Ausblick mit Hindernissen Aussichtsplattform in Oberkassel ist zu schwer zu finden
Oberkassel · Die Aussichtsplattform "Oberkasseler Mensch" ist rundum gelungen, jedoch schwer zu finden. Das soll sich jetzt ändern. Informationssäulen und Schilder sollen den Weg weisen.
Am 17. September 2017 wurde oberhalb der Fundstelle des Oberkasseler Menschen eine Aussichtsplattform am Rheinhöhenweg eröffnet. Seitdem erfreut sich diese Attraktion zunehmender Beliebtheit – vor allem bei Wanderern und Ausflüglern. Für Ortsunkundige ist die Aussichtsplattform an der Rabenlay allerdings nur schwer zu finden. Das soll sich nun ändern.
Der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz will nun an sechs Standorten Informationssäulen und an 32 Stellen Wegweiser aufstellen, die der besseren Orientierung dienen sollen. Ein entsprechender Antrag zur Ausschilderung der Fundstelle und der Aussichtsplattform wurde in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Beuel einstimmig beschlossen. Die Anbringung der Hinweisschilder und das Aufstellen der Infosäulen soll im zweiten Halbjahr 2018 abgeschlossen werden. Die Nordrhein-Westfalen-Stiftung hat bereits die Finanzierung zugesagt.
„Wir sind sicher, dass diese Maßnahme die Wahrnehmung des Fundes und seine Würdigung positiv verstärken werden, sowohl bei Einheimischen wie bei Gästen, die Oberkassel beispielsweise mit der Bahn oder mit der Fähre erreichen“, erklärte Martin Bredenbeck, Geschäftsführer des Rheinischen Vereins. Auch Sebastian Freistedt, Vorsitzender des Heimatvereins Oberkassel, freut sich über die geplante Ausschilderung: „Unser Verein wird für die Pflege der Stelen und Schilder sorgen.“
Eine herausragende Bedeutung
Bereits weit im Vorfeld der Feierlichkeiten anlässlich der 100. Wiederkehr der Entdeckung der berühmten späteiszeitlichen Doppelbestattung von Oberkassel im Jahr 2014 gab es Überlegungen, im Umfeld der einstigen Fundstelle einen Ort zu schaffen, an dem die herausragende Bedeutung des Fundes in angemessener Weise gewürdigt werden sollte.
Immerhin zählt die 1914 im Zuge von Steinbrucharbeiten im Bereich der Rabenlay geborgene Doppelbestattung eines männlichen und eines weiblichen Individuums aus der Zeit um 14 000 vor Christus zu den bedeutendsten altsteinzeitlichen Funden Europas. Und das nicht zuletzt aufgrund der weiteren Grabbeigaben: ein Knochenstab mit Tierkopfverzierung, ein Geweihstück in Form einer Elchkuh und der Penisknochen eines Bären sowie der Reste eines der frühesten Haushunde weltweit. Die Originalfunde werden heute mitsamt der in den letzten Jahren im Rahmen der Neubearbeitung gewonnenen Ergebnisse im LVR-Landesmuseum Bonn präsentiert.
Am Beginn des Projektes stand ein mit der Alanus-Hochschule für Kunst und Gesellschaft durchgeführter Workshop, der sich mit der Aufwertung der bestehenden Informationssituation unterhalb der Rabenlay befasste.
Ein einzigartiger Fundplatz
Die Quintessenz des Workshops war, dass der bisherige Platz als Vermittlungsort aufgrund seiner unzureichenden Einbindung in das Wegenetz und seiner versteckten Lage kaum dafür geeignet ist, diesen einzigartigen Fundplatz stärker im öffentlichen Bewusstsein zu verankern. Bereits während des Workshops wurden von studentischer Seite daher Überlegungen formuliert, den Aussichtspunkt oberhalb der Fundstelle zu positionieren, wo sich bereits Tafeln zur Doppelbestattung befanden. Diese Überlegungen wurden dann seit 2013 konsequent weitergeführt.
Getragen wurde die Initiative „Aussichtsplattform“ durch ein breites, vor allem bürgerschaftliches Bündnis, zu dem der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, der Heimatverein Bonn-Oberkassel, der Denkmal- und Geschichtsverein Bonn-Rechtsrheinisch, der Landesbetrieb Wald und Holz NRW, das LVR-Landesmuseum Bonn und das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland zählen. Als Förderer für das Projekt konnte schließlich die NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege gewonnen werden.
Die Landschaftsarchitekten “die3“ haben den Entwurf erarbeitet. Die Realisierung der Plattform lag in den Händen des Ingenieurbüros Miebach, das vor allem im Brückenbau tätig ist und im Ennertwald mit dem Werkstoff Holz vornehmlich gearbeitet hat. Die Kosten lagen bei ungefähr 160.000 Euro.