Ehrenamtlicher engagiert Beueler Werner Löffler ist ein Phänomen

Beuel · Werner Löffler ist gleich in mehreren Kirchengemeinden und im Musikverein Beuel aktiv. Alles ehrenamtlich versteht sich. Die Organistenkenntnisse hat er sich selbst angeeignet.

 Werner Löffler lehnt sich an die berühmte Doppelkirche in Schwarzrheindorf. An diesen für ihn wichtigen Ort kehrt er immer wieder gerne zurück.

Werner Löffler lehnt sich an die berühmte Doppelkirche in Schwarzrheindorf. An diesen für ihn wichtigen Ort kehrt er immer wieder gerne zurück.

Foto: Rainer Schmidt

Werner Löffler ist ein Phänomen und aus den katholischen Kirchengemeinden im Norden von Beuel nicht wegzudenken. Er ist auch weder aus dem Haus Michael in Schwarzrheindorf noch aus zahlreichen Chören und auch nicht aus dem Beueler Musikverein wegzudenken. Wenn er gefragt wird, ob er nicht einen Vortrag halten könne, dann kann er nicht Nein sagen. Vermutlich ist das das einzige Manko des promovierten Chemikers, nicht Nein sagen zu können.

„Seit ich in Rente bin, ist das alles kein Problem für mich, da habe ich Zeit. Es ist einfach schön für mich, immer etwas zu tun zu haben“, sagt er. Wie gesagt, er ist ein Phänomen, eines der Unikate, die, wenn sie gerufen werden, nicht aus dem Weg gehen. Nur eines mag er nicht: im Rampenlicht zu stehen. Denn das bedeutet ihm wenig.

Die Chorkarriere begann im Kindesalter

In Kohlscheid bei Aachen kam Werner Löffler 1951 auf die Welt. Sein Studium der Chemie absolvierte er in Aachen. Gearbeitet hat er bis zu seiner Pensionierung in einer großen Raffinerie in Wesseling. Deshalb ist er nach Schwarzrheindorf und später nach Holtorf gezogen. Doch wie kommt ein Chemiker dazu, Orgel zu spielen? „Das Klavierspielen hatte ich von meiner Jugend an gelernt“, berichtet er. In Kohlscheid war er zuerst im Schulchor, dann im Jugendchor und schließlich im Kirchenchor, hatte also einen guten Draht zur dortigen Kirchenmusik.

Wenn ihm beim Schreiben seiner Diplomarbeit die Decke auf den Kopf fiel, dann ging er einfach in die Kirche und setzte sich an die Orgel. „Ich brachte mir das Orgelspielen selber bei“, erzählt er. Die Schwierigkeit schiebt er gleich hinterher: „Man braucht an der Orgel mit den Beinen die dritte unabhängige Bewegung. Die Füße von den Händen zu entkoppeln, das erforderte für mich viel Training.“ Angst vor unterschiedlichen, für ihn neuen Orgeln kennt er heute nicht. So kommt es, dass er, der Laie, der „Dilettant“, wie er sich selber nennt, in den meisten katholischen Kirchen in Beuel schon gespielt hat. „Die Kirche hat nicht nur am geistlichen, sondern auch am musikalischen Personal gespart“, sagt er als Begründung. Oft finden Messen in einem Seelsorgebereich zur gleichen Zeit statt. „Dann sind die Pfarreien froh, wenn überhaupt jemand die Orgel spielen kann.“

Im Notfall geht es auch ohne Probe

Als Besonderheit bleibt Löffler unvergessen, wie er an den „Spieltisch“ – so wird der Platz genannt, von dem aus die Orgel bedient und gespielt wird – in St. Josef mitten in Beuel, seine Premiere gab. Michael Bottenhorn, der Organist dieser Kirche, war verhindert und hatte Daniela Meyer, Organistin und Küsterin von St. Maria und St. Clemens in Schwarzrheindorf, gebeten, ihn zu vertreten. Doch einen Tag vor der Messe konnte auch Meyer den Termin nicht wahrnehmen und bat ihn, sie zu vertreten. Man traf sich in St. Josef, damit sie ihm die Geheimnisse dieser Orgel erklärte.

Doch die Spielprobe scheiterte am fehlenden Schlüssel. So musste Löffler bei der Messe diese große, ungewohnte Orgel spielen, ohne vorher auch nur einen Ton geübt zu haben. „Es war lustig, ist aber gut gegangen“, lautet aus heutiger Sicht sein Fazit. Das Problem, erklärt er, ist nicht, dass man sich „verspielt“, sondern die Probleme sind, dass man zu laut oder zu leise spielt, zu schnell oder zu langsam. „Und jede Kirche hat ihre eigene Akustik, auf die man sich einstellen muss“, so Löffler.

Orgel zu spielen, ist ein Hobby von ihm – zu singen, ein anderes. „Ich singe in unterschiedlichen Chören seit mehr als 55 Jahren“, erzählt er. Derzeit ist er „nur“ Mitglied in drei Chören: im Kirchenchor in Schwarzrheindorf, im Kammerchor „Collegium Cantandi“ in Pützchen bei Heinz Walter Florin sowie in der Chorgemeinschaft in Holtorf, wo er jetzt wohnt. „Dort aber nur inaktiv“, versichert er.

Er hielt den Premierenvortrag im „Treff Holtorf“

In der Kirchengemeinde St. Antonius in seinem Wohnort ist er im Kirchenvorstand, für die Pfarreiengemeinschaft „Am Ennert“ ist Werner Löffler in der Verbandsvertretung aktiv und bereits seit 1983 ist er Mitglied im „Trägerverein Haus Michael“ in Schwarzrheindorf, seit 2006 Schatzmeister im Vorstand. Und weil ihn Rainer Krippendorff, Vorsitzender des Beueler Musikvereins, im Haus Michael kennengelernt hatte, hat Krippendorff Löffler auch in seinen Musikverein gelotst. Mal als Ansager, mal als „Ersatzspieler“ am Keyboard, wie beim letzten Weihnachtskonzert in der Doppelkirche. Typisch für Löffler: ohne zu proben.

In Holtorf wiederum konnte Werner Löffler auch nicht Nein sagen, als der „Treff Holtorf“ ins Leben gerufen wurde – eine anspruchsvolle Informationsreihe zu unterschiedlichsten Themen. Löffler hielt den Premierenvortrag zum Thema „Erneuerbare Energien – Holtorf au­tark“, was zu dem Chemiker aus der Energieindustrie passt. Derzeit arbeitet er an seinem zweiten Vortrag, der sich mit dem Klimawandel befasst. Er konnte mal wieder nicht „Nein“ sagen. Doch was wären Kirche, Chöre, Vortragsreihen, wenn es nicht Menschen wie Werner Löffler geben würde? Die Antwort ist einfach: ärmer, viel ärmer.

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