Heimatmuseum Beuel Alte Volkslieder neu interpretiert

BEUEL · Da muss erst ein Amerikaner kommen, um den Deutschen ihre Volkslieder wieder schmackhaft zu machen. Der Straßenmusiker Herbert W. Lancer, genannt Aitchy, der vor fünf Jahren nach Deutschland kam, hörte in Bayern das Lied "Kein schöner Land" und spielte es in einer eigenen, sehr ruhigen Version in der Einkaufszone von Köln-Ehrenfeld mit seiner Gitarre nach.

 Kunst ohne Strom zeigen Elisabeth Pleß und Herbert W. Lancer im Heimatmuseum.

Kunst ohne Strom zeigen Elisabeth Pleß und Herbert W. Lancer im Heimatmuseum.

Foto: Max Malsch

Viele seien vorbeigegangen. "Aber eine Frau blieb stehen und sagte: “Sie sollten mehr davon machen„", erzählte er am Sonntag im Innenhof des Beueler Heimatmuseums.

Den Rat hat er beherzigt. Mit der Schauspielerin Elisabeth Pleß hat er das Duo "Aitchy und Else" gegründet. Sie geben den bekannten Liedern ein neues Gewand, mal als Folk-, Pop-, Jazz- oder auch Reggae-Song. "Die Leute in unserem Alter kennen das gar nicht mehr", sagte Pleß.

Gemeinsam präsentierten sie ihr inzwischen aus 16 "deutschen Folkliedern" bestehendes Repertoire im Rahmen der Aktion "Kunst ohne Strom", die die Beueler Brotfabrik am Wochenende auf dem Gelände des Heimatmuseums ausrichtete. Und sowohl ihre Auftritte am Samstagabend als auch am Sonntagnachmittag kamen sehr gut an. "Es passt auch sehr gut an diesen Ort", meinte der US-Amerikaner.

In der Tat fühlte es sich richtig an, altes deutsches Liedgut an dem Ort zu hören, an dem der Heimat- und Geschichtsverein sich dem Beueler Brauchtum widmet. Dort las am Samstag außerdem Petra Kalkutschke aus einem unterhaltsamen Text von 1853 vor, in dem die fiktiven Reisenden Schulze und Müller aus Berlin das Rheinland besuchen - in Köln wollen sie den Klüngel kennenlernen, den sie für eine Person halten, und in Bonn schließen sie sich als sachsennahe Preußen der Burschenschaft Saxonia an.

Am Sonntag bot die Künstlerin Sonja Hellmann Kindern an, aus Nesselstoff eigene Fahnen zu gestalten. Zudem erzählte Katrin Marder das Märchen "Schneeweißchen und Rosenrot", das sich das Publikum ausgesucht hatte. Es war wohl dem Freibadwetter geschuldet, dass der Sonntag weniger gut besucht war.

Dies war die erste Zusammenarbeit der Brotfabrik mit dem Heimatverein, aber nicht die letzte. Jürgen Becker von der Brotfabrik, der auch Aktionen in der Dransdorfer Grünen Spielstadt ausrichtet, hatte nach einem schönen Ort gesucht, an dem man gut Kunst unter freiem Himmel und, dem Titel entsprechend, ohne Strom präsentieren kann, und kam letztlich auf das Museum in Beuel. Er stellte fest: "Die Akustik hier ist ganz toll." Er träume schon von Gitarrenkonzerten im Innenhof.

Am Samstag, 31. August, gibt es mehr "Kunst ohne Strom" im Heimatmuseum, Wagnergasse 2-4: Um 19 Uhr werden dort unter anderem Geschichten von Mark Twain gelesen, außerdem präsentiert die Bonner Gruppe "As the Crow Flies" deutsch-schottische Lieder. Der Eintritt ist frei.

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