Beueler SPD-Ortsverein Auf den Spuren der alten Genossen

BEUEL · Vor 100 Jahren wurde der SPD-Ortsverein Beuel gegründet. Dieses Jubiläum nahm der Verein zum Anlass, zu einem historischen Rundgang durch Beuel einzuladen und sich auf die geschichtlichen Spuren der Beueler SPD zu begeben.

 Da geht's lang: Hans-Georg Masuhr (rechts), Vorstandsmitglied des SPD-Ortsvereins, führt die Teilnehmer durch Beuel.

Da geht's lang: Hans-Georg Masuhr (rechts), Vorstandsmitglied des SPD-Ortsvereins, führt die Teilnehmer durch Beuel.

Foto: Sebastian Flick

Start des Spaziergangs, an dem rund ein Dutzend Beueler teilnahmen, war an der Ecke Siegburger/Gartenstraße: Hier stellten sich in den 1920er Jahren die Teilnehmer der Demonstrationszüge anlässlich der Maifeiern auf. "Erst kamen die Radfahrer, dann das Festkomitee und später unter anderem die Turner und der Mandolinenclub. Die Sozialdemokratische Partei lief an zehnter Stelle", berichtete Hans-Georg Masuhr, Vorstandsmitglied des SPD-Ortsvereins Beuel.

An der ehemaligen Jutefabrik, in der sich heute Theaterwerkstätten befinden, wurde der erste Stopp eingelegt: "Die Jutefabrik war für die Beueler SPD sehr wichtig: Viele Arbeiter von außerhalb Beuels wurden hier angeworben", erklärte Masuhr. Die zahlreichen Arbeiter in den Fabriken, die Anfang des 20. Jahrhunderts zugewandert waren, wurden in den Werkswohnungen in der Paulusstraße untergebracht. Hier erinnerte Masuhr auch an die chemische Fabrik der Firma Degussa, die sich hier einst befand. Aufgrund deren Farbstoffproduktion gelangte in den 1980er Jahren giftiges Cadmium in Abwässer.

Hermann "Juppi" Brungs war damals Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Beuel und Fraktionsvorsitzender im Rat. "Dass die Siedlung noch besteht, ist sein Verdienst. Denn ohne sein unermüdliches Bohren wäre die jahrzehntelange Cadmium-Verseuchung Anfang der 80er Jahre nicht aufgedeckt worden", berichtete Masuhr. Der Rundgang führte weiter in die Josef-Thiebes-Straße. Der Namensgeber der Straße war Mitgründer des Ortsvereins Beuel der Arbeiterwohlfahrt und Träger des Ehrenrings der Stadt Beuel. Thiebes hatte sich als Widerstandskämpfer gezeigt, als er in einer spektakulären Aktion in der Nacht nach der Machtübernahme Hitlers sämtliche Akten der SPD-Mitglieder verbrannte und auch im späteren Verhör keine Namen verraten hatte.

Über die Siegburger Straße führte der Rundgang weiter Richtung Beueler Bahnhof. Vorbei an Gaststätten, in denen einst SPD Versammlungen stattgefunden haben. "Ohne Wirtshaus gibt es für den deutschen Proletarier nicht bloß kein geselliges, sondern auch kein politisches Leben", zitierte Masuhr den Sozialdemokraten Karl Kautsky, der dies bereits 1890 erkannte. An der Gaststätte Zur Wilhelmshöhe in der Königswinterer Straße endete 1921 der Demonstrationszug, dessen Spur man heute aufgenommen hatte.

Auf den Spuren eines zweiten historischen Demonstrationszuges, der durch Limperich führte, "begegneten" die Teilnehmer des Rundgangs unter anderem Josef Messinger, genannt "Jupp": "Der junge Arbeiter beteiligte sich seit Ende der zwanziger Jahre aktiv an Kämpfen gegen die auch in Beuel und Bonn aufkommenden Nazis, zuletzt als Beueler Leiter des "Kampfbundes gegen den Faschismus", berichtete Masuhr. In der Friedrich-Breuer-Straße 86 - damals Friedrichstraße 64 - fand im Oktober 1913 in der Gaststätte Hubert Seul die Gründungsversammlung des SPD-Ortsvereins Beuel statt. "Für die SPD war es in ihrer Gründungszeit schwierig, Versammlungsorte zu finden. Auf die Gastwirte wurde auf vielfältige Art Druck ausgeübt, der SPD die Räume zu verweigern", blickte Masuhr zurück, bevor die Tour im Restaurant "Zur Rheinlust" ihren Abschluss fand.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort