Umweltfreundlich unterwegs Beueler Schreiner strampelt mit Lastenrad bis nach Troisdorf

Küdinghoven · Stefan Hampel nutzt ein Lastenrad des „Bolle“-Projekts, um mit schwerem Werkzeug zu seinen Kunden zu fahren. Vor seiner Werkstatt in Bonn-Küdinghoven ist das Gefährt stationiert - und jeder kann es ausleihen.

 Ein Lastenrad für die Nachbarschaft: Iris Winkler, Stefan Hampel und Ulrich Buchholz vor der Werkstatt in Küdinghoven.

Ein Lastenrad für die Nachbarschaft: Iris Winkler, Stefan Hampel und Ulrich Buchholz vor der Werkstatt in Küdinghoven.

Foto: Benjamin Westhoff

Für den Werkzeugkoffer ist auf der Ladefläche genügend Platz, und auf geht’s zum nächsten Kunden. Immer öfter nimmt Stefan Hampel dafür jedoch nicht einen der Transporter, die vor seiner Werkstatt an der Küdinghovener Straße in Beuel stehen. Seit Wochen steigt der Schreinermeister lieber auf das hölzerne Dreirad um, das jetzt den Fuhrpark ergänzt. Wann immer es geht, nutzt der Betrieb das akkubetriebene Dreirad von „Bolle“, einem Projekt von „Bonn im Wandel“.

Nicht nur der Handwerker und sein Team, sondern jeder kann das umweltfreundliche Transportgefährt, das vor der Werkstatt am Ende der kleinen Stichstraße gut geschützt parkt, gegen eine freiwillige Spende nutzen. Wichtig ist nur, dass das Lastenrad vorab online gebucht wird. Das ist jederzeit über www.bolle-bonn.de möglich. Seit 2015 gibt es das Angebot bereits in Bonn. Neben verschiedenen Stützpunkten in Endenich und der Bonner Weststadt hat „Bolle“ mit der Schreinerei Hampel nun auch einen festen Stellplatz in Beuel.

Elektromotor hilft bei Steigungen

Stefan Hampel entscheidet bei seinen Fahrten mit Bolle selbst, auf welchen „Antrieb“ er setzen will. „Ich kann ganz normal in die Pedale treten und Muskelkraft einsetzen, ich kann aber auch den Elektromotor zuschalten“, sagt er. Diesen „eingebauten Rückenwind“ nutzt er allerdings nur, wenn es über eine längere Strecke bergauf geht. Die Entfernungen zum nächsten Kunden spielten bisher keine Rolle. „Ich war in der letzten Woche mit dem Lastenrad in Plittersdorf und Königswinter unterwegs, davor habe ich einen Auftrag in Troisdorf erledigt“, erzählt er. Zwar kann er keine großen Bretter oder Bauteile damit zur Baustelle fahren, aber „rund 100 Kilogramm trägt die Ladefläche locker“. Mehr benötigt er für sein Werkzeug nicht.

Auch in puncto Fahrkomfort gibt es für ihn nichts zu beanstanden. „Der Wendekreis ist nicht größer als bei einem normalen Rad, der Sitz ist sehr bequem, und man benötigt viel weniger Kraft“, lautet sein Testurteil. „Außerdem muss man im Gegensatz zu einem normalen Zweirad nicht auf die Balance achten.“ Und das regelmäßige Aufladen der Akkus – natürlich mit Solarenergie – ist längst Tagesroutine. Mittlerweile hat er in seiner Werkstatt eine kleine Verbesserung durchgeführt: Seit ein paar Tagen gibt es eine maßgeschneiderte Abdeckung für den Fahrersitz. „Damit man nicht vom Regen ausgebremst wird“, sagt der 63-Jährige.

Für Ulrich Buchholz, einen ehrenamtlichen Mitarbeiter im Bolle-Team, liegen die Vorteile für den Einsatz der Lastenräder sowie der Fahrradanhänger auf der Hand. „40 bis 50 Prozent der innerstädtischen Auto-Fahrten sind weniger als fünf Kilometer lang. Dabei ist das Fahrrad dem Auto grade auf diesen kurzen Distanzen in Sachen Geschwindigkeit überlegen, denn Stau und Parkplatzsuche sind kein Thema“, sagt er. Wer für diese Touren aufs Rad umsteigt, reduziere die CO2-Emissionen und trage zu weniger Lärm und sauberer Luft bei. Mittlerweile gebe es so viele Möglichkeiten, ein entsprechendes Rad oder einen Anhänger in den Alltag einzubinden. „Man kann das Lastenfahrrad auch als Kinder-Shuttle einsetzen, für Großeinkäufe oder Möbeltransporte“, so Buchholz. Sogar bei einem Umzug sei „Bolle“ bereits zum Einsatz gekommen.

Um das Projekt weiter auszubauen, braucht das Team jedoch Unterstützung. „Wir würden uns freuen, wenn wir mehr Schultern hätten, auf die wir die Arbeit verteilen können“, wünscht sich Buchholz. Außerdem wären weitere Stellplätz schön. „Gerade in Bad Godesberg suchen wir noch einen Platz, wo das Rad ausgeliehen werden kann.“

Mit dem Standort in der Schreinerei an der Küdinghovener Straße ist er sehr zufrieden. Denn nicht nur das Handwerksteam, sondern auch Nachbarn haben sich in den vergangenen Wochen immer wieder gemeldet, um das hölzerne Dreirad auszuleihen. Kein Wunder, dass Stefan Hampel gerne dafür sorgt, dass das Gefährt jederzeit eingesetzt werden kann. Dazu gehört neben einem aufgeladenen Akku und dem nagelneuen Wetterschutz für den Sitz auch ein sicherer Unterstand. „Damit Bolle jederzeit einsatzbereit ist“, sagt er. Denn keiner ist offenbar so gerne mit dem hölzernen Transporter unterwegs wie er.

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