Karneval, Corona und die Energiekrise Was die Beueler sich vom Jahr 2023 erhoffen

Beuel · Was bewegt die Beueler im neuen Jahr? Was darf auf keinen Fall verpasst werden? Der GA hat mit Gewerbetreibenden, Karnevalisten, Firmenchefs und Passanten über ihre Erwartungen, Hoffnungen und Herausforderungen für 2023 gesprochen.

 Trübe Aussichten zum Jahresbeginn – aber nur, was das Wetter über Beuel angeht.

Trübe Aussichten zum Jahresbeginn – aber nur, was das Wetter über Beuel angeht.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Weihnachtsbeleuchtung ist verstaut, Silvester ist vorbei. In Beuel startet das Jahr 2023 jedoch keineswegs als graue Winterzeit, denn jetzt beginnt der Karneval so richtig. Ein erster Höhepunkt ist die Proklamation der LiKüRa an diesem Samstag. Dennoch gibt es einen Wermutstropfen: „Nach der langen Pause aufgrund der Pandemie sind viele Karnevalisten noch nicht wieder bereit, Karneval in vollem Umfang zu feiern, so wie es vor der Pandemie war“, sagt der Kommandant der Beueler Stadtsoldaten, Hans Hallitzky. Für ihn ist es die größte Herausforderung im neuen Jahr, dass die Beueler wieder unbeschwert feiern können. „Es ist die Aufgabe der Verantwortlichen im Karneval, alles zu tun, damit das Brauchtum Karneval weiter Bestand hat und damit auch für spätere Generationen erhalten bleibt.“ Schon jetzt freut er sich auch auf November 2023, wo die Vereine in das 200-jährige Jubiläum der Beueler Weiberfastnacht starten.

Marcus Pieker, Geschäftsführer der Sportfabrik Beuel, hofft auf ein möglichst krisenfreies Jahr. „Insbesondere der Jahresanfang, wenn die Menschen ihre guten Vorsätze in die Tat umsetzen möchten, ist für uns eine ganz wichtige Zeit.“ In den vergangenen zwei Jahren habe er festgestellt, dass das Bewusstsein der Beueler für die eigene Gesundheit seit Corona deutlich geschärft worden sei. „Im Kursbereich sind es Klassiker wie Rückentraining, Pilates, Zumba und Yoga, die sich großer Beliebtheit erfreuen.“ Ähnliches erwartet er von 2023, wobei das gesundheitsorientierte Krafttraining immer mehr nachgefragt ist: als Präventionsmaßnahme oder auch als Ausgleich für den Alltagsstress.

Wechsel in der Politik

Die Beueler Politik steht im März 2023 vor einem Personalwechsel. Lara Mohn (Grüne) wird das Amt der Bezirksbürgermeisterin aus persönlichen Gründen niederlegen. Ein Nachfolger steht bereits fest: Guido Pfeiffer, der aktuell als Fraktionssprecher der Grünen in der Bezirksvertretung sitzt. Wann der genaue Termin des Stabwechsels sein wird, ist noch nicht bekannt. Aller Voraussicht nach wird jedoch in der März-Sitzung die komplette Stadtbezirksspitze neu gewählt – das heißt auch die beiden Stellvertreterinnenposten, die derzeit mit Heidi Froese-Jauch (CDU) und Petra Maur (SPD) besetzt sind.

Kontinuität scheint es hingegen bei vielen Beueler Arbeitnehmern zu geben: In Sachen Homeoffice setzt sich der Trend der vergangenen zwei Pandemie-Jahre fort. So bieten die meisten Arbeitgeber ihren Angestellten ein Hybridmodell an, das heißt: eine Mischung aus Homeoffice und Arbeit im Büro. Auch bei der Telekom, die einen ihrer Hauptsitze in Ramersdorf auf dem Landgrabenweg hat, ist das der Fall. „An unseren bestehenden Homeoffice-Regelungen halten wir auch im kommenden Jahr fest, sie haben sich bewährt“, sagt Peter Kespohl.

Was Wettbewerbe und Veranstaltungen betrifft, plant die Telekom die zehnte International Telekom Beethoven Competition, einen Musikwettbewerb, bei dem wichtige Köpfe aus der klassischen Musikwelt über das Weiterkommen der Teilnehmer entscheiden. Der Wettbewerb läuft vom 30. November bis zum 9. Dezember. Das Finale wird im Telekom Forum ausgetragen.

Internationalbekannte Gäste

Musikalisch geht es auch in der Beueler Rheinaue zu. Vom 2. bis zum 18. Juni findet hier das dritte Telekom Open Air statt. Mitveranstalter ist die fünfdrei-Eventagentur. Geschäftsführer Julian Reininger ist optimistisch, dass 2023 nahezu alle geplanten Events stattfinden können. „Ich freue mich sehr auf das neue Eventjahr mit zahlreichen Events und einem wirklich vielfältigen Programm in unserer Kulturstadt Bonn!“ Neben Firmenveranstaltungen plant Reininger auch wieder einige Karnevalskonzerte und das Green Juice Festival vom 3. bis zum 5. August in Vilich. „Besonders freue ich mich auf den Besuch von Casper. Den haben wir erstmals 2011 angefragt und elf Jahre später steht er nun endlich auf unserer Bühne direkt hinter meinem Elternhaus“, verrät er.

Rainer Pause vom Pantheon in Beuel startet mit gemischten Gefühlen in das neue Kulturjahr: „Mit großer Hoffnung, weil die Zuschauer seit einigen Wochen wieder voller Begeisterung unser Theater füllen. Aber auch mit Sorgen, die vor 2020 undenkbar waren – denn seitdem weiß man, wie niedrig für Politiker die Schwelle ist, mal eben ein ganzes Land inklusive Kulturleben lahm zu legen.“ Einen weiteren Grund zur Vorfreude gibt es jedoch: Vorstellungen gibt es wieder nahezu an jedem Abend und darüber hinaus plant das Pantheon ein großes Sommerfest für alle Mitarbeiter. Bis dahin dürfte sich die Lage auf dem Energiemarkt hoffentlich wieder entspannt haben, hofft Pause. Denn die hohen Storm- und Energiekosten machen auch vor Kulturbetrieben keinen Halt.

Neben den gestiegenen Energiekosten leidet auch das Gesundheitswesen unter den höheren Preisen für Sachmittel wie Lebensmittel und Wäsche. „Entsprechend steigende Einnahmen bedeuten für viele Häuser eine erhebliche ökonomische Schieflage“, sagt die Ärztliche Direktorin der GFO Kliniken Bonn, Birgit Terjung. Eine weitere Herausforderung sei der Personalmangel. „Bei der Bewältigung hilft uns der ganz besondere ,Beueler Spirit‘, den ich seit Jahren so bewundere, wir stehen alle unabhängig von unserer Profession ganz eng beieinander.“ Gemeinsam sei man einzeln stärker. „Das ist typisch Beuel!“, so Terjung. Ebenfalls positiv bewertet die Medizinerin das hohe Improvisationsvermögen und das rasche Reagieren auf sich ständig ändernde Vorgaben, dass man im Krankenhaus während der Pandemie gelernt habe. „Vieles ist mittlerweile zur Routine geworden.“ Aktuell würden die Mediziner jedoch vor neuen Hürden mit der grassierenden Infektionswelle mit Influenza und RSV-Infektionen stehen.

Neuerungen gibt es am Bonner Bogen. Hier soll nach Angaben von Beta-Klinik-Geschäftsführer Arndt Lorenz der Klinik-Campus mit neuen Fachbereiche wie beispielsweise die Kinderorthopädie, die HNO und Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie weiterwachsen. Der Mangel an Fachpersonal und die hohen Energiekosten sind für Arndt dennoch die größte Herausforderung im neuen Jahr. Eine kleine Entspannung der Energielage bringe die Geothermieanlage, die den Bonner Bogen versorgt. In Planung ist zudem, dass der Bonner Bogen bald ganz autark vom örtlichen Energienetz ist.

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