Im Alter von 80 Jahren Bekannter Schausteller Rudolf Barth aus Beuel verstorben

Beuel · Der weltweit bekannte Schausteller Rudolf Barth aus Beuel ist im Alter von 80 Jahren verstorben. Aushängeschild der Firma ist der „Olympia Looping“: die größte transportable Achterbahn der Welt. Die Trauerfeier ist am Montag in Beuel.

 Rudolf Barth zeigt auf diesem Foto das Modell einer Achterbahn mit fünfachem Looping, das Aushängeschild des Unternehmens.

Rudolf Barth zeigt auf diesem Foto das Modell einer Achterbahn mit fünfachem Looping, das Aushängeschild des Unternehmens.

Foto: Max Malsch

Schausteller Rudolf Barth ist tot. Der Senior-Chef des gleichnamigen Jahrmarktbetriebs ist bereits in der Nacht zu Dienstag gestorben. Auf Wunsch der Familie erscheint der Nachruf auf den deutschlandweit bekannten Unternehmer erst an diesem Wochenende. Rudolf Barth wurde 80 Jahre alt und ist nach Aussage seines Sohns Peter nach kurzer, schwerer Krankheit friedlich eingeschlafen.

Aushängeschild seiner Firma war und ist der „Olympia Looping“. Es ist die weltweit größte transportable Achterbahn der Welt mit fünf Überschlägen. Sie wird bereits seit einigen Jahren von Sohn Otto vermarktet. Das markante Fahrgeschäft, das Dauergast beim Oktoberfest in München ist und auch schon ein Gastspiel in London hatte, verlieh Rudolf Barth den Spitznamen „Herr der Ringe“.

Mehr als drei Jahrzehnte zählte Rudolf Barth zu den bekanntesten Schaustellern weltweit. Barth war der Boss von einem weit verzweigten Kirmes-Imperium, das er frühzeitig auf seine Söhne Peter, Otto und Rolf ausgedehnt hatte. Mittlerweile sind auch sechs der insgesamt neun Enkel in der Branche tätig.

Gemeinsam mit Oscar Bruch, Willi Kipp, Marcel Markmann, Gregor Schutz, Heinz Fußhöller, Günter Barth und Uwe Hölzgen prägte Rudolf Barth eine Schausteller-Generation, die von Bonn und Düsseldorf die deutsche Volksfestszene bestimmte.

Sein erster Wohnsitz war viele Jahre lang München, sein Herz schlug aber immer für Beuel. Rudolf Barth wurde am 10. August 1939 in Wittlich geboren. Da seine Mutter aus Beuel stammte, zogen die Eltern nach dem Zweiten Weltkrieg an die Siegburger Straße. Dort baute der Vater das Unternehmen neu auf. Der Sohn brach die Schule ab, stieg in die Firma ein und vergrößerte den Betrieb, der heute seinen Sitz in München und Euskirchen hat. Er war mehr als 60 Jahre mit Ehefrau Elisabeth verheiratet.

 Um den Mann mit den sechs Fingern – vier verlor er vor 58 Jahren bei Reparaturarbeiten an einem Karussell – rankten sich viele Gerüchte. Der an einem US-Flughafen konfiszierte Golfsack voller Geldscheine gehört ebenso in die Fabelwelt wie die angeblich vor vielen Jahren akribisch vorbereitete Machtübernahme in der Beueler CDU. Rudolf Barth sagte dazu in einem GA-Interview anlässlich seines 70. Geburtstags: „Ich weiß nicht, wer das alles erfindet, aber es stimmt wirklich nicht.“ Was hingegen stimmt: Barth war fast acht Jahre Vorsitzender des SV Beuel 06: Für diesen Verein hatte er in seiner Jugend Fußball gespielt und später Verantwortung übernommen.

Rudolf Barth gehörte zum hiesigen Establishment trotz Schulabbruchs. Eine Lehre hatte er nie gemacht. Er hatte stattdessen den Beruf des Schaustellers von der Pike auf von seinem Vater Rudolf Barth senior gelernt. Eine harte Schule, wie er einmal sagte. Acht bis zehn Monate im Jahr tingelte er früher über Deutschlands Kirmesplätze. Für ihn und seine Frau bedeutete das ein Leben im Wohnwagen. Der Globetrotter war aber am liebsten in Beuel. Das war seine Heimat, dort steht sein Elternhaus. „Ich liebe Beuel“, sagte Rudolf Barth vor einigen Jahren.

Er gönnte sich einen exklusiven Lebensstil: Eine Prunkvilla am Rhein, eine Eigentumswohnung in München und einen teuren Fuhrpark. Viele Jahre kurvte er mit einem Mercedes und dem Kennzeichen BN-JR 5 durch Bonn. Viele vermuteten, die Initialen JR hätten etwas mit dem TV-Ekel J.R. Ewing aus der Seifenoper „Dallas“ zu tun. Wieder ein Gerücht. Es handelte sich um die Anfangsbuchstaben seiner Vornamen Johann Rudolf.

Stolz war Barth auf seine Familie. Seine Söhne sind die sechste Schausteller-Generation. „Von Corona und den Folgen für unsere Branche hat Vater wegen seiner Demenz nichts mehr mitbekommen. Das war auch gut so. Wer ihn kennt weiß, dass er sich über das temporäre Berufsverbot aufgeregt hätte“, sagte Peter Barth im Gespräch mit dem GA. Bis vor zwei Jahren nahm sein Vater aktiv am Geschäft teil. Dann folgten ein Sturz im Wohnhaus, eine schwere Operation. Rudolf Barth musste sich aus gesundheitlichen Gründen aus der Welt der Jahrmarktleute zurückziehen.

Der Freundeskreis Pützchens Markt, dem Barth eng verbunden war, trauert um einen seiner Förderer. „Pützchens Markt hat Rudolf Barth viel zu verdanken. Er hat unsere beliebte Kirmes in Deutschland bekannt gemacht“, erklärte Günter Dederichs, Vorsitzender des Freundeskreises.

Die Trauerfeier findet im engsten Familienkreis am Montag, 8. Juni, von 14 Uhr an in der Friedhofskapelle am Platanenweg statt. Anschließend folgt die Beisetzung auf dem Friedhof. „Daran werden sicherlich viele Menschen mit Abstand teilnehmen“, vermutet Peter Barth. Sein Kommen angekündigt hat unter anderem Albert Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerbunds.

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