Umgehung Pützchen Baustart für über Jahre umstrittenes Projekt

Pützchen · In der zweiten Jahreshälfte fällt der Startschuss für ein Straßenbauprojekt, das wie kaum ein anderes die Bürgerschaft in Pützchen und Bechlinghoven seit Jahren in zwei Lager spaltet – und zwar in Befürworter wie in Gegner.

Die Rede ist von der Ortsumgehung Pützchen. Nach Auskunft der Stadt soll mit den Bauarbeiten für den ersten Bauabschnitt im Herbst begonnen werden.

Der erste Bauabschnitt, der von der Pützchens Chaussee in Richtung Nordosten bis in den Anfangsbereich des Teufelsbachwegs führt, ist ungefähr 500 Meter lang. Das alles klingt auf den ersten Blick ziemlich unspektakulär, ist es aber in Wirklichkeit nicht.

Die Stadt Bonn musste den Bebauungsplan ändern, einen Grundstücksbesitzer enteignen, aufwendige Planungen für die Verlegung des dortigen Bachlaufs ausarbeiten und die nicht ganz unproblematische Einbindung der RSE-Bahnstrecke hinbekommen.

Das alles ist nun nach Auskunft der Stadt geschafft, weshalb die Verwaltung die Ausbauplanung für den ersten Bauabschnitt der Bezirksvertretung Beuel und dem Planungsausschuss zur Genehmigung vorgelegt hat. Beide Gremien haben zugestimmt – allerdings mit der Auflage, dass die Stadt eine Bürgerinformation für die Anlieger aller betroffenen Straßen anbietet.

Der Termin für die Zusammenkunft in Pützchen steht allerdings noch nicht fest. Einen Bürgerantrag der Spediteur-Familie Herschel, der darauf abzielte, aus Kostengründen auf einige Planungsdetails zu verzichten, wurde von den Mitgliedern der Bezirksvertretung mehrheitlich abgelehnt. Der erste Bauabschnitt umfasst folgende Einzelmaßnahmen:

Ausbau der Straße Rosenbach vom RSE-Gleis bis zu dem Teil der Straße, der bereits fertiggestellt ist. Die Fahrbahn wird 6,50 Meter breit. Die Straße Rosenbach wird in Höhe des RSE-Gleises abgebunden. Der Durchgang zur Modestusstraße ist dann nur noch für Radfahrer und Fußgänger geöffnet.

Ausbau und Verlängerung des Alaunbachwegs bis zur Pützchens Chaussee. Das Verlängerungsstück verläuft parallel zum RSE-Gleis und ist ungefähr 150 Meter lang. In unmittelbarer Nähe zum Einmündungsbereich Pützchens Chaussee muss die Stadt eine 1,50 Meter hohe Stützwand errichten, um den durch den Ennertanstieg bedingten Höhenunterschied zum RSE-Gleis abzufangen.

Der Stichweg vom Alaunbachweg wird auf einer Länge von fast 100 Metern in Richtung Süden als Mischfläche für alle Verkehrsteilnehmer ausgebaut.

Die Straße Am Weidenbach wird von der Kreuzung mit dem Alaunbachweg 100 Meter in Richtung Norden ausgebaut. Dort wird die Fahrbahn 5,50 Meter breit.

Nach Auskunft von Oliver Neitzel, Abteilungsleiter für Verkehrsanlagen im städtischen Tiefbauamt, wird der erste Bauabschnitt insgesamt ungefähr 2,2 Millionen Euro kosten. 90 Prozent der Ausbaukosten werden über Anliegerbeiträge finanziert, den Rest bezahlt die Stadt Bonn. Die hat errechnet, dass die Anlieger zwischen 45 und 47 Euro pro Quadratmeter Grundstücksfläche bezahlen müssen.

Allerdings existiert nach wie vor noch ein Problem: Das Eisenbahnbundesamt besteht auf einen Bahnübergang mit Schranken und Ampeln an der Pützchens Chaussee. Dieser Kreuzungsausbau würde nochmals 500 000 Euro kosten.

Den Betrag müssten sich Bund, Stadt Bonn und die Rhein-Sieg-Eisenbahn (RSE) zu je einem Drittel teilen. „Wir sind allerdings der Auffassung, dass Schranken und Ampeln nicht notwendig sind, weil auf der RSE-Trasse nur an fünf Tagen im Jahr – und zwar zu Pützchens Markt – Schienenbusse verkehren. Dafür lohnt sich dieser Aufwand eigentlich nicht“, sagte Neitzel.

Die RSE habe nun einen Antrag an das Eisenbahnbundesamt gestellt mit der Bitte um Genehmigung, dass eine Sicherung der Gleise durch ausgebildetes Personal für die fünf Kirmestage ausreicht. „Wir hoffen, dass der Antrag genehmigt wird“, so Oliver Neitzel.

Wann der zweite Bauabschnitt der Ortsumgehung Pützchen an der Reihe ist, kann seitens der Stadt noch nicht gesagt werden. Derzeit erarbeitet das Planungsamt einen Vorentwurf für den Abschnitt zwischen dem Teufelsbachweg und der Hauptstraße in Holzlar (L 83).

Helmut Haux, Abteilungsleiter im Stadtplanungsamt erklärte dem GA, dass die Stadt das Projekt vorantreibe, weil die komplette Ortsumgehung Pützchen spätestens bis zur Eröffnung des sogenannten Maarstraßenanschlusses (Anschluss der Maarstraße an die A 59) fertig sein müsste, um die dann neuen Verkehrsströme sinnvoll in Richtung Osten weiterführen zu können.

Nach Auskunft des Landesbetriebs Straßen NRW wird mit dem Ausbau der A 59 wahrscheinlich 2019 begonnen. Die Bauzeit soll bis zu einem Jahr dauern.

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