"Bonn picobello" Beueler Damenkomitee reinigt Rheinufer

BEUEL · Ausgestattet mit Handschuhen, Müllgreifern und Eimern machte sich am Samstagmorgen der wohl älteste Damenverein der Bundesstadt anlässlich des Aktionstags "Bonn picobello" auf den Weg ans Beueler Rheinufer.

Dort, zwischen Rheinfähre und Rondell, soll im Januar eine Gedenktafel am Hochwasserschutzwall angebracht werden und an ein wichtiges Ereignis erinnern: die Gründung des Alten Beueler Damenkomitees von 1824 e.V. vor 190 Jahren und damit an den Beginn einer Emanzipationsbewegung der Beuelerinnen.

Während die Beueler Männer 190 Jahre vor unserer Zeit unterwegs nach Köln waren, um die gewaschene und geplättete Wäsche auszuliefern und anschließend zu feiern, beschlossen die Wäscherinnen, die Männerherrschaft im Karneval aufzubrechen. Sie feierten zum ersten Mal ausgelassen wie die Männer und legten den Grundstein für die Beueler Weiberfastnacht, so die offizielle Geschichte des Damenkomitees.

"Mit dem ersten Sturm auf das alte Beueler Rathaus im Jahr 1957 wurde die Tradition vervollständigt", erzählte Ilse Klose, deren Mutter an dem Großereignis teilnahm. "Damals arbeiteten ja nur Männer im öffentlichen Dienst. Die waren ganz baff und sprachlos, als die Frauen das Rathaus eroberten. Das war schon ein Auflehnen der Frauen, ein Schrei nach Aufmerksamkeit."

Weil das Rathausumfeld seit zwei Jahren eine Großbaustelle ist, stürmten die Weiber 2012 und 2013 "ortsfremd" am Rheinufer und am Krankenhaus provisorische Rathausfassaden. Im nächsten Jahr dürfen die Weiber wieder vors Rathaus ziehen und den Verwaltungsmitarbeitern heftig einheizen.

"Wir pflegen die Tradition und gedenken der Anfänge der Beueler Weiberfastnacht, nähen Kostüme für Karneval und machen uns stark für Frauen", erklärte die erste Vorsitzende des Damenkomitees, Obermöhn Ina Harder.

Unterdessen verschwanden Plastikflaschen und Kippenstummel in den Säcken der Frauen, um der neuen Tafel, die bald am Rhein hängen wird, einen sauberen Platz zu bieten. "Hoffentlich bleibt es so sauber", merkte Mitglied Hannelore Kaltmeyer an. "Die Leute beschweren sich immer, dass es dreckig ist, und trotzdem werfen sie ihren Müll neben die Mülleimer."

In den Stadtbezirken Bonn, Hardtberg und Beuel konnten laut Olaf Schmidt, Vorstand von "bonnorange" im Rahmen des Aktionstages rund 15 Kubikmeter Abfall eingesammelt werden. Davon alleine sechs in Beuel. Die in Bad Godesberg gesammelte Müllmenge steht noch aus. Eine komplette Picobello-Bilanz wird es erst heute geben.

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