Aktion für „Bönnsche Viertel“ Beueler Combahnviertel wurde für Mobilitätsprojekt am Samstag autofrei

Beuel · Wie das Combahnviertel in Beuel mit autofreien Straßenzügen aussehen könnte - das wollte die Stadt bei einer Veranstaltung des Projekts Bönnsche Viertel für nachhaltige Mobilität am Samstag zeigen. Die Meinungen der Anwohner dazu gingen auseinander.

 Entspannt flanieren konnte man am Samstag im autofreien Combahnviertel.

Entspannt flanieren konnte man am Samstag im autofreien Combahnviertel.

Foto: Stefan János Wágner

Autofreie Straßenzüge, keine parkenden Blechkarossen, freie Verkehrsflächen für Spaziergänger und Radfahrer: So stellte sich am Samstag das Combahnviertel für eine Veranstaltung des städtischen Projekts Bönnsche Viertel dar. Menschen flanierten entlang der Infostände, lauschten der Straßenmusik oder ließen sich nieder, wo Anwohner Biertische aufgestellt hatten.

Mit dem Projekt möchte die Stadt gemeinsam mit den Menschen vor Ort Konzepte für nachhaltige Mobilität in Wohnquartieren entwickeln. Dafür wurden das Combahnviertel und die Innere Nordstadt als Modellstadtteile ausgewählt. Nach einer Auftaktveranstaltung am 1. April veranstaltet die Stadt nun Mitwirkungstage wie am Wochenende im Combahnviertel. So soll die Mobilitätswende erlebbar werden.

„Ich erwarte von der Politik eine gute Lösung für alle“, sagte Peter Kern, der im Combahnviertel lebt, bei der Veranstaltung. Wie das gehen soll? „Indem man Tiefgaragen baut, die nahe an den Häusern sind. Der Parkverkehr muss in den Straßen reduziert werden“, sagte Kern. In Madrid habe man praktisch den ganzen Verkehr unter die Erde gelegt.

Wolfgang Linnemann aus der Rheindorfer Straße glaubt, dass ein komplettes Autoverbot viele Leute hart treffen würde. „Ein autofreies Viertel mit der Möglichkeit zum Flanieren hat natürlich seinen Reiz, aber das ist nicht die Wirklichkeit, die wir hier haben“, sagte er. „Wenn Sie Gastronomie haben oder einen Laden und man nimmt Ihnen den Parkplatz weg, schadet das dem Geschäft“, sagte ein Herr im Vorbeigehen.

Anwohnerin Uta Lublinski sagte: „Ich habe selbst auch ein Auto und müsste mir dann etwas anderes überlegen. Ein Konzept muss entwickelt werden.“ Sie sei aber bereit, sich anzupassen, die Initiative der Stadt sei interessant. Karla Götze, Anwohnerin der Combahnstraße, findet es sehr gut, wenn das Viertel verkehrsberuhigt wird: „Ich bekomme täglich mit, was auf dieser kleinen Straße los ist. Es ist zu eng.“ Sie wünscht sich eine andere Leitung des Verkehrs über den Konrad-Adenauer-Platz. „Hier sollte das wirklich nur für Anwohner sein.“

Peter Kern (l.) erwartet von der Politik eine gute Lösung für alle. Sein Wunsch: Neubau von Tiefgaragen wie in Madrid.

Peter Kern (l.) erwartet von der Politik eine gute Lösung für alle. Sein Wunsch: Neubau von Tiefgaragen wie in Madrid.

Foto: Stefan János Wágner

Aus Sicht von Marion Frohn, Geschäftsführerin der Behinderten-Gemeinschaft Bonn, müssten die Gehwege für „Mobilitätseingeschränkte oder auch blinde Menschen“ freier sein. Das fange bereits im Kleinen an. „Auch Radfahrer sollten darauf achten, dass abgestellte Räder nicht quer stehen und in den Gehbereich hineinragen“, sagte Frohn.

Tiefgaragen und Parkplätze effektiver nutzen

Auch der ADFC Bonn/Rhein-Sieg war mit einem Infostand bei der Veranstaltung dabei. Die Vorsitzende des Kreisverbandes, Annette Quaedvlieg, wünscht sich weniger Autos im Combahnviertel: „Wir sind überzeugt, dass das für alle mehr Lebensqualität bringt, wenn wir mehr Platz für Fußgänger und die Radfahrenden haben, und auch mehr Platz für spielende Kinder und ältere Menschen mit ihrem Rollator.“ Es müsse geprüft werden, welche Kapazitäten in den vorhandenen Tiefgaragen noch frei wären. „Meines Wissens sind die nicht wirklich ausgelastet.“ Auch auf Parkplätze von Supermärkten oder Schulhöfen, die abends nicht genutzt werden, müsse zurückgegriffen werden können. „Man muss da einfach kreativ werden,“ sagte Quaedvlieg.

Auch Vertreter von Parteien waren vor Ort. Julian Haefs, Sprecher des Ortsverbandes der Grünen in Beuel, erklärte: „Der Stadtrat hat beschlossen, dass es Modellviertel geben soll, um die Verkehrswende zu planen.“ Dazu gehöre die Reduktion von ruhendem Verkehr, mehr Grün- und Spielflächen, mehr Verkehrssicherheit für Kinder sowie breitere Bürgersteige. Mit Blick auf die autofreien Straßenzüge sagte Haefs: „Ich finde das sehr positiv, weil man sich deutlich sicherer bewegen kann. Es ist sehr viel Durchgangsverkehr hier normalerweise und es ist alles sehr zugeparkt.“ Aus seiner Sicht müsse es weiter Anwohnerparken geben und Tiefgaragen wie etwa am Brückenforum und am Rathaus müssten besser ausgelastet werden: „Die sind die meiste Zeit halb leer. Die Leute sollten angehalten werden, die Parkhäuser zu nutzen. Dann wäre schon viel gewonnen.“

Für Dennis Günzel, selbst Anwohner im Combahnviertel und Ortsverbandsvorsitzender der CDU Beuel-Mitte, ist die demokratische Einbindung wichtig. „Auf die Bedürfnisse der Anwohnerinnen und Anwohner und auch der Arztpraxen, Apotheken und die der anderen Gewerbetreibenden muss Rücksicht genommen werden“, sagte er. „Außerdem brauchen wir, wie die Arztpraxen, die Physiotherapeuten und die Apotheken in einem Brandbrief an die Fraktionsvorsitzenden und die Oberbürgermeisterin kürzlich deutlich betonten, Parkplätze vor ihren Häusern für ihre Mitarbeiter und Kunden, die von weiter weg kommen.“ Die Informationen zur Aktion des Projekts Bönnsche Viertel fand der CDU-Politiker zu dünn. „Es gab wenig detaillierte Informationen, was genau geplant ist“, sagte er.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort