Albertus-Magnus-Haus Auf einem Parcours können Gesunde Erfahrungen sammeln

PÜTZCHEN · Wenn rechts nicht mehr rechts, links nicht mehr links ist, und alles plötzlich unendlich langsam geht. An zehn Stationen erleben gesunde Menschen, wie Demenzkranke die Welt erleben und mit welchen Schwierigkeiten sie zu kämpfen haben.

 Am Demenzparcours: (v.l.) Carmen Meurer, Max, Hendrik, Christoph und Silvia Buchner.

Am Demenzparcours: (v.l.) Carmen Meurer, Max, Hendrik, Christoph und Silvia Buchner.

Foto: Max Malsch

"Das ist echt beängstigend, ich werde nie wieder ungeduldig sein, wenn ein älterer Mensch an der Supermarktkasse mühsam sein Kleingeld zählt", sagt Carmen Meurer. Sie arbeitet ehrenamtlich für den Hospizverein Beuel und hat gerade den Demenzparcours im St.-Albertus-Magnus-Haus in Pützchen absolviert.

"In einem Raum haben wir verschiedene Versuchsanordnungen aufgebaut, die die Beeinträchtigungen im Denken, Erleben und Verhalten Demenzkranker simulieren", erklärt Sabine Noelle. Die Pflegedienstleiterin des Seniorenzentrums hatte den Parcours als Besucherin eines Krankenhauses in Köln kennengelernt und ihn von der Evangelischen Stiftung Tannenhof in Remscheid für zwei Tage nach Pützchen geholt.

"Ich war beeindruckt, selbst zu erleben, wie es sich vermutlich anfühlt, wenn sich mit Fortschreiten der Krankheit Störungen des Gedächtnisses und der Sprache verschlimmern und die ganz alltäglichen Tätigkeiten wie Schuhe zubinden oder ein Butterbrot schmieren nur mit großer Mühe erledigt werden können", sagt Noelle.

Ganz wichtig sei, dass die gesunden Menschen im Parcours professionell begleitet würden und immer wieder verdeutlicht werde, dass die Stationen nicht für die Diagnostik eingesetzt werden - das heißt, wer die Aufgaben nicht schaffe, sei nicht automatisch dement, so Noelle. An einer Station gilt es, die Hände unter eine hölzerne Haube zu stecken und dann, nur mit Hilfe des Blicks in den Spiegel, einen Stern auf einem Blatt Papier auszumalen oder aus einer Flasche kleine Steinchen auf einen Teelöffel zu geben. "Dinge, die wir normalerweise im Schlaf beherrschen, werden ungeheuer kompliziert", sagt Noelle.

An einer anderen Station trägt der Teilnehmer eine sogenannte Rauschbrille, die das Bild verzerrt. Damit soll er Kleingeld zählen. "Das war absolut erschreckend, plötzlich nicht mehr richtig sehen zu können", sagt Teilnehmerin Silvia Buchner. "Wer den Parcours absolviert hat, kann die Gefühle Demenzkranker, wie Angst, Scham und Selbstzweifel, nachempfinden und wird im Alltag sicherlich geduldiger und achtsamer sein", so Noelle.

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