Pfarrheim Maria-Königin Archäologin berichtete über Ausgrabung an B56

BECHLINGHOVEN · Eine kleine archäologische Sensation hat ein Ausgrabungsteam des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland an der B56 freigelegt. Seit 2009 konnten die Arbeiten aus der Distanz beobachtet werden. Am Sonntag stellte Ausgrabungsleiterin Ivonne Weiler-Rahnfeld in ihrem Vortrag "Die fränkische Siedlung zwischen Bechlinghoven und Vilich-Müldorf" Ergebnisse vor.

Die Veranstaltung des Stroof-Kollegs musste wegen des großen Besucherandrangs - mehr als 130 Besucher verfolgten die Ausführungen - vom Bürgermeister-Stroof-Haus ins Pfarrheim Maria-Königin verlegt werden. Es waren jedoch weniger spektakuläre Fundstücke, die beeindruckten. Die historisch interessierten Gäste waren von der Darstellung und den historischen Hintergründen angetan, denn die bis dato größte fränkische Siedlung des Rheinlands kam bei den Arbeiten zum Vorschein.

"Die Arbeiten wurden von 2009 bis 2011 durchgeführt. Erst erwarteten wir eine kleine Siedlung zu finden, stießen aber auf die größte, die bisher im Rheinland gefunden worden ist", sagte die Ausgrabungsleiterin. Zutage gekommen seien die Reste einer wahrlich enormen Siedlungstätigkeit der Merowinger, berichtete sie.

Die archäologischen Grabungen auf dem etwa 1,6 Hektar großen Gelände zwischen B56 und Siegburger Straße brachten neben wenigen handfesten Fundstücken vor allem Bodenzeugnisse einer unerwartet großen Siedlung hervor. "Wir fanden etwa 1700 Strukturen und Verfärbungen", erklärte Weiler-Rahnfeld.

Nachdem die obersten Erdschichten abgetragen worden seien, habe man anhand der Bodenfunde die Struktur der Siedlung über etwa drei Jahrhunderte nachzeichnen können. Verfärbungen in den Erdschichten lassen genau erkennen, wo einst Pfähle für Gebäude eingesetzt wurden, Aushebungen für Grubenhäuser lagen oder Handwerksgebäude standen.

Detailliert erklärte Weiler-Rahnfeld die kriminalistisch anmutenden Untersuchungen. Farbunterschiede seien durch Verfüllungen der ehemaligen Pfahllöcher entstanden, Öfen und Essen für Eisengewinnung wären klar zu erkennen. Auch Schlackereste kamen zum Vorschein. Wohn- und Handwerksgebäude wären recht eindeutig anhand der kleineren Fundstücke und Bodenspuren zu erkennen.

Wenig Nutzgegenstände kamen zu Tage, unter anderem wurden Spindelgewichte, eine beindruckende Bronzefibel und knöcherne Webschiffchen entdeckt. "Wir haben im Grunde die Abfälle der Siedlung überliefert bekommen. Mit ihnen können wir aber recht deutlich Rückschlüsse auf den Aufbau der Siedlung ziehen", so die Archäologin. Neben der Merowingersiedlung wurden aber auch Spuren eines römischen Übungslagers gefunden. "Sie werden wir bei einer kommenden Grabung näher untersuchen", so Weiler-Rahnfeld.

Auch das nächste Stroof-Kolleg findet im Pfarrheim Maria-Königin, Am Herrengarten 21, statt. Am Sonntag, 25. März, wird um 16.30 Uhr Professor Hans-Eckart Joachim über "Das rechtsrheinische Bonn zur Römerzeit" sprechen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort