Gelände der Halle Beuel Auto-Theater in Bonn startet am Freitag

Bonn · Das Auto-Theater auf dem Gelände der Halle Beuel ist eine neue Bühne für Bonner Theatermacher. Start ist am Freitag mit „Linie 16“, einer Produktion des Stadttheaters.

 „Unser Ziel ist es, für das Publikum da sein zu können“: Das ist die Devise der Theatermacher auf dem Gelände der Halle Beuel.

„Unser Ziel ist es, für das Publikum da sein zu können“: Das ist die Devise der Theatermacher auf dem Gelände der Halle Beuel.

Foto: Thomas Kölsch

Ein Leben ohne Theater ist möglich, aber sinnlos – diese Abwandlung eines Loriot-Zitats dürften so ziemlich alle Kulturschaffenden ohne zu zögern unterschreiben. Und so ist es ein kleiner, aber dennoch wichtiges Signal, dass mit dem Auto-Theater auf dem Gelände der Werkstätten in Beuel und des Pantheons nach dem wochenlangen Corona-Lockdown wieder erste Bühnen-Erfahrungen möglich werden.

„Schauspiel lebt vom unmittelbaren Erlebnis“, betont Sport- und Kulturdezernentin Birgit Schneider-Bönninger bei einem Ortstermin. Insofern sei dieses Format des Theaters Bonn, das seine Technik und seine Infrastruktur bereitwillig mit der freien Szene teilt, „ein kleines Stück Live-Glück.“ Auch Generalintendant Bernhard Helmich freut sich über die Möglichkeit, zumindest in einem kleinen Rahmen wieder spielen zu können. „Unser Ziel ist es, für das Publikum da sein zu können“, sagt er. Jetzt muss das Publikum nur noch in seinen motorisierten Separees vorfahren. Und genießen.

Fenster, Schiebe- und Cabriodächer müssen geschlossen bleiben

Dabei ist die Situation nicht optimal. Nach Angaben von Felicitas Weber, Pressesprecherin des Theaters Bonn, dürfen die 41 zugelassenen Fahrzeuge nur mit maximal zwei Erwachsenen und drei Kindern besetzt sein; außerdem sind ausschließlich die Fenster auf der Fahrerseite zu öffnen, Schiebe- und Cabriodächer müssen nach aktuellem Stand geschlossen bleiben.

Im Vergleich zu den Vorgaben bei den Auto-Konzerten in Endenich wäre dies ein deutlicher Rückschritt – doch vielleicht ändert sich ja kurzfristig noch etwas an den Einschränkungen. Immerhin sind Theater schließlich Gemeinschaftsorte, wie Schneider-Bönninger betont. Und die sollten eigentlich keine Fensterregeln benötigen.

Andererseits sind auch die Abstandsregeln auf der Bühne eine Herausforderung für die verschiedenen Ensembles. Spielen auf Distanz, obwohl Nähe doch so wichtig ist, das geht nicht ohne Weiteres. Aber Sicherheit geht nun einmal vor. „Wir haben unser ‚Nachbarn‘-Programm schon entsprechend umgeschrieben“, erklärt Springmaus-Chef Andreas Etienne, der zusammen mit seinem langjährigen Bühnenpartner Michael Müller ebenso bei dem Auto-Theater mitwirkt wie das Euro Theater Central („Cyrano“), das Junge Theater Bonn („Pettersson und Findus“) und das Theater Marabu („Hast du schon gehört“). Außerdem präsentiert das Pantheon die Kabarettisten Konrad Beikircher und Fatih Fatih Çecikkollu sowie das Liedermacher-Duo Falk und Jakob Heymann.

„Die Vielfalt ist unser Lebensnerv.“

„Uns war von vornherein klar, dass wir so ein Projekt nur realisieren wollten, wenn die gesamte Szene mitmacht“, betont Schauspieldirektor Jens Groß. „Die Vielfalt ist unser Lebensnerv.“ Das gilt allerdings auch für die Künstler. „Es ist so wichtig für unsere Leute, dass sie wieder auf einer Bühne stehen dürfen“, betont etwa Euro-Theater-Intendantin Ulrike Fischer. „Gerade beim „Cyrano“ haben wir drei ganz junge Schauspieler, die gerade erst mit ihrer Ausbildung fertig geworden sind und jetzt vor dem Nichts stehen. Insofern finde ich das Angebot des Theaters Bonn ungeheuer wichtig und ein schönes Zeichen der Solidarität.“

Dazu passt auch, dass die Einnahmen des jeweiligen Abends laut Groß direkt an die auftretenden Künstler gehen sollen. „Wir haben das Glück, die Stadtwerke Bonn als Sponsor gewonnen zu haben“, betont Helmich. Insofern kann es schon am Freitag mit einer an die neuen Abstands- und Hygienevorschriften angepassten Inszenierung von „Linie 16“ losgehen. Bis zum 28. Juni sind dann insgesamt 20 Vorstellungen geplant.

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