„Sugambrer“ Beueler Pfadfinder freuen sich über steigende Mitgliederzahlen

Beuel · In diesem Jahr sind die Beueler Pfadfinder „Sugambrer“ 90 Jahre alt geworden. Viele junge Leute seien auf der Suche nach Abenteuern in der Natur. Doch die Zahl der Ausbildungsleiter geht zurück.

 Damals wie heute: Beueler Pfadfinder lernen, wie man in der Natur nur mit wenigen Hilfsmitteln auskommt.

Damals wie heute: Beueler Pfadfinder lernen, wie man in der Natur nur mit wenigen Hilfsmitteln auskommt.

Foto: Sugambrer

Warum sich die Beueler Pfadfinder „Sugambrer“ nennen, können Stammesvorsitzende Esther Jordan und ihr Vorgänger Karsten Bruhns tatsächlich nicht beantworten. „Das ist eine gute Frage“, sagen beide. Selbst in der Stammeschronik der Pfadinder ist dazu nichts zu finden. Die Sugambrer waren ein westgermanischer Stamm, der zusammen mit den Kimbern zwischen Rhein, Lippe, Ruhr und Sieg ansässig war und der sich gerne den Römern widersetzte.

Was die Stammeschronik aber überliefert ist, dass die Beueler Pfadfinder in diesem Jahr 90 Jahre alt geworden sind. Dieser Geburtstag wurde im Sommer mit 150 Pfadfindern auf dem Gelände der Gesamtschule Beuel gefeiert.

Das Einzugsgebiet der heutigen Sugambrer ist Bonn-Rechtsrheinisch. Linksrheinisch ist noch der Stamm „Graf Galen“ in Friesdorf, der der mitgliederstärkste Stamm in Bonn sein soll, dann der Stamm „Phönix“ in Bonn-Mitte sowie der Stamm „St. Rochus“ in Duisdorf. Alle vier Stämme mit ihren rund 750 Pfadfindern sind Mitglieder im DPSG (Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg)-Bezirk Bonn. Außerdem gibt es noch den Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfindern, mit dem Stamm „Jupiter“ in Bonn, sowie den „Stamm Martin Bucer“ von der christlichen Pfadfinderschaft Deutschlands.

Auch wenn der DPSG ein katholischer Verein ist, der zur Diözese Köln gehört, muss man nicht katholisch sein, um Mitglied zu werden. „Die Konfession spielt bei uns keine Rolle“, so Bruhns und Jordan unisono – beide sind evangelisch.

Warteliste für neue Mitglieder

Die zwei Corona-Jahre hatten insgesamt keine Auswirkung auf die Mitgliederzahl. „In den Jugendstufen der 14- bis 18-Jährigen sind einige abgesprungen“, so Bruhns, was in dem Alter normal sei. „Dafür sind zahlreiche junge Kinder, die in dieser Zeit eingeschult wurden, zu uns gekommen“, ergänzt Jordan, „sodass sich das ausgeglichen hat.“ In kleinen Gruppen konnte man sich in dieser Zeit ab und an treffen, aber nie der gesamte Stamm. Das geht jetzt erst wieder so richtig los.

Nachwuchsprobleme gibt es bei den Sugambrern nicht. Es gibt sogar eine Warteliste für neue Mitglieder. Das Konzept der DPSG sieht vor, dass man altersbedingt aufsteigt, aber auch, dass aus der Gruppe der Ältesten, den Rovern, einige in der Leiterrunde Verantwortung übernehmen. Doch Berufsausbildung oder Studium stehen dem entgegen.

Angesprochen auf das größte Problem des Stammes sagt Jordan: „Wir haben eher das Problem, Leiter zu bekommen, als Kinder.“ Stufen müssen zwar nicht geschlossen oder reduziert werden, aber zum Bedauern der beiden Stammesvorstände können nicht alle wunschgemäß aufgenommen werden. Leiter kann jeder werden, der eine Präventionsschulung abgelegt hat und ein Führungszeugnis vorweisen kann. „Es bleibt jedoch dabei: Junge Leute leiten junge Leute“, so Jordan.

Reise nach Genua

Doch was sind die Beweggründe für ein Kind, für einen Jugendlichen, sich den Pfadfindern anzuschließen? „Bei uns ist alles freier als in anderen Vereinen und wird von den Kindern mitbestimmt“, antwortet Esther Jordan. „Es ist nicht wie im Sportverein, wo ein Trainer bestimmt, was gemacht wird.“ Hinzu komme das Naturerlebnis, das gerade von Stadtkindern immer noch großgeschrieben werde. In der Natur mit kleinem Gepäck zu hiken, wie die Pfadfinder für Wandern sagen, und in der Natur auch zu übernachten, das würden Kinder stets hochschätzen. Auch Basics wie Navigieren in der Landschaft ohne Handy oder Lagerfeuer ohne Spiritus zu entfachen, gehören immer noch dazu. Außerdem freuen sich Kinder auch immer auf einige Tage im Urlaubslager, wie „zuletzt“ 2019, als die Reise nach Genua ging.

„Das Zusammensein in der Gruppe und den Moment so genießen, wie er gerade ist“, das ist ein wesentlicher Punkt, den das Pfadfinderdasein für Karsten Bruhns ausmacht. „In Gemeinschaft die Natur erleben und dabei seinen eigenen Pfad finden, das gewinnt man als junger Mensch bei uns.“ Und Esther Jordan ergänzt: „Pfadfinder zu sein ist ein Abenteuer, das das Leben prägt. Ich habe hier Freunde fürs Leben gefunden.“

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