Feier zum Jubiläum Beueler Stadtsoldaten gründeten vor 50 Jahren den Kadettencorps

Bonn · Vor 50 Jahren gründen die Beueler Stadtsoldaten eine neue Abteilung, damit junge Frauen im Verein bleiben können. Das war damals eine Sensation. Ein Blick zurück.

Einmarsch der Jüngsten, ebenfalls in den 70er Jahren.

Einmarsch der Jüngsten, ebenfalls in den 70er Jahren.

Foto: Repro: Hermes

Vor 50 Jahren stellte sich dem Beueler Stadtsoldaten-Corps Rot-Blau die Frage, wie es ihnen gelingen könnte, in ihrem traditionell nur aus Männern bestehenden Corps die zahlreichen Mädchen aus ihrem schon 1938 gegründeten Kindercorps im Verein zu behalten.

„Bis 1972 gab es nach dem Kindercorps keinen Platz mehr für die Mädchen. Sie mussten den Verein verlassen“, sagt Thomas Theuerzeit, der Literat und Pressesprecher des Stadtsoldaten-Corps. Das habe sich erst geändert, als Egon Peffekoven, der langjährige Kommandant der Stadtsoldaten, 1967 das Kindercorps übernahm und fünf Jahre später die Idee entwickelte, das Kadettencorps zu gründen.

Damit wurde vor ziemlich genau 50 Jahren eine Abteilung ins Leben gerufen, in der nun auch die Mädchen im Verein verbleiben konnten, die auf das 18. Lebensjahr zusteuerten. „Das war seinerzeit eine Sensation“, betont Theuerzeit, „dass ein Traditions-Corps sich plötzlich traute, Mädels in die aktive Rolle der Stadtsoldaten mit aufzunehmen“.

Wie der Historie des Vereins auf seiner Webseite (www.beueler-stadtsoldaten.de) zu entnehmen ist, geschah die Aufnahme der jungen Damen im Verein „gegen den erbitterten Widerstand einiger aktiver Väter, die als Mariechengarde Gruppentänze aufführte“. Doch auch diese Gruppe ist nach Vereinsangaben – trotz des neuen Kadettencorps – bis heute noch aktiv der Infanterie angeschlossen. So konnte es auch entgegen mancher interner Widerstände dazu kommen, dass die Mädchen dem Verein nicht nur nicht verlorengingen, sondern das Stadtsoldatencorps auch bereicherten.

 Das Kindercorps der Beueler Stadtsoldaten Anfang der 1970er Jahre.

Das Kindercorps der Beueler Stadtsoldaten Anfang der 1970er Jahre.

Foto: Repro: Hermes

Mit der Gründung vor 50 Jahren hatten nun auch die Mädchen das gleiche Recht wie die dem Kindercorps entwachsenen Jungen, bei ihrem Verbleib zwischen Musikzug, Tanzgruppe oder Reitercorps zu wählen. So schloss sich die Lücke zwischen Kindercorps und großem Corps.

Heute kommen Jahr für Jahr auf diesem Wege Jugendliche in das große Corps, so dass der Verein nicht über Nachwuchssorgen klagen muss. Auch wenn die Beueler Stadtsoldaten den Ruf, das größte Nachwuchscorps in NRW zu haben, an die Vilicher Prinzengarde abtreten mussten, sind von den 540 Mitgliedern zurzeit 45 im Kinder- und 16 im Kadettencorps.

„Wenn wir uns allerdings mit den Traditionscorps in NRW vergleichen“, ergänzt Theuerzeit, „dann dürften wir nach wie vor zu den Vereinen mit dem größten Nachwuchs gehören“. Zur Jubiläumsveranstaltung „50 Jahre Kadetten“ konnte der Verein überdies noch 90 ehemalige Kadetten ausfindig machen, von denen sich einige auch für die heutige Veranstaltung im Zeughaus des Vereins angesagt haben.

Auch während der Pandemiepause hatte der Verein alles dafür unternommen, seinen Nachwuchs bei Laune zu halten. So wurden nicht nur die Sessionsorden mit gebührendem Abstand an den Haustüren überreicht, sondern auch online gaben die Betreuerinnen und Betreuer ihr Bestes, das Erlernte nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Im Hinblick darauf, schon bald wieder zwischen 20 und 30 Auftritte in Kindergärten und Seniorenheimen sowie bei Veranstaltungen und Sitzungen befreundeter Vereine wahrnehmen zu können, fing man schon früh wieder damit an, sich einmal in der Woche im Freien zu treffen und zu trainieren.

Mit einem speziellen Hygienekonzept konnten die Trainings dann bald auch wieder im Zeughaus fortgesetzt werden. „Wir hatten unser Hygienekonzept noch einmal besonders streng ausgelegt, um die Kleinen gut zu schützen“, so Theuerzeit.

Geschützt ist der Nachwuchs des Vereins zudem auch durch das Jugendschutzgesetz, das Auftritte von Kindern bis zu 14 Jahren nur bis 20 Uhr zulässt (22 Uhr für die bis zu 16-Jährigen). So wird auch an diesem Sonntag der Kinder-Generalappell zur Sessionseröffnung bereits um 15 Uhr beginnen und dafür Sorge tragen, dass nicht nur alle Uniformen bis hin zu den polierten Knöpfen im auftrittsreifen Zustand sind, sondern auch, dass die Veranstaltung bis 20 Uhr ihr Ende findet.

Zwei Appelle

Ganz im Gegenteil zu dem bereits am vergangenen Wochenende stattgefundenen Generalappell der Stadtsoldaten, der die diesjährige Session mit einem weit in die Nacht reichenden Abend eröffnete. Um nicht von der Entwicklung einer plötzlich wieder rasant um sich greifenden Corona-Infektion überrascht zu werden, haben die Stadtsoldaten ihre bereits ausverkauften Damen- und Herrenkonvente schon auf das kommende Wochenende vorverlegt.

Doch auch darüber hinaus üben Corona und Krisen bereits Einfluss auf die kommenden Auftritte der Stadtsoldaten aus. Die Auftrittsanfragen hätten sich nahezu halbiert, so Theuerzeit. Da der Vorverkauf zur Großen Prunksitzung am 11. Februar im Brückenforum gerade erst anläuft, möchte der Literat noch keine Prognose über die vielleicht gebremste Feierlaune der Beueler abgeben. Es bleibe nur zu hoffen, sagt er, dass Corona nicht wieder zur Absage von Großveranstaltungen führe. „Denn“, so Theuerzeit: „Einen Plan B gibt es nicht.“

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