Seltenes Handwerk in Bonn Ben Palmer ist Bonns erster Brauer-Geselle seit 30 Jahren

PÜTZCHEN · Der letzte Jahrgang, der die Kunst der Bierherstellung erlernte, wurde 1988 bei der Kurfürstenbrauerei ausgebildet. Jetzt konnte der gebürtige Engländer auch seinen Gesellenbrief in Empfang nehmen.

 Der junge Engländer Ben Palmer ist Brauer in Putschen.

Der junge Engländer Ben Palmer ist Brauer in Putschen.

Foto: Anke Vehmeier

Ben Palmer ist stolz. Er konnte jetzt seinen Gesellenbrief in Empfang nehmen und ist damit ein echter Exot in Bonn. Denn der Engländer ist Brauer und Mälzer. „Und zwar nach 30 Jahren der erste, der seine Ausbildung in Bonn absolvieren und abschließen konnte. Der letzte Brauerjahrgang wurde 1988/ 89 bei der kurz darauf geschlossenen Kurfürstenbrauerei ausgebildet“, berichtet Fritz Wülfing. Er betreibt in Pützchen seine eigene Brauerei, die Biersmarck GmbH.

Unter dem Label Ale-Mania braut Wülfing Craft-Biere unterschiedlichster Geschmacksrichtungen, von Blaubeere über Grapefruit bis Koriander. Eine Besonderheit und sehr beliebt ist auch das Bonner Wiess. Jetzt bekommt er Unterstützung von einem studierten Germanisten. Palmer hat das Handwerk bei Ale-Mania in Pützchen gelernt und wurde nun als Brauer von Wülfing angestellt. „Nachdem ich das erste Ale-Mania getrunken hatte, war ich begeistert, und die Marke war mir gleich sympathisch“, berichtet der 24-Jährige, der in Bristol studiert hat. „Ich wollte als Germanist mein Praktikum unbedingt in Deutschland machen, und so habe ich Kontakt zu Fritz Wülfing aufgenommen“, sagt der Brauer. Das war im Jahr 2015, und die Arbeit in der Brauerei habe ihm sehr gut gefallen.

Schokolade-Minz-Bier und andere Craft-Biere

Zunächst ging es zurück nach England, um den Bachelor zu absolvieren. Und im November 2016 hat er dann seine Ausbildung in der Beueler Brauerei begonnen. „Dabei hat uns die IHK sehr gut unterstützt. Wir sind ein hundert Prozent handwerklicher Betrieb und Bonns komplette Brauerei“, erklärt Wülfing, und Palmer ergänzt: „Wir verwenden zum Beispiel Ruderpaddel, um die Maische zu rühren, das ist echte Handarbeit und macht mir sehr viel Spaß. Ich konnte von Anfang an überall mit anpacken und habe auch gleich mit Bier gebraut. Das ist in den großen Brauereien eher unüblich.“ So seien auch in der Berufsschule in Dortmund zwei ganz unterschiedliche Welten aufeinandergeprallt. Palmer hat seine Mit-Azubis aus den Großbrauereien nach Beuel eingeladen, um sich anzuschauen, wie eine kleine Brauerei arbeitet.

„Zuerst habe ich mich an der alten Hobbyanlage von Fritz ausgetobt und viel experimentiert“, sagt der 24-Jährige. Seine erste Eigenkreation war ein Schokolade-Minz-Bier. Seither können die Freunde der Bierkultur seine Kreationen kosten. „Und ich habe schon weitere Ideen, angelehnt an die Craft-Biere aus meiner Heimat“, sagt Palmer. Der frischgebackene Geselle ist voller Tatendrang: „Ich muss noch einiges lernen, es gibt so viele neue Bierstile. Und als Geselle möchte ich auch mehr Verantwortung übernehmen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort