Seniorensitzung der Bonner Stadtsoldaten Beifall für die gereimte Internet-Schelte
BEUEL-MITTE · Als "Dä Tuppes vum Land" sich über Internet, Suchmaschinen und all diesen "modernen digitalen Schnickschnack" ausließ, "der das Volk verdummt", fand er am Sonntag im Brückenforum viel Zuspruch beim Publikum.
Dieses bestand vornehmlich aus Vertretern der älteren Generationen, die zur Seniorensitzung der Bonner Stadtsoldaten gekommen waren.
Der Reimredner traf den Nerv der Zuschauer, die mit dem gesamten Programm sehr zufrieden waren. Denn mit "Dä Tuppes" (Wicky Junggeburth) und "Nä Weltenbummler" (Marita Köllner) waren nicht nur nach Meinung von Agnes Rockenfeld "Spitzenkräfte aufgeboten". Die 76-jährige Röttgenerin und ihre Schwester Christiane Heinemann, 81 Jahre, besuchen die Sitzung seit Jahren und waren immer zufrieden. "Mich stört nur eins", bemerkte Rockenfeld: "Wenn die immer von Kölle singen. Wir sind hier in Bonn!"
Auch den Eintrittspreis fanden sie seniorengerecht. "Für die 15 Euro bekommt man auch noch einen Orden und Kaffee und Kuchen." Der Preis spielte auch für Marlene Overkamp eine Rolle. Mit dem Ehepaar Wirtz war die 66-Jährige aus Swisttal angereist.
"Wir wären nicht zum dritten Mal hier, wenn es uns nicht gefallen würde." Es gehe entspannter zu als etwa bei den meisten Damensitzungen. "Da stehen die Frauen auf den Stühlen, das ist uns zu unruhig." Dieter und Inge Wirtz gehen nur noch auf die Seniorensitzung. Sie finden besonders gut, so nah an den Künstlern zu sein.
Und dann natürlich den Junggeburth und die Köllner. "Die haben die alten Lieder drauf, die die Senioren kennen und mitsingen", bestätigt Guido Müsseler, Corpsoberzahlmeister bei den Stadtsoldaten. "Da singt der ganze Saal mit. Für mich ist das immer das absolute Highlight." Selbstverständlich wähle man das Programm altersgerecht aus: Gute Redner mit nicht zu derbem Humor und "was fürs Auge", wie die Altenrather Sandhasen, die am Sonntag tanzten.
Außerdem kam das Bonner Prinzenpaar ins voll besetzte Brückenforum. Bonna Nora I. präsentierte ihre beiden Söhne, denen sie nach der Proklamation versprochen hatte, sie mit auf die Bühne zu nehmen, wenn sie mit ihr unterwegs sind. Getreu ihrem Sessionsmotto "Bönnsche em Jlöck - domols wie höck" versprach sie: "Wir wollen versuchen, zu manch einer glücklichen Stunde von euch beizutragen."
Prinz Jürgen I. rief dazu auf, die nächsten "drei Millionen 111 Sekunden" positiv bekloppt, furios und bodenständig zu sein, "mit Hätz und Verstand, Spaß und Jeföhl". Das muss man Agnes Rockenfeld und Christiane Heinemann nicht zweimal sagen. Sie gehen an Weiberfastnacht zur Sitzung in Röttgen, gucken sich den Zug an, "wir schunkeln und singen, und sind so richtig schön verdötscht".