Fotovoltaik auf Gewerbehallen Beueler Unternehmer denken über Solarkraftwerk nach

Beuel · Beueler Unternehmer aus fünf Gewerbegebieten packen das Thema Klimaneutralität an und rüsten ihre Firmen energetisch um. Sie beraten auch über ein besonderes Projekt in Beuel-Ost.

 Die Luftaufnahme vom Gewerbegebiet Beuel-Ost macht deutlich, welches Potenzial noch in ungenutzten Dächern liegt. Hier könnten auf großer Fläche Solaranlagen installiert werden.

Die Luftaufnahme vom Gewerbegebiet Beuel-Ost macht deutlich, welches Potenzial noch in ungenutzten Dächern liegt. Hier könnten auf großer Fläche Solaranlagen installiert werden.

Foto: Stefan Hermes

Ein Blick auf das Solardachkataster der Stadt Bonn macht deutlich, welche enormen Potenziale zur Klimaneutralität auf den Dächern der Gewerbegebiete schlummern. „Manchmal entstehen gute Ideen einfach so, wenn engagierte Menschen zusammenkommen“, sagt Anke Valentin vom Wissenschaftsladen Bonn (Wila). In einer Veranstaltung der Bonner Wirtschaftsförderung in Kooperation mit der Gertec Ingenieursgesellschaft und dem Wila diskutierten Unternehmerinnen und Unternehmer aus fünf Gewerbegebieten Beuels, wie eine gemeinsame Energieproduktion funktionieren und welche Ideen es geben könnte, bis 2035 klimaneutral zu werden und das 1,5 Grad-konforme CO2-Budget einhalten zu können. Im vom Rat der Stadt Bonn verabschiedeten Klimaplan wurde festgehalten, dass das Erreichen der hochgesteckten Ziele möglich ist.

Bereits seit 2021 läuft das Modellprojekt Klimagerechtes Gewerbegebiet in Beuel-Ost. Es existiert bereits ein Gebietsmanagement, welches die Unternehmen berät, begleitet und betreut. Das Beratungsangebot deckt mit Bestands- und Potenzialanalysen ein breites Themenspektrum ab. Die erste Unternehmensansprache und die Netzwerktreffen werden durch die Bonner Wirtschaftsförderung mit Unterstützung von externen fachlichen Beratungen geleistet. Derzeit ist dieses Angebot noch auf Beuel-Ost beschränkt. Im nächsten Schritt sollen die weiteren rechtsrheinischen Gewerbegebiete in Pützchen, Holzlar, Geislar und Vilich-Müldorf in das Projekt einbezogen werden.

Viele Unternehmer zu Änderungen bereit

„Klimaneutralität haben sich ja viele Städte auf die Fahnen geschrieben und es kann nur klappen, wenn alle in ihren Einflussbereichen mit anpacken“, so Valentin. Bislang habe sie die Erfahrung machen können, dass viele Unternehmerinnen und Unternehmer dazu bereit sind. „Da schlummern ganz erhebliche Potenziale“, sagt sie. Mit dem Gewerbegebietsmanagement habe man in Bonn ein gutes Unterstützungsangebot, mit dem Ideen aufgegriffen und weiterverfolgt werden können. „Das wünschen sich viele Wirtschaftsförderungen in anderen Städten, die das so nicht umsetzen können“, fasst Valentin ihre Erfahrungen zusammen. Ihr größter Erfolg sei, dass man für die Themen Klimaresilienz und Nachhaltigkeit in den Gewerbegebieten einen Weg gefunden habe, der auch längerfristig verfolgt werden könne.

Wie berichtet, bekam der Beueler Unternehmer Helge Koll beispielsweise durch den Besuch eines Informationsabends der Bonner Wirtschaftsförderung den entscheidenden Impuls, auf das rund 1000 Quadratmeter große Hallendach seines Betonsteinwerks eine Solaranlage zu installieren. Immer mehr Unternehmen im Gewerbegebiet nehmen nach Darstellung Valentins das Thema nachhaltige Energie und Energieeffizienz mit dem Bau von Solaranlagen, energiesparenden Produktionsabläufen oder Elektroladesäulen in den Fokus.

Um Klimaschutz, Energieunabhängigkeit und soziale Gerechtigkeit zu stärken, hat der Bonner Rat in seinem soeben verabschiedeten Klimaplan die Förderung von Solaranlagen in Bonn ab Januar 2023 deutlich erhöht: Die Förderquote für Fotovoltaik auf Gewerbehallen oder Büros wird auf 200 Euro pro Kilowatt Peak verdoppelt und die maximale Förderhöhe je Objekt auf 25.000 Euro angehoben. Mit dem Beschluss vom 8. Dezember wird erstmals auch eine Förderung für Freiflächen-Fotovoltaikanlagen zum Beispiel auf Unternehmens-Parkplätzen, Parkplätzen von Supermärkten oder Baumärkten eingeführt.

Gewerbetreibende kooperieren

„Es muss jetzt schneller gehen, der Klimawandel erlaubt kein Warten mehr“, sagte Hans-Joachim Quadt auf dem Gewerbegebietstreffen Ende November. Klimathemen müssten groß gedacht werden. Dass auf diesem Treffen bereits aus den Reihen der Unternehmer der Anstoß für eine gemeinsame dezentrale Solaranlage kam, überraschte selbst Valentin: „Ich selbst hätte es vermutlich gar nicht auf die Tagesordnung gesetzt“, sagt sie. Sie setze nun das Wort Solarkraftwerk so früh, „weil es eine gemeinsame Zielsetzung deutlich macht, und weil es schon in der Bezeichnung selbst transportiert, welche enormen Potenziale auf den Dächern nur darauf warten, gehoben zu werden“.

Darüber hinaus würden jedoch auch andere Nachhaltigkeitsthemen zunehmend an Fahrt gewinnen. So habe der Wila erst kürzlich mit der Firma Cooper in der Maarstraße über Baumpflanzungen, Entsiegelung und Gebäudebegrünung sprechen können. „Denn nicht nur Klimaschutz, sondern auch Klimaanpassung begleiten uns weiter in der Zukunft“, so Valentin. Ein breites Spektrum an Möglichkeiten habe sich auch im Gespräch mit der Firma Strabo in der Röhfeldstraße aufgetan. Dort gebe es von der Überlegung zur Aufstockung in nachhaltiger Bauweise bis hin zur Übernahme von Grünpatenschaften in dem Gewerbegebiet zahlreiche Ansatzpunkte und Ideen.

Ein schönes Leuchtturmprojekt könnte nach Ansicht Valentins auch auf dem Gelände der Rheinhaus GmbH entstehen, wo gerade Gespräche zum Aufbau eines Citylogistik-Hubs stattfinden, der sich auf die Nutzung von Lastenrädern konzentriere. „Wir müssen jetzt aufpassen, dass wir einerseits den Schwung nutzen, uns aber andererseits nicht verzetteln“, resümiert Anke Valentin.

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