Errichtung einer Gedenkstele in Beuel Beueler Initiative gegen Fremdenhass sucht Unterstützer
BEUEL · Die Beueler Initiative gegen Fremdenhass möchte eine Gedenkstele auf dem Beueler Friedhof am Platanenweg errichten. Dazu sucht sie nun Unterstützer.
Laub weht über die Wiese und bleibt auf den kleinen Tafeln liegen, Erde aus Maulwurfshügeln verdeckt die Inschriften. Überhaupt sieht das ganze Areal ziemlich unscheinbar und ungepflegt aus. Kaum jemand bemerkt dieses besondere Gelände auf dem Beueler Friedhof am Platanenweg. Oder weiß gar, was es damit auf sich hat. Tatsächlich handelt es sich um ein Gräberfeld, das an die Schicksale der 40 Männer und Frauen sowie 20 Kinder und Jugendliche erinnert, die während des Zweiten Weltkriegs als Zwangsarbeiter nach Beuel verschleppt wurden und hier starben.
"Ich habe die Gräber bei der Vorbereitung auf unsere große Ausstellung “Wider das Vergessen. Erinnerungsorte in Beuel„ entdeckt", berichtet Susanne Rohde von der Beueler Initiative gegen Fremdenhass. "Die Wiese und die Namensplatten waren in einem fürchterlichen Zustand." Mitglieder der Initiative hatten die Tafeln im Frühjahr des vergangenen Jahres gesäubert und mit einer kleinen Gedenkfeier an die Opfer der Nazi-Gewaltherrschaft erinnert. "Nun möchten wir einen würdigen Erinnerungsort für die Zwangsarbeiter schaffen", so Rohde weiter. Dafür soll vom Beueler Steinmetz Michael Naundorf eine Stele für den Friedhof erstellt werden. Sie soll rund 3000 Euro kosten, 1100 Euro hat die Initiative bereits an Spenden erhalten.
"Die Stele soll auf das Gräberfeld hinweisen und erklären, was es ist. Zudem soll die Geschichte der Zwangsarbeiter erzählt werden", sagt Rohde. Vor dem Hintergrund des Auschwitz-Gedenktages am 27. Januar sollen bei den Bonner Gedenkveranstaltungen die Leiden der Zwangsarbeiter im Mittelpunkt stehen. "Die Zwangsarbeiter waren eine große Gruppe Verfolgter des Nazi-Regimes. Denn sowohl verschleppte Menschen aus Osteuropa sowie die Internierten der Lager wurden zur Zwangsarbeit herangezogen", erinnert die ehemalige Lehrerin.
Mitglieder der Beueler Initiative gegen Fremdenhass haben recherchiert, dass im damals größten Beueler Industriebetrieb, der Jutespinnerei, die Produktion in den Kriegsjahren vor allem durch Frauen, Männer, Kinder und Jugendliche aus Polen und Russland aufrecht erhalten wurde. Sie mussten die schwersten, schmutzigsten, gefährlichen und gesundheitsschädigende Arbeiten erledigen. Sie mussten länger und härter arbeiten - für niedrigsten oder gar keinen Lohn. Sie lebten in Baracken auf dem Produktionsgelände.
Erinnerung an grausames Schicksal
Über die einzelnen Menschen ist wenig bekannt. Lediglich das Schicksal der jungen Jadwiga Pawlowska konnte die Bonner Historikerin Jolanta Altman-Radwanska mit Hilfe von polnischen Zeitzeuginnen und Fotos rekonstruieren. Die junge Frau war durch die grausigen Bedingungen in den Baracken an Tuberkulose erkrankt. Ihr Zustand verschlechterte sich zusehends, trotzdem wurde sie zur Arbeit gezwungen.
Nach einer schweren Blutung wurde sie in einem Isolierraum ohne Medikamente und Wasser eingeschlossen. Sie starb drei Tage später und wurde auf dem Beueler Friedhof begraben. "Durch diese Geschichte bekommen die Zwangsarbeiter in Beuel ein Gesicht, und es offenbart sich ihr grausames Schicksal. Daran wollen wir mit der Stele erinnern", sagt Susanne Rohde.
Weitere Infos hat Etta Fennekohl von der Beueler Initiative gegen Fremdenhass. Sie ist unter 02 28/46 53 60 zu erreichen. Spenden können auf das Konto mit der IBAN-Nummer DE 3237 0501 9800 3292 6198, Stichwort: Förderverein für Stele, eingezahlt werden.