Auf den Spuren des Künstlers Pitt Müller Autogramm im Putz des Eschenhofs wies den Weg zum Buchprojekt

Vilich · Barbara Brockmeier wohnt in Vilich in dem Haus, das einst der Künstler Pitt Müller bewohnte. Sie hat ein Buch über ihn geschrieben, das sie zur Ausstellung im Ernst-Moritz-Arndt-Haus vorstellt.

 Barbara Brockmeier im Eschenhof: Sie hat ein Buch über den Künstler Pitt Müller geschrieben.

Barbara Brockmeier im Eschenhof: Sie hat ein Buch über den Künstler Pitt Müller geschrieben.

Foto: Benjamin Westhoff

Pitt Müller hat deutliche Spuren in Bonn hinterlassen. Für jeden sichtbar sind die imposanten Leuchten, die immer noch in vielen Räumen der Bonner Universität zu finden sind. Zwar nicht ganz so spektakulär wie seine Glasobjekte, dafür aber ein sehr persönlicher Hinweis an die Nachwelt ist das, was Barbara Brockmeier im Eschenhof in Vilich gefunden hat: Ein Monogramm von Pitt Müller, der vor Jahrzehnten in dem historischen Anwesen lebte, in das Familie Brockmeier vor gut zwölf Jahren eingezogen ist.

Mit feinem Pinselstrich hatte Müller seine Initialen „PM“ auf den Putz des Kellerabgangs geschrieben – ein einmaliges Autogramm, das dazu führte, dass sich Barbara Brockmeier intensiv mit dem Leben und den Werken des Beueler Bildhauers auseinandersetzte, der einst genau in den Räumen lebte, in denen sich die Familie nun wohlfühlt.

Ihre Rechercheergebnisse hat sie in ihrem Buch „Pitt Müller. Ein Bonner Künstler“ zusammengefasst. Im Rahmen der Ausstellung „Spurensuche: Pitt Müller und das vergessene Bonn“, die am Freitag, 25. November, um 17 Uhr im Ernst-Moritz-Arndt-Haus, Adenauerallee 79, eröffnet wird, wird auch ihr Werk über den Künstler, Kunstschulbetreiber und Fabrikanten der berühmten „Pitt-Lampen“ vorgestellt.

„Über Pitt Müller und seine Werke wurde kaum etwas geschrieben. Sein Nachlass befindet sich zum großen Teil in Privatbesitz. Da musste man erst einmal wissen, wo man ansetzen kann“, berichtet Brockmeier. „Ein Ankerpunkt war natürlich immer wieder das Haus, Müllers alte Wirkungsstätte, die noch heute nahezu unverändert ist“, erklärt sie. „So erhielt ich auf diesem Weg manchen Hinweis, fand Schriftstücke, Artikel und Fotos in meinem Briefkasten, die mir aus der Nachbarschaft zur Verfügung gestellt wurden.“ Fundgruben seien auch das Archiv der ehemaligen Galerie Cirulus und das Bonner Stadtarchiv gewesen. „Ich kontaktierte die Nichte Müllers, die mir den Menschen schilderte und mir Namen von Weggefährten nannte. Allmählich ergab sich ein umfassendes Bild“, so die Autorin.

Ein Leben mit dramatischen Brüchen

Mit der Recherche und den vielen Gesprächen in der Nachbarschaft sowie den Anekdoten von Zeitzeugen wurde Brockmeier allmählich vertraut mit Pitt Müller. „In erster Linie bewundere ich seine künstlerische Vielseitigkeit. Er konnte zeichnen und war gestalterisch ausgesprochen kreativ, was mich gereizt hat, auch den Menschen näher kennenzulernen“, sagt sie. „Müller war eine sehr gesellige Person und hat gerne gefeiert. Er liebte das Segeln und hatte ein Boot. Zugleich weist sein Leben auch dramatische Brüche auf.“ So musste er 1955 den Eschenhof aufgeben, da er mit seiner Lampenfabrikation in Konkurs ging. Trotzdem fiel er wieder auf die Füße.

Der Urbonner Pitt Müller wurde 1905 als Sohn eines Orgelbauers geboren. Die Eltern wollten aus ihm einen Kupferschmied machen, doch Pitt drängte es zur Kunst. 1924 besuchte er die Kölner Werkkunstschulen und kam von der Formgestaltung und der Innenarchitektur zur Bildhauerei. In Hamburg und Amsterdam vollendete er seine Ausbildung und kehrte 1931 nach Bonn zurück. In der Gangolfstraße begründete er die Ausstellungsreihe „Junge Kunst“.

Leuchten bei der Pariser Weltausstellung präsentiert

1933 erhielt Pitt Müller Berufsverbot, die Galerie wurde geschlossen. Doch der Künstler ließ sich nicht unterkriegen und produzierte Lampen: Bei der Pariser Weltausstellung 1937 fanden seine „Pitt-Leuchten“ großen Anklang. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete er in Vilich eine private Kunstschule, die allerdings die Währungsreform nicht überlebte. Auch der Expansion der Lampenfabrik war Pitt Müller kaufmännisch nicht gewachsen.

Als Werklehrer an der Freiherr-vom-Stein-Schule fand er bis 1970 ein gesichertes Auskommen. Im März 1975 starb Müller. Durch das Buch von Barbara Brockmeier und die Arbeit von Sylva Harst, die in ihrem Buch über die Beueler Maler auch Pitt Müller ein Kapitel widmete, ist der Bildhauer und Lampendesigner unvergessen.

Das Buch: Barbara Brockmeier, Pitt Müller. Ein Bonner Künstler, Wienand Verlag, 321 Seiten, ISBN 978-3-86832-708-3

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