihnachtlicher werden. Es brauchte mehr Licht und Dekoration, um den Nachbarn die Vorbereitung auf das Weihnachtsfest zu erheitern. Doch allein konnte Schmidt die Straße nicht dekorieren, deshalb wollte sie alle mit ins Boot zu holen. Herausgekommen ist ein XXL-Adventskalender in der Straße – so war sichergestellt, dass mindestens 24 Häuser dekoriert sind.

Viele wollten mitmachen

Mit ihrer Idee ging Schmidt auf ihre Nachbarin Annette Thome zu, die seit über 20 Jahren an der Dunantstraße lebt und davon sofort begeistert war. Da nicht jeder überredet werden sollte, sein ganzes Haus zu dekorieren, einigten sich die beiden auf ein Fenster pro Haus und schrieben ihre Idee in einem Brief an die Nachbarn nieder. Thome: „Wir waren überrascht, wie viele sich zurückgemeldet haben. Bis auf zwei Tage war unser Fenster-Adventskalender schnell besetzt.“

Jeden Tag dekorierte eine andere Familie – fest nach Plan – ein Fenster: mit ausgeschnittenen Sternen oder Rehen, Windowcolorbildchen, Kerzen oder einfach nur Lametta, das an der Gardinenstange befestigt wurde. Wichtig war nur das sichtbare Anbringen der Tagesnummer. Am Abend, als es dunkel wurde, wurde das Fenster dann beleuchtet – sodass jeden Tag ein buntes Fenster mehr an der Dunantstraße zu sehen war. Schmidt: „Die Familien spazierten durch die Straßen. Man winkte einander mit Abstand zu. Das war ein echter Hoffnungsschimmer in dieser verrückten Zeit.“

Auch 2021 starteten sie einen Aufruf an die Nachbarn. Abermals beteiligten sich viele an der Aktion. „Dieses Jahr haben wir es uns dann ganz genau überlegt, ob wir es noch einmal machen. Denn wenn im Rheinland etwas dreimal gemacht wird, ist es eine gesetzte Tradition“, sagt Thome mit einem Lachen.

Als die ersten Anfragen der Nachbarn bereits im September dieses Jahres bei den beiden Organisatoren eingingen, seien sie nicht drum herumgekommen, das Projekt in die dritte Auflage zu schicken. „Mittlerweile haben wir sogar eine Whatsapp-Gruppe, in der wir die Aufteilung der Tage organisieren“. Zudem sei alles professioneller geworden, erklärt Schmidt.

Enthüllung bei Glühwein und Plätzchen

Jeden Abend treffen sich die Bewohner der Straße in diesem Jahr zur gemeinsamen Enthüllung beziehungsweise Beleuchtung der Fenster. Dazu gibt es für alle einen wärmenden Likör oder Glühwein vom Campingkocher. Der ein oder andere reicht sogar Plätzchen oder stellt einen Feuerkorb auf. Mit der Zeit wurde der Kalender zudem ausgeweitet, da die Dunantstraße nicht über 24 Nummern verfügt und auch die Nachbarn der Nachbarn Interesse angemeldet haben. So wurde die angrenzende Rathausstraße hinzugenommen, damit nicht ein Bewohner zwei Fenster im Haus dekorieren muss. „Ich habe durch die Aktion Nachbarn kennengelernt, die ich zuvor noch nie gesehen habe. Das freut mich riesig. Auch für Zugezogene ist das eine tolle Möglichkeit, neue Bekanntschaften zu schließen“, sagt Thome. Der Plan für das nächste Jahr scheint damit schon gesetzt.

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