Bonner Go-Turnier Asiatisches Schach

VILICH · Albert Einstein spielte es. Und Bill Gates spielt es auch: Go, das 4000 Jahre alte Spiel aus China. Am Wochenende traten rund hundert Spieler bei einem der größten Go-Turniere Deutschlands im Haus der Gemeinde in Vilich gegeneinander an.

 Hochkonzentriert sitzen die Teilnehmer bei einem der größten Go-Turniere Deutschlands an den Brettern im Haus der Gemeinde in der Adelheidisstraße in Vilich. FOTO: MAX MALSCH

Hochkonzentriert sitzen die Teilnehmer bei einem der größten Go-Turniere Deutschlands an den Brettern im Haus der Gemeinde in der Adelheidisstraße in Vilich. FOTO: MAX MALSCH

Foto: Max Malsch

Es war bereits die 36. Auflage des traditionsreichen Turniers. "Bonn ist - neben Berlin und Hamburg - eine Go-Hochburg in Deutschland und hat die deutschlandweit wohl stärksten Nachwuchsspieler", sagte Jens Vygen, der das Turnier mit seiner Frau Regina Quest seit 23 Jahren veranstaltet.

"Hier passiert es häufig, dass Kinder besser spielen als ihre Eltern", so Quest. Beim Bonner Turnier maßen sich denn auch Sechs- bis 70-Jährige am 19 mal 19 Zentimeter großen Holzbrett. Die Teilnehmer kamen aus allen Ecken Deutschlands, aber auch aus den Niederlanden und aus England. In Asien begeistern sich mehr als hundert Millionen Menschen für Go. Dort gibt es eigene Profi-Ligen, Go-Fernsehsender und Universitätsfakultäten für Go.

Das älteste Brettspiel der Welt hat vor sieben Jahren auch den Beueler Lukas Krämer in seinen Bann gezogen. "Ich bin durch Zufall im Internet auf das Spiel gestoßen. Es hat mich von Anfang an fasziniert", sagt der 22-Jährige. "Ich habe oft 15 Stunden am Tag gespielt. Damals waren gerade Sommerfreien und ich hatte Zeit", sagt der Student für Chinesisch und Asienwissenschaften an der Uni Bonn.

Der Beueler spielte und spielte und wurde immer besser. 2013 und 2014 wurde der 22-Jährige Deutscher Meister. Und er hat Träume: "Natürlich habe ich Ambitionen, Profi zu werden. Aber da das nur wenigen Deutschen oder Europäern gelingt, brauche ich natürlich eine Absicherung", sagt Krämer. Er ist seinem Ziel schon einen großen Schritt näher gekommen. Aus den Top 16 europäischer Spieler werden bei einem speziellen Turnier jedes Jahr zwei Profis ermittelt. Krämer steht zumindest schon einmal oben auf der Reserveliste für 2015 - fällt ein Spieler aus, ist er dabei.

"Was im europäischen Raum Schach ist, ist Go für Asien: ein reines Strategiespiel ohne Glückskomponente. Die Ausrede Würfel- oder Kartenpech zählt hier nicht", sagte Regina Quest. "Mich begeistert die Komplexität und Vielseitigkeit des Spiels. Man muss kreativ sein und logisch denken. Das Spiel hat soviel vom echten Leben, da es so unglaublich viele Entscheidungssituationen gibt", sagte Krämer. Und selbst der Computer hat die Varianten und Konstellationen noch nicht knacken können. "Es gibt keine absolute Lösung, die Menschen können sinnvolle und nicht sinnvolle Entscheidungen immer noch besser voneinander unterscheiden als der Computer", sagt der Deutsche Meister.

Gewonnen hat das 36. Bonner Go-Turnier ein Spieler aus Bonn: Lukas Krämer.

Was ist Go?

Go wird auf einem quadratischen Brett mit 19 waagerechten und senkrechten Linien gespielt. Zwei Spieler legen abwechselnd schwarze und weiße Steine auf die 361 Schnittpunkte. Gewinner ist, wer am Ende mit seinen Steinen das größere Territorium umschließt. In Bonn treffen sich die Go-Spieler jeden Donnerstag von 17 bis 22 Uhr im Dietrich-Bonhoeffer-Haus, Großer Gruppenraum, Königstraße 88, Südstadt.

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