Neubauprojekt in Beuel Anlieger bieten der Stadt die Stirn

BEUEL · 18 Hausbesitzer in der Siegfried-Leopold-Straße haben sich zu einer Interessengemeinschaft gegen das geplante Neubauprojekt (siehe unten) in ihrer Straße zusammengetan und die Stadt Bonn wegen Erteilung der Baugenehmigung vor dem Verwaltungsgericht Köln verklagt.

"Wir sind nicht grundsätzlich gegen einen Neubau, aber die Stadt hat unserer Meinung nach zu Unrecht dieses Bauvorhaben genehmigt. Es gibt noch viele Fragen, die seitens der Stadt unbeantwortet geblieben sind", sagte Eva Lückerath, die im Namen der Nachbarn eine Klage eingereicht hat. Eine weitere Anliegerin klagt als Einzelperson. Fünf Punkte listen die Nachbarn auf, die ihrer Meinung nach gegen die Genehmigung des Bauvorhabens in dieser Größe und Art sprechen:

  • Der Bau der Tiefgarage ist in einem Grundwassergebiet geplant.
  • Das Abpumpen des Grundwassers aus der Tiefgarage im Hochwasserfall muss in nicht ausreichende Kanäle erfolgen. Bereits im vergangenen Jahr waren die Straße und viele Häuser deshalb überschwemmt (siehe Foto).
  • Die Einfahrten (eine für Lkw und eine für Pkw) in die Tiefgarage sollen direkt neben den benachbarten Wohnhäusern liegen.
  • Die Siegfried-Leopold-Straße, älteste und längste Fahrradstraße Bonns, wird durch die Verfünffachung des Verkehrs gefährdet.
  • Eine bislang ruhige Wohnstraße wird durch die Tiefgaragen-Nutzung fünf Mal so stark belastet wie vor dem Neubauvorhaben.

Seit Bekanntwerden des Bauvorhabens versuchen die Nachbarn, auf Investor und Architekt einzuwirken - ohne Erfolg. Auch mehrere Vorstöße bei der Stadtverwaltung blieben erfolglos. Selbst eine Zusammenkunft mit Stadtbaurat Werner Wingenfeld und Vertretern aus dem Planungsamt brachte keine Wende. "Wir sind in diese Rolle hinein gedrängt worden. Uns bleibt nur der Klageweg, um unsere Interessen durchzusetzen", sagte Eva Lückerath, die bereits viel Zeit und Geld in den Widerstand gesteckt hat.

Gutachter und Architekten hätten den Nachbarn erklärt, dass der Neubau so nicht hätte genehmigt werden dürfen. "Uns ärgert, dass der Investor bei nahezu allen Planungsdetails das Maximum ausschöpft und teilweise darüber hinausgeht. Es werden zum Beispiel alle noch vorhandenen Freiflächen im Innenbereich zugebaut", berichtet Anwohnerin Sabine Apelt.

Die Interessengemeinschaft hat mittlerweile sogar Zuspruch von Beueler Kommunalpolitikern erhalten. "Unabhängig von der Parteizugehörigkeit haben uns Mitglieder der Bezirksvertretung gesagt, dass sie die Dimensionen des Neubaus viel zu spät registriert hätten.

Die Verwaltung hat die Politik nur durch eine Mitteilungsvorlage über das Bauvorhaben informiert. Erst durch unseren Protest hat die Politik das Thema zu einem späteren Zeitpunkt zu einem ordentlichen Tagesordnungspunkt gemacht. Aber da war der Investor bereits im Besitz einer positiv beantworteten Bauvoranfrage", sagte Eva Lückerath.

Enttäuscht sind die Anlieger darüber, dass ihre Sorgen nicht ernst genommen würden. Man würde nur belächelt. Die Nachbarn hatten zwar im vergangenen Jahr erreicht, dass die Baugenehmigung nicht im Dezember 2011, sondern erst im Juli 2012 erteilt worden ist, "aber alle unsere Bedenken wurden nicht berücksichtigt", so Lückerath.

"Ich verstehe die Stadt Bonn nicht, man will Fahrradhauptstadt werden und lässt dann zu, dass die Siegfried-Leopold-Straße ihren Charakter als funktionierende Fahrradstraße verliert", sagte Sabine Apelt.

Die Stadt Bonn bestätigte gestern, dass sie von zwei Anliegern verklagt worden ist.

Der Neubau gegenüber des Beueler Rathauses:
In dem Neubau gegenüber des Beueler Rathauses soll im Sommer 2014 ein Rewe-Markt mit einer Nutzfläche von etwa 2200 Quadratmetern eröffnet werden. Der Vollsortimenter will im Eingangsbereich einen Bäcker mit aufnehmen. Übrigbleibt eine Netto-Verkaufsfläche von 1750 Quadratmetern.

In den oberen Etagen des viergeschossigen Gebäudes werden Arztpraxen, Büroflächen und Wohnungen angeboten. Auf der Rückseite, zur Siegfried-Leopold-Straße hin, wird wegen des abschüssigen Geländes (zwei Meter Höhenunterschied) die obere Hälfte der Tiefgarage (56 Stellplätze) zu sehen sein.

Dann folgt die Marktebene, darüber ein Vollgeschoss mit vier Wohnungen für Familien, darüber ein Dachgeschoss mit vier Maisonettewohnungen. Die Anlieferung des Rewe-Markts erfolgt über die Siegfried-Leopold-Straße. Der Zeitplan: Bis zum Jahresende muss Kaiser's das Ladenlokal räumen.

Danach beginnt der Abriss der beiden Häuser Friedrich-Breuer-Straße 56 und 58 und der Häuser Siegfried-Leopold-Straße 25 bis 31, die bereits jetzt leer stehen. Es folgt der Rohbau. Investor ist die Immobilien Concept Grundbesitz GmbH (ICG) mit Sitz in Beuel.

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