Zum Tod von Erna Neubauer Der Ritt auf dem Elefanten durch Beuel bleibt unvergessen

Beuel · Beuel trauert um Erna Neubauer. Die Ehren-Obermöhn der Beueler Weiberfastnacht ist im Alter von 93 Jahren gestorben.

 Legendärer Auftritt auf dem Elefanten: 1975 ritt Erna Neubauer als Obermöhn im Beueler Weiberfastnachtszug mit.

Legendärer Auftritt auf dem Elefanten: 1975 ritt Erna Neubauer als Obermöhn im Beueler Weiberfastnachtszug mit.

Foto: Barbara Frommann

Der rheinische Karneval und ganz besonders die Beueler Weiberfastnacht trauern um Erna Neubauer. Die Ehren-Obermöhn ist in der Nacht zu Freitag im Alter von 93 Jahren gestorben.

Erna Neubauer war 25 Jahre lang (1973 bis 1998) die Mutter der Kompanie. Ihr Name stand im rheinischen Karneval für Mutterwitz, Galionsfigur und Vollblutkarnevalistin. Erna Neubauer verkörperte ein Vierteljahrhundert die Obermöhn der Beueler Weiberfastnacht (siehe „Ehren-Obermöhn“). Sie war überall gern gesehener Gast, willkommener Freund und liebenswerter Ratgeber. Sie hat das Ehrenamt mit Leidenschaft ausgefüllt. Ihr Wirken hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die Beueler Weiberfastnacht weit über die Grenzen des Rheinlands hinaus bekannt wurde.

Der Rathaussturm war für Erna Neubauer ein Muss

Die Entwicklungen in der Beueler Weiberfastnacht verfolgte Erna Neubauer bis zuletzt aufmerksam. Bis zu ihrem 90. Geburtstag nahm sie hier und da auch noch an einigen wenigen Sitzungen teil. Der Beueler Rathaussturm war für sie immer ein Muss.

2019 antwortete Neubauer auf die Frage, ob es heutzutage einen Unterschied zu ihrer Amtszeit gibt: „Ja, der Karneval wird immer professioneller. Heute steckt noch mehr Arbeit in diesem Ehrenamt. Aber die Beueler Weiberfastnacht befindet sich auf einem guten Weg und bereitet sich auf das große Jubiläum im Jahr 2024 vor.“ Dann feiert der Wievefastelovend seinen 200. Geburtstag.

Sie war stolz auf ihre beiden Nachfolgerinnen

Stolz war Neubauer auf ihre Nachfolgerinnen Evi Zwiebler und Ina Harder. Über die jetzige Amtsinhaberin, Ina Harder, sagte Neubauer vor wenigen Jahren: „Sie ist ein Hauptgewinn für das Beueler Brauchtum: Sie hat das Herz auf der Zunge, ist schlagfertig und überall gerne gesehen.“

Ina Harder sagte am Samstag dem GA: „Ich bin sehr sehr traurig. Erna war meine karnevalistische Mutter. Sie hat mir alles beigebracht.“ Und Evi Zwiebler, ebenfalls wie Neubauer Ehren-Obermöhn der Beueler Weiberfastnacht, sagte: „Sie war eine liebenswerte und herzliche Frau, die mich geprägt und stets begleitet hat. Dafür bin ich ihr sehr dankbar. Ich werde sie nie vergessen.“

 Erna Neubauer hat die Beueler Weiberfastnacht hoffähig gemacht.

Erna Neubauer hat die Beueler Weiberfastnacht hoffähig gemacht.

Foto: Max Malsch

Viele Anekdoten reihen sich aneinander

Anekdoten gibt es viele über die Verstorbene zu berichten. Zum Beispiel ritt sie 1975 auf einem Elefanten im Beueler Weiberfastnachtszug mit. „Der muss Alkoholiker gewesen sein", sagte Erna Neubauer damals. Kaum sah der Elefant einen Mann mit einer Bierflasche in der Hand, riss er diese mit dem Rüssel an sich und trank sie. „Das geschah immer wieder während des Zuges. Das war mir so peinlich. Als ich das später dem Tierpfleger erzählte, sagte der mir, dass der Elefant schon vor dem Zug eine ganze Flasche Cognac getrunken hätte - zur Beruhigung natürlich“, erzählte Neubauer weiter.

Dass sie einmal eine einzigartige Karnevalskarriere durchleben würde, damit hatte in ihrer Familie niemand gerechnet. Erna Neubauer kam durch Zufall mit dem Karneval in Kontakt. 1960 trat sie in die CDU ein und lernte Maria Balzer kennen. Balzer war die Vorsitzende der Frauen Union, Präsidentin des Alten Beueler Damenkomitees und auch amtierende Obermöhn. 1965 lockte Balzer die junge Erna Neubauer ins Damenkomitee. Sie übernahm schnell die Vize-Positionen Balzers und 1973 auch die Führung des Damenkomitees und die Funktion der Obermöhn. Was folgte, war eine 25-jährige Erfolgsgeschichte. 1998 löste Evi Zwiebler Erna Neubauer ab.

Neubauer hat Weiberfastnacht hoffähig gemacht

Erna Neubauer machte die Beueler Weiberfastnacht hoffähig. Internationale Fernsehsender übertrugen den Beueler Rathaussturms und machten das einmalige Brauchtum in der ganzen Welt bekannt. Bei den Empfängen im Bonner Bundeskanzleramt stand die amtierende Wäscherprinzessin oftmals im Mittelpunkt und im Blitzlichtgewitter der Fotografen. Als die Beueler 1994 bei Bundeskanzler Helmut Kohl waren, hatte dieser nur Augen für Wäscherprinzessin Lucie I. Anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Städtepartnerschaft mit Mirecourt hatten sich die Beueler für eine französische Tollität entschieden. Und Kohl war von dieser Idee begeistert. Er sagte, das sei gelebte Völkerverständigung im besten Sinne.

 Schwelgen 2017 in Erinnerungen: Erna Neubauer (rechts) und ihre Nachfolgerin Evi Ziebler.

Schwelgen 2017 in Erinnerungen: Erna Neubauer (rechts) und ihre Nachfolgerin Evi Ziebler.

Foto: Holger Willcke

Viele Zimmer des Wohnhauses von Erna Neubauer in Pützchen gleichen einem Karnevalsmuseum. Fotos, Geschenke, Andenken und besonders seltene Auszeichnungen schmücken die Wände. Stolz war Erna Neubauer auf die höchste Auszeichnung des Bundes Deutscher Karneval (BDK): Sie ist Trägerin des goldenen BDK-Ordens mit Brillanten.

Franz Neubauer war ihr ruhender Pol

Zwischen den Erinnerungsfotos hängen auch immer wieder Bilder von Ehemann Franz. Ohne ihren Mann im Hintergrund hätte sie das alles nicht geschafft. Er war der ruhende Pol, schrieb die Auftrittspläne, erledigte den Telefondienst und munterte seine Frau immer dann auf, wenn sie Zuspruch benötigte. Franz Neubauer starb vor 22 Jahren.

Anlässlich ihres 90. Geburtstages sagte Neubauer: „Ich wollte den Menschen unser Brauchtum nahebringen. Da Karneval für alle Schichten und Gruppen da sein soll, bin ich besonders gerne in Krankenhäuser, Altenheime, Kindergärten und Schulen gegangen. Überall dort habe ich Dankbarkeit erlebt.“

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