Verein Hits fürs Hospiz Behindertengerechter Caddy für 26-Jährigen aus Geislar

Geislar · Egzon Osmani leidet seit seiner Geburt unter Muskelschwund und sitzt deshalb im Rollstuhl. Das Auto der Familie schränkte die Mobilität enorm ein. Nun gibt es einen Grund zur Freude.

 Egzon Osmani (links) freut sich mit seinem Betreuer über das behindertengerecht ausgestattete Auto.

Egzon Osmani (links) freut sich mit seinem Betreuer über das behindertengerecht ausgestattete Auto.

Foto: Stefan Hermes

„Als ich noch klein war“, sagt Egzon Osmani (26), „da war ich verzweifelt, habe ich mich geärgert und geweint.“ Während seinen Schulkameraden kein Wettrennen zu schnell und kein Baum zu hoch war, konnte der kleine Egzon seinen Rollstuhl nicht verlassen. Von Geburt an litt er an Muskelschwund und ist damit zeitlebens auf die Hilfe anderer angewiesen. Vor etwas mehr als sechs Jahren hatte dann der Geislarer das Glück auf seinen heutigen Betreuer zu treffen, der sich seit dem Ende seines Berufslebens ehrenamtlich für den Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst in Siegburg engagiert. „Meine Frau und ich haben fünf gesunde Kinder und großes Glück im Leben gehabt. Da ist niemand jemals ernsthaft erkrankt gewesen“, sagt der 67-Jährige, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Von diesem Glück, das er hatte, wollte er über sein Tun in der Hospizbewegung ein wenig weitergeben. Erst nachdem der studierte Chemiker und Rock’n’Roller diverser Musikbands einen Befähigungskurs des Kinderhospizvereins bestanden hatte („da gibt es schon ziemlich strenge Regeln, bevor man so einem Verein beitreten darf“), wurde er mit der Familie Osmani zusammengebracht, die schnell entschieden hatte, dass man zusammen passt.

„Kennen Sie den Film ‚Ziemlich beste Freunde‘“, fragt Osmanis Betreuer den GA-Reporter, um mit der romantischen Komödie, die von der Freundschaft zwischen einem reichen Rollstuhlfahrer und seinem schwarzen, soeben aus dem Gefängnis entlassenen Pfleger erzählt, auszudrücken, dass er und Egzon Osmani sich auf Anhieb sehr gut verstanden. Nun treffen sich die beiden Männer seit Jahren möglichst einmal in der Woche um gemeinsam aktiv zu sein.

Grün ist Osmanis Lieblingsfarbe

„Wir sind viel zusammen unterwegs“, so Egzon, dessen Vorname aus dem Albanischen stammt und mit „Freude“ oder „der immer Glückliche“ zu übersetzen ist. Die Freunde besuchen zusammen Restaurants oder gehen ins Kino, Kochen gemeinsam oder „erzählen uns was vom Leben“, wie Osmanis Betreuer sagt. „Und wir gehen ins Fußballstadion“, ergänzt Osmani, der – wie er sagt – „seltsamerweise“ seit rund zehn Jahren Fan des VfL Wolfsburg ist. „Vielleicht liegt es daran“, lacht er, „dass Grün meine Lieblingsfarbe ist.“ Nun könnte Osmani, dank der Unterstützung seines Betreuers auch einen VfL-Aufkleber stilgerecht auf ein aus Wolfsburg stammendes Auto kleben.

Am 9. Februar stellte ihm der Verein „Hits fürs Hospiz“ einen behindertengerecht ausgestatteten neuwertigen VW-Caddy vor die Tür in Geislar. Joachim Liepold und Andreas Stammler vom Vorstand der Overather Initiative übergaben Mutter und Sohn das neuwertige Fahrzeug in einem Gesamtwert von 25 000 Euro. Hauptanliegen des Vereins in dem Hedwig Neven DuMont und Wolfgang Bosbach die prominenten Schirmherren sind, ist die Förderung von Einrichtungen zur körperlichen wie schmerz-therapeutischen Pflege von Menschen in der letzten Lebensphase. Dabei unterstützt er vor allem Organisationen, die sich der psychosozialen Betreuung von schwerstkranken Menschen widmen. Über den Siegburger Kinder- und Jugendhospizdienst haben Betreuer und Familie Osmani „Hits fürs Hospiz“ um Unterstützung gebeten, da ihr alter Opel wohl nicht mehr den nächsten TÜV überstanden hätte und längst nicht mehr den notwendigen Sicherheitsbestimmungen zum Transport eines Rollstuhlfahrers entsprochen habe. „Die bei dem alten Auto notwendigen Investitionen hätten um ein Vielfaches die Möglichkeiten der Familie überstiegen“, so der Betreuer, der sich darüber freut, dass „Hits fürs Hospiz“ seinen zum Freund gewordenen Klienten mit schneller und unbürokratischer Hilfe wieder mobil gemacht hat. Osmani kann und möchte mit dem Auto wieder aktiv am Leben teilnehmen.

Botschafter für das Düsseldorfer Kinderhospiz Regenbogenland

Der zur Bürofachkraft ausgebildete Osmani hat die ersten sieben Schuljahre in der Sankt Augustiner LVR-Frida-Kahlo-Schule verbracht, die ihren Förderschwerpunkt in der körperlichen und motorischen Entwicklung behinderter Menschen sieht. Seine letzten drei Schuljahre hatte Osmani die Außenstelle der Schule in Vilich-Rheindorf besucht. Nach dem erfolgreichen Abschluss seiner dreijährigen Berufsausbildung die über das Berufsbildungswerk auch 2012 schon virtuell stattfand, ist Osmani aufgrund seiner Erkrankung arbeitsunfähig geschrieben. Doch er engagiert sich ehrenamtlich als Botschafter für das Düsseldorfer Kinderhospiz Regenbogenland und freut sich schon darauf, dass er bald für das bundesweite Sorgentelefon „Oskar“ mitarbeiten kann, um dort jungen Menschen Mut zusprechen, die ähnlich schwer erkrankt sind, wie er es ist. Schließlich habe er mit seinem Älterwerden gelernt, „wie viel schlimmer es mich hätte treffen können“.

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