Siedlung in Vilich-Müldorf Anwohner ärgern sich über zu schnelle Autofahrer

Vilich-Müldorf · 77 Anwohner in Vilich-Müldorf fordern in einem Bürgerantrag verkehrssichernde Maßnahmen für ihre Siedlung. Die Antwort der Stadt verärgert sie.

 Fordert verkehrssichernde Maßnahmen für seine Wohnsiedlung: Frank Rohrer (links) stellte den Bürgerantrag.

Fordert verkehrssichernde Maßnahmen für seine Wohnsiedlung: Frank Rohrer (links) stellte den Bürgerantrag.

Foto: Stefan Hermes

77 Bewohner der vor neun Jahren entstandenen Siedlung zwischen Anger-, Busch- und Nelly-Sachs-Weg haben aus Sorge um die Sicherheit ihrer Kinder einen Bürgerantrag für verkehrssichernde Maßnahmen gestellt. Das etwa 35 Hektar große Karree wird Autofahrern nur durch Verkehrsschilder an seinen Ein- und Ausfahrten als verkehrsberuhigte Zone angezeigt. „Kaum jemand weiß jedoch, was das eigentlich bedeutet“, sagt Anwohner Mark Fallak. „Vor allem wird es innerhalb der Siedlung nicht deutlich, dass es sich um Spielstraßen handelt“, ergänzt Frank Rohrer. Der Anwohner, Familienvater und Jurist hat nun die Initiative ergriffen und einen Bürgerantrag gestellt.

Stadtrat will vor allem Kinder im Straßenverkehr künftig besser schützen

Verkehrsberuhigung ist etwas, das die Ratsmehrheit von Grünen, SPD, Linken und Volt umtreibt. Sie will einen Modellversuch beim Bund beantragen. In der ganzen Stadt soll dann Tempo 30 gelten. In Deutschland gibt es seit 1957 in Städten eine generelle Beschränkung der Geschwindigkeit auf 50 Kilometer pro Stunde. In besonderen Fällen kann davon abgewichen werden. Nach dem Willen der Parteien sollen beim Thema Verkehr die Bedürfnisse von Kindern besonders berücksichtigt werden, so steht es im Koalitionsvertrag. Die Parteien wollen zudem Fußgängern mehr Platz geben. Und weiter heißt es im Vertrag: „Dazu werden wir die Einrichtung von Fußgängerbereichen oder verkehrsberuhigten Bereichen prüfen, gegebenenfalls zulasten von Parkplätzen.“

In einem verkehrsberuhigten Bereich dürfen Fußgänger die gesamte Straße nutzen. Der Gesetzgeber schreibt in diesen Bereichen Schrittgeschwindigkeit vor. Wie viele Stundenkilometer das genau sind, ist allerdings nicht eindeutig definiert.

In ihrem Bürgerantrag fordern die Anwohner in Vilich-Müldorf nun die Stadt auf, „bauliche Maßnahmen zu ergreifen, die zum langsamen Fahren zwingen, zum Beispiel durch auf der Fahrbahn angebrachte Schwellen, Aufpflasterungen, Blumenkübel, auf der Fahrbahn versetzt eingezeichnete Parkplätze, Versätze oder Fahrbahnverengungen sowie ergänzend regelmäßige Geschwindigkeitskontrollen durchzuführen“.

Bezirksvertretung Beuel berät am 17. März über den Bürgerantrag

In einem Begleitschreiben des Antrags, über den die Beueler Bezirksvertretung in ihrer Sitzung am 17. März beraten und entscheiden wird, bittet Rohrer die Oberbürgermeisterin Katja Dörner und die zuständige Beueler Bezirksbürgermeisterin Lara Mohn um Unterstützung: „Seit wir unsere Häuser und Wohnungen in den Jahren 2011/2012 bezogen haben, ignorierten immer wieder zahlreiche Autofahrer die in Spielstraßen vorgeschriebene Schrittgeschwindigkeit. Konsequenzen hatten sie deswegen bisher nicht zu befürchten. Uns ist nicht eine einzige Geschwindigkeitskontrolle in den letzten neun Jahren bekannt.“

Das Anfang Februar verfasste Schreiben zeigte bereits Wirkung: Plötzlich wurden – für alle gut sichtbar – Geräte zur Verkehrsüberwachung aufgebaut. Doch deren Ergebnisse, sind sich Rohrer, Fallak und Armin Brandes einig, werden wohl kaum dazu geeignet sein, die tatsächliche Gefahr abzubilden, der die mehr als 100 in der Siedlung spielenden Kleinkinder ausgesetzt sind.

„Das Radargerät zur Geschwindigkeitsmessung wurde zuletzt morgens zwischen acht und neun Uhr aufgestellt“, so Fallak. Zu dieser Zeit gebe es in der Siedlung kaum Verkehr. Hinzu komme, dass es coronabedingt eher ruhig sei. Das Problem des zu schnellen Fahrens beobachtet er vor allem bei Besuchern und Lieferdiensten, die meist erst am späten Nachmittag oder Abend unterwegs sind. „Die meisten Autos fahren hier mit Tempo 30 statt mit Schritttempo.“ Eine Geschwindigkeit, die für Kleinkinder auf Rollern, Bobby-Cars und Inlinern gefährlich werden kann. Seine Frau habe schon so manchen zu schnellen Autofahrer darauf aufmerksam gemacht, dass er sich in einer Spielstraße befinde. „Die meisten entschuldigen sich damit, dass es ihnen nicht bewusst war“, so Fallak. Brandes stellt inzwischen rot-weiße Baustellen-Hütchen vor sein Gartentor, um auf den Ausgang aufmerksam zu machen. Andere Nachbarn tun dies mit Blumenkübeln, Schildern oder auch mit lebensgroßen Plastikfiguren laufender Kinder. Doch scheinen diese Maßnahmen wenig Einfluss auf das Fahrverhalten zu nehmen. „Nachdem es schon zu mehreren gefährlichen Situationen gekommen ist, sind wir in großer Sorge, dass sich ein schwerer Unfall ereignen könnte, wenn sich an der jetzigen Verkehrssituation nichts ändert“, schreibt Rohrer in seinem Brief an die Bürgermeisterinnen.

Polizei stuft Unfalllage in der Siedlung als unauffällig ein

Inzwischen liegt eine Stellungnahme der Verwaltung vor, in der es heißt, dass man verkehrsberuhigende Maßnahmen prüfen werde, falls die dort durchgeführten Geschwindigkeitskontrollen überdurchschnittliche Überschreitungen ergeben würden. Die Polizei habe die Unfalllage in der Siedlung als unauffällig einstuft.

Die Anwohner sind angesichts dieses Zwischenberichts verärgert. Mit Fotos belegen sie, dass die Kontrollen für die Fahrzeugführer derart offensichtlich waren, dass dadurch keine Geschwindigkeitsübertretungen erfasst werden konnten. „Die Lieferfahrzeuge haben die Messgeräte gesehen und rechtzeitig abgebremst“, so Rohrer. Die nun der Bezirksvertretung vorzulegenden Ergebnisse der Geschwindigkeitsmessungen könnten keinesfalls die reale Gefährdungssituation abbilden. Die Unterzeichner des Bürgerantrags sind überzeugt, dass nur sicht- und spürbare Straßenhindernisse ihre spielenden Kinder vor zu schnell fahrenden Autos schützen können.

„Das Beste wären Gummischwellen auf der Fahrbahn, die einerseits beim Überfahren nicht zu laut sind“, sagt Rohrer, „und andererseits den Kindern erlauben, links und rechts mit Inlinern oder Rollern vorbeizufahren.“ Es wäre fatal, so die Meinung der Anwohner, wenn erst ein Kind zu Schaden kommen müsste, um in Zukunft eine Gefährdung durch verkehrsberuhigende Maßnahmen zu vermeiden.

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