Evangelische Kirchengemeinde Oberkassel An der Basis rumort es wegen Pfarrer Jens Anders

OBERKASSEL · Der nicht freiwillige Abschied von Pfarrer Jens Anders lässt die Evangelische Kirchengemeinde Oberkassel nicht zur Ruhe kommen. In einem offenen Brief an alle Presbyteriumsmitglieder und an den Superintendenten des Kirchenkreises an Sieg und Rhein, Reinhard Bartha, setzen sich die Brüder Ulrich und Wolfgang Hürter für den in die Kritik geratenen Pfarrer ein.

In dem zweiseitigen Schreiben bitten die Hürters den Superintendenten dafür Sorge zu tragen, dass die Gemeinde zum Verbleib Anders' in Oberkassel gehört wird und dass der Pfarrer so lange keine neue Stelle annimmt. "Wir stellen die Kirchenordnung nicht in Frage, sind aber der Meinung, dass man in diesem Fall nur durch Transparenz und Aufrichtigkeit die Menschen für unsere Gemeinde gewinnen kann", schreiben die Brüder, die sich an die Spitze einer Bewegung pro Pfarrer Anders gesetzt haben.

Anfang Juni hatte Anders der Gemeinde mitgeteilt, dass er seine auf zehn Jahre befristete Stelle nicht verlängern und Oberkassel zum Oktober 2014 verlassen wird (der GA berichtete). Wenige Tage später kam dann die ganze Wahrheit ans Tageslicht.

Das Presbyterium hatte eine Probeabstimmung über den Verbleib des Pfarrers durchgeführt, die die Trennung von Anders zur Folge hatte. Presbyterium, Pfarrer und Superintendent hatten sich darauf verständigt, diesen Vorgang nicht öffentlich werden zu lassen, um die Zukunft des Pfarrers nicht zu erschweren. Das ging schief. Was folgte, war der Protest vieler Gemeindemitglieder.

"Mit großer Sorge verfolgen wir die Geschehnisse in unserer Gemeinde. Nachdem wir in den letzten Jahren mit Freude und Dankbarkeit erleben durften, dass hier wieder ein Pfarrer ist, der auf die Menschen zugeht, müssen wir jetzt feststellen, dass dieser Pfarrer von einigen Gemeindegliedern nicht länger erwünscht ist", heißt es in dem Brief an Bartha.

Die Brüder Hürter wollen wissen, welche Verfehlungen man Pfarrer Anders vorwirft und wie ein von circa zehn Prozent der Gemeindeglieder gewähltes Gremium dazu kommt, mit einem knappen Abstimmungsverhältnis Druck auf den Pfarrer auszuüben, ohne die Gemeinde zu fragen.

In einem Gespräch mit dem GA nahm Superintendent Bartha Stellung zu dem Brief. "Die Abstimmung im Presbyterium war nicht knapp, sondern eindeutig. Ich habe an dem Treffen teilgenommen und mich für den Verbleib Anders ausgesprochen, weil ich ihn für einen guten Pfarrer halte", sagte Bartha. Er habe aber die Entscheidung des Presbyteriums zu akzeptieren, weil dieses Gremium nach Kirchenrecht über die Besetzung von Pfarrerstellen zu entscheiden habe.

"Mein Eindruck ist, dass sich das Presbyterium in Oberkassel die Entscheidung nicht leicht gemacht hat und der Entschluss fest steht", sagte Bartha. Anders könne zwar immer noch eine Entfristung seiner Stelle beantragen, er würde ihm aber nicht zu diesem Schritt raten. "Nicht jeder Deckel passt auf jeden Topf. Das muss man auch als Pfarrer akzeptieren. Ich persönlich halte sehr viel von Jens Anders und bin davon überzeugt, dass er eine gute seelsorgerische Arbeit leistet."

Anders, der derzeit Urlaub macht, habe sich laut Bartha bereits auf mehrere Stellen der Landeskirche beworben. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. Wie der GA erfuhr, hat das Presbyterium für den 3. November eine Gemeindeversammlung einberufen. Dann soll auch über die Besetzung der Pfarrerstelle diskutiert werden.

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