Lesung in der Gesamtschule Beuel Andreas Stichmann unternimmt Couchsurfing im Iran

BEUEL · Fast wäre es Andreas Stichmann gelungen, die Elft- und Zwölftklässler der Gesamtschule Beuel für seinen Beruf zu begeistern: "Ich werde Schriftsteller", riefen einige, als Stichmann bei seiner Lesung erzählte, dass er von dem Vorschuss, den er von seinem Verlag vor Veröffentlichung des ersten Romans erhalten hatte, zwei bis drei Jahre leben könne.

 Zwei Kurzgeschichten trägt Andreas Stichmann in der Aula der Beueler Gesamtschule vor.

Zwei Kurzgeschichten trägt Andreas Stichmann in der Aula der Beueler Gesamtschule vor.

Foto: Max Malsch

"Das große Leuchten" heißt der Debüt-Roman des jungen Autors, der im Oktober erscheinen wird. Ein großes Leuchten hatten auch die Schüler in den Augen, als sie von dem Vorschuss für Schriftsteller hörten, doch so richtig konnte Stichmann die Schüler doch nicht vom Traumjob Schriftsteller überzeugen: "Man schreibt viel, jeden Tag einige Seiten, aber vieles davon wandert auch in den Mülleimer", berichtete der junge Autor von seinem Arbeitsalltag.

Stichmann war in seine ehemalige Schule gekommen, um zwei seiner Kurzgeschichten vorzulesen, von der Entstehung seines Romans zu berichten und von seinem Studium am Literaturinstitut Leipzig zu erzählen. Für das Schreiben begeisterte sich Stichmann schon als junger Teenager: Mit 13 schrieb er Comics, mit 15 verfasste er seine ersten Kurzgeschichten. "Warum schon wieder zu Wartan?", heißt eine dieser Geschichten, die er den Schülern vorstellte.

Mit 19 Jahren habe er diese Geschichte geschrieben, in der er von einigen Freunden erzählt, die sich noch ein wenig Gras besorgen, bevor sie auf eine Party gehen. Als Stichmann erzählt, dass "sehr viel Autobiografisches" in dieser Geschichte steckt, lachen die Schüler. Heute fällt es Stichmann immer schwerer, Texte mit autobiografischen Zügen zu schreiben: "Je mehr man schreibt, desto mehr kommt man von der Realität weg", so Stichmann.

Für seinen Debüt-Roman hat sich der junge Autor von einer Reise in den Iran inspirieren lassen: Vor vier Jahren wagte Stichmann das Abenteuer "Couchsurfing im Iran": Er zog von einem Ort zum anderen und übernachtete bei verschiedenen Leuten, die ihm über das Internet eine Übernachtungsmöglichkeit angeboten hatten. Entstanden ist ein Reiseroman, der von einem jungen Mann handelt, der durch den Iran reist, um ein Mädchen zu finden, das er aus den Augen verloren hatte. Knapp drei Jahre habe er fast täglich an dem Roman geschrieben, so Stichmann.

Als sehr locker und angenehm empfand Stichmann seine Studienzeit in Leipzig: Fünf Jahre studierte er "Kreatives Schreiben", was ihm sehr leicht viel: "Ich habe nur Texte geschrieben, die ich sowieso geschrieben hätte", blickt Stichmann zurück. Auf die Frage einer Schülerin, was man mit solch einem Studium später mal machen kann, antwortet Stichmann ganz trocken: "Nichts!".

Ein erfolgreicher Studienabschluss am Literaturinstitut verhelfe einem noch lange nicht zu einem Job und höchstens jedem dritten Absolventen gelinge es, später mal ein literarisches Werk zu veröffentlichen, so Stichmann. Das Studium aufgenommen habe er hauptsächlich, um andere Leute kennenzulernen, die auch schreiben.

Zur Person

Andreas Stichmann wurde am 5. November 1983 in Bonn geboren. Nach dem Abitur studierte er am Literaturinstitut Leipzig. Bereits mit 15 schrieb er seine ersten Kurzgeschichten, die 2009 in dem Sammelband "Jackie in Silber" veröffentlicht wurden und mit dem Clemens-Brentano-Preis ausgezeichnet wurden.

Im Herbst erscheint sein erster Roman "Das große Leuchten" beim Rowohlt-Verlag.

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