Bonner Veterinäramt prüft Beschwerden über Frischfleisch

Beuel · Das Bonner Veterinäramt geht jährlic130 bis zu 150 Beschwerden über Frischfleisch nach. Der jüngster Fall aus Beuel ist nicht eindeutig.

 In einem Labor wird eine eine auffällige Fleischprobe untersucht – im Sinne des Verbraucherschutzes.

In einem Labor wird eine eine auffällige Fleischprobe untersucht – im Sinne des Verbraucherschutzes.

Foto: picture-alliance/ dpa

Bei frischen Lebensmitteln schauen Kunden genau hin. Denn sie wollen, dass die Ware gut schmeckt und vor allem in Ordnung ist. So kommen beim Bonner Veterinäramt jährlich zwischen 130 und 150 Beschwerden an, denen die Mitarbeiter alle nachgehen müssen. Manche Fälle sind gar nicht so eindeutig wie der eines Kunden, der sich jüngst über Bio-Hähnchenfleisch aus einem Beueler Discounter beklagte.

In der Kunststoffverpackung aus dem Kühlregal befanden sich Schenkel und Rückenstücke. Als der Mann sie öffnete, war für ihn klar: Das Fleisch ist vergammelt, obwohl es laut Aufdruck noch fünf Tage hätte gut sein müssen. „Beim Aufschneiden war das Innere des Hähnchens voller großer schwarzer Flecken“, sagte er und meinte, auch Maden entdeckt zu haben. Das Fleisch sei zudem klebrig gewesen. Er schnappte sich sofort die Packung und ging damit zum Laden zurück.

Dessen Geschäftsführer habe ihn aber schnell loswerden wollen und konnte die Aufregung des Kunden nicht verstehen, vor allem, da er ja auch den Kaufpreis zurückerhalten würde. Aber: „Mir ging es nicht hauptsächlich um das Geld, sondern darum, dass auch andere Menschen – insbesondere ältere Personen – dieses Fleisch kaufen und vergiftet werden könnten“, meinte der Kunde. Das sei doch sehr gefährlich.

Nach Angaben von Florian Kuhlmey, Vizesprecher des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), kämen solche Fälle immer wieder vor. Zunächst könne der Kunde die Ware im Geschäft reklamieren, sich aber auch an die örtliche Lebensmittelüberwachung wenden – in Bonn eben das Veterinäramt. Das bestätigt den Fall aus Beuel, man werde ihn überprüfen.

Der Discounter hat bei seinem Lieferanten nachgefragt und teilt mit, dass es sich bei den Verfärbungen des gekauften Fleisches um eine Bluteinlagerung, die in Einzelfällen nach der Schlachtung vorkommen kann. „Unser Lieferant versichert, dass das Fleisch gesundheitlich unbedenklich genießbar ist“, so ein Pressesprecher. Was der Kunde als „Würmer-Eier“ beschreibe, seien Fettablagerungen. Aber da gilt auch: Das Auge isst mit. Experten raten daher, optisch nicht ansprechende Ware besser nicht im Handel anzubieten.

Ansonsten gebe es für die Frischfleischprodukte des Discounters, zu denen auch das Bio-Hähnchenfleisch gehöre, „sehr hohe Qualitätsanforderungen“ samt lückenloser Kühlkette. „Von der Schlachtung und Verarbeitung über die Lagerung bis hin zum Verkauf werden Parameter wie der mikrobiologische Status, Frische, Aussehen, Inhaltsstoffe und Geschmack des Fleisches laufend kontrolliert“, sagt der Sprecher. Auch die Lieferanten ließen ihre Produkte regelmäßig von unabhängigen Fachlaboren untersuchen. Die Produzenten müssten neben der Zertifizierung nach dem sogenannten IFS Food (International Featured Standard Food) Partner des QS-Prüfsystems sein: Dabei handelt es sich um in der Branche übliche Qualitätssicherungen. Letztlich sei dem Unternehmen ein respektvoller Umgang mit den Kunden sehr wichtig. Mit dem Käufer in Beuel wolle man Kontakt aufnehmen, so der Händler.

Das Veterinäramt schickt auch selbst seine Lebensmittelkontrolleure in die Geschäfte. „Je höher das Risiko, welches von einem Betrieb ausgeht, desto häufiger muss kontrolliert werden“, sagte Andrea Schulte vom Presseamt der Verwaltung. Die Einstufung hänge ab zum einen von den angebotenen Produkten ab: frisches Fleisch sei da was anderes als Mineralwasser. Zum anderen von der Zuverlässigkeit, dem baulicher Zustand und den Eigenkontrollen. „Die Kontrollfrequenz kann von drei Monaten bis zu drei Jahren reichen“, sagte Schulte.

Kontrolliert würden neben der Ware die Räume, Personalhygiene, Dokumentation und eigene Kontrollsysteme, etwa in Hinblick auf Transport- und Verpackungsschäden oder die Kühlung. Verdorbene Ware wird laut Veterinäramt im Beisein der Lebensmittelkontrolleure entsorgt. Sie schauen auch nach der ganzen Charge. Schulte: „Ziel ist es zu ermitteln, warum die Ware verdorben ist.“

Bei welchen Lebensmitteln gibt es derzeit Probleme? Das steht auf der Plattform www.lebensmittelwarnung.de.

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