CDU-Fraktionsvorsitzender in Beuel Günter Dederichs geht in den politischen Ruhestand

Beuel · Ein Beueler Urgestein verlässt die politische Bühne: Günter Dederichs wird 75 Jahre alt und kandidiert künftig nicht mehr für die Beueler Bezirksvertretung, der er 36 Jahre angehörte.

 Am Dienstag führte Günter Dederichs seine Fraktion zum letzten Mal in der Bezirksvertretung Beuel als Vorsitzender.

Am Dienstag führte Günter Dederichs seine Fraktion zum letzten Mal in der Bezirksvertretung Beuel als Vorsitzender.

Foto: Benjamin Westhoff

Wer seit 36 Jahren ununterbrochen Mitglied der Bezirksvertretung Beuel ist, der hat aus kommunalpolitischer Sicht seine Handschrift im Stadtbezirk nachhaltig hinterlassen. Dieser einsame Rekord, der zwar in keinem offiziellen Ranking berücksichtigt wird, ist aus Beueler Sicht so unglaublich, dass man getrost die Frage stellen darf: Wie kommt jemand auf die Idee, sich ehrenamtlich fast vier Jahrzehnte auf die  „harte Bank“ der Lokalpolitik zu setzen?

Die Antwort fällt Günter Dederichs nicht leicht. Nach längerem Grübeln sagt er kurz und knapp: „Es hat sich einfach so ergeben.“ Diese bescheidene Einordnung passt zu dem Menschen. Günter Dederichs war nie der Mann großer Worte. Die Bühne hat er zumeist anderen Personen überlassen. In seinen seltenen Reden stand immer das Wort „Wir“ vor dem „Ich“. Er war und ist immer noch Strippenzieher, Menschenfänger und Schlichter in Personalunion.

Am Dienstagabend nahm der CDU-Fraktionsvorsitzende zum letzten Mal an einer Sitzung der Bezirksvertretung teil, weil er bei den Kommunalwahlen am Sonntag, 13. September, für kein Amt mehr kandidiert. „Es ist endgültig Schluss, das habe ich meiner Frau versprochen. Und was ich verspreche, halte ich auch“, sagte Dederichs.

Eigentlich wollte er schon bei der Kommunalwahl 2014 nicht mehr antreten, aber der freundlich gemeinte Protest aus den eigenen Reihen hat ihn noch mal umdenken lassen. Jetzt gab es gegen seine Entscheidung keinen Widerspruch mehr, weil er auch ein nicht zu überbietendes Argument vorweisen kann: An diesem Mittwoch wird Günter Dederichs 75 Jahre alt. Seinen Geburtstag wird er coronabedingt nur im kleinen Kreis feiern. Was ihm wiederum als Typ entgegenkommt: Aufsehen um seine Person ist bekanntlich nicht sein Ding.

Seine Partei weiß gar nicht so recht, wie sie ihren Frontmann gebührend würdigen kann. Die Pandemie lässt diesbezüglich nicht viel zu. Aber wie der GA erfuhr, will die CDU die Verabschiedung so bald wie möglich entsprechend angemessen inszenieren.

36-jährige „Dienstzeit“

Der Begriff „Urgestein“ wirkt zwar abgedroschen, aber auf Dederichs passt er vorzüglich. Nach der Kommunalwahl 1984 war sein Platz als „Rookie“ in der Bezirksvertetung Beuel. Kein anderer Politiker auf der rechten Rheinseite kann von sich behaupten, dass er mit allen jemals im Amt gewesenen Bezirksvorstehern/Bezirksbürgermeistern zusammengearbeitet hat. Von Erwin Kranz bis Guido Déus hat Dederichs mit allen politisch zusammengearbeitet. Von seiner 36-jährigen „Dienstzeit“ hat er 30 Jahre lang den Vorsitz der CDU-Fraktion innegehabt. Weshalb er an sehr vielen Entscheidungen maßgeblich beteiligt war.

Gefragt, warum er nie für den Stadtrat in Bonn kandidiert hat, antwortete der 1945 in Bonn geborene Dederichs: „Seit 1969 lebe ich in Beuel. Hier ist meine Heimat, hier kenne ich mich aus. Für mich war es nicht vorstellbar, als Beueler im Stadtrat zum Beispiel über Probleme in Friesdorf zu entscheiden. Ich wollte immer nur über die Themen entscheiden, bei denen ich mich auskenne.“

Als Dederichs 1984 in die Bezirksvertretung gewählt wurde, bekam er auch eine Premiere mit: Erstmals stellte die damals noch junge Partei „Die Grünen“ zwei Abgeordnete und brachte frischen Wind in die Diskussionskultur. Wird Dederichs nach all den Jahren loslassen können? „Ja, das kann ich. Beruflich habe ich es geschafft, politisch werde ich es auch schaffen“, sagte der Ehemann und zweifache Vater.

Aber zwei Bühnen will Dederichs auch künftig noch bespielen: Er bleibt Senatspräsident der Karnevalsgesellschaft Schwarz-Gelbe Jonge, und auch den Vorsitz im Freundeskreis Pützchens Markt will er noch nicht abgeben. „Ich habe das Gefühl, dass ich an diesen beiden Stellen noch gebraucht werde“, so der gelernte Kaufmann. Und wer übernimmt nach der Wahl den Vorsitz der CDU-Fraktion? „Da mische ich mich nicht mehr ein. Ich melde mich überhaupt nur noch dann politisch zu Wort, wenn ich von meinen Nachfolgern gefragt werden sollte“, so Dederichs im Gespräch mit dem GA.

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