Weihnachtspredigten in Beuel Auf der Suche nach dem richtigen Wort

BEUEL · Die Predigten zum Fest bleiben für die erfahrenen Pfarrer Bettina Gummel und Christian Verwold eine Herausforderung. Die Arbeit daran nimmt viel Zeit in Anspruch.

 Bettina Gummel hat vor 30 Jahren ihre erste Weihnachtspredigt gehalten. Mittlerweile ist sie weiser geworden, sagt sie.

Bettina Gummel hat vor 30 Jahren ihre erste Weihnachtspredigt gehalten. Mittlerweile ist sie weiser geworden, sagt sie.

Foto: Max Malsch

Die Weihnachtspredigt ist für Pfarrer ein Höhepunkt des Jahres. „Sie ist eine große Herausforderung. Denn es kommen sehr viele Menschen in die Weihnachtsgottesdienste und ihre Erwartungen sind sehr hoch“, sagt Bettina Gummel. Die Pfarrerin der evangelischen Nommensen-Kirche in Beuel-Ost hat vor genau 30 Jahren ihre erste Weihnachtspredigt zum Fest gehalten.

1986, noch auf Schreibmaschine geschrieben, begann sie mit den Worten „Widerspruch – zumindest: Einspruch…“. „Ich war damals 28 Jahre alt und wollte endlich mal etwas loswerden. Widerspruch fand ich gut, aber wie weiter?“, erinnert sich Gummel mit einem Lächeln. „Damals wie heute geht es darum, die Balance zu finden zwischen der Botschaft der Engel vom Frieden auf Erden und der Wirklichkeit mit ihren schlimmen Nachrichten“, sagt die Pfarrerin.

In die Predigt fließe ein, was die Menschen bewegt. „Und was mir dazu einfällt. In meiner Predigt ziehe ich eine Parallele zu den Hirten in der Weihnachtsgeschichte. Sie kennen das Leben mit seinen Höhen und Tiefen, mit Schicksalsschlägen, Krankheit und Tod. Und dennoch, oder gerade deswegen machen sie sich auf und besuchen Maria, Josef und das neu geborene Kind in deren Notquartier am Rand von Bethlehem. Sie wenden sich nicht ab von der Not anderer, sondern sie halten die schwierige Lage aus“, sagt Gummel.

Es gehe darum, Menschen mit ihrem Schicksal nicht allein zu lassen, sondern ihnen zu helfen, anzupacken, da zu sein. „Und das macht den Unterschied. Das macht aus der stillen eine heilige Nacht“, erklärt die Pfarrerin. „Ich freue mich auf die Weihnachtspredigt. Seit 30 Jahren bedeutet sie Adrenalin pur. Aber im Gegensatz zur ersten Predigt bin ich heute weiser geworden. Nicht ich selbst stehe im Mittelpunkt, sondern ich bin ein Teil des ganzen Tages. Und ich freue mich, wenn meine Worte die Menschen ins Herz treffen und der Funke der Weihnachtsbotschaft überspringt“, sagt Bettina Gummel.

„Ich bereite mich in einer Zeit kreativen Schreibens auf die Weihnachtspredigt vor. Ich versuche, es mir so einzurichten, dass ich eine Zeit lang gut konzentriert und ungestört am Schreibtisch arbeiten kann“, sagt Christian Verwold, Pfarrer der Nachfolge-Christi-Kirche in Beuel-Süd. Langsam würden dann aus Ideen Sätze und aus Sätzen Texte. „Ich schreibe und spreche und verwerfe und schreibe neu, bis da steht, was ich sagen will“, sagt Verwold.

„Meine erste Idee beziehe ich natürlich aus dem biblischen Text. In diesem Jahr wird das ein Abschnitt aus dem ersten Johannesbrief sein. Was da aufgeschrieben ist, will und soll ins Heute übertragen werden“, erklärt Verwold. „Und um da auf Ideen zu kommen, braucht es gar nicht viel: Ein Blick in die Zeitung oder in dieNachrichten reicht völlig aus“, sagt Verwold. „Allerdings wird damit auch relativ schnell klar, dass sich die Heiligabend-Gemeinde einen Moment aus ihrer ‚weihnachtlichen Komfortzone‘ von Festtagsschmaus und Geschenkerausch wird herausbewegen müssen“, erklärt der Pfarrer.

Sein zentrales Thema werde deshalb „Frieden auf Erden“ sein. „Aus dem Mund der Engel ist damit die Weihnachtsbotschaft auf den Punkt gebracht. Auch wenn dieser Friede noch aussteht, der erste und grundlegende Schritt dazu ist getan: von Gott selbst, mit der Geburt Jesu“, so Verwold. „Den Menschen, die in die Kirche kommen, die Wahrheit und Relevanz der Geburt Jesu nahezubringen und dazu vielleicht auch so etwas wie ein Stück Dankbarkeit dafür zu entlocken, das ist mein Ziel“, erklärt der Pfarrer.

„Denn ich denke, letztlich ist es diese Dankbarkeit, die uns als Christenmenschen antreibt. Oder sie sollte es sein. Im Kern ist unser Glaube an die Liebe Gottes zu allen Menschen ja gerade keine Gefühlsduselei. Vielmehr sollte er konkrete Konsequenzen für unser Leben haben“, sagt Christian Verwold.

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