Bonner entwickeln „Youpendo“ Beueler Jungentwickler wollen mit Gute-Laune-App weltweit durchstarten

Beuel · Zwei Bonner Jungunternehmer und Freunde Artur Zvinchuk und Chahin Aghrim wollen die Welt mit ihrer App Youpendo verbessern und die sozialen Medien erobern. Weltweit haben bereits Tausende Nutzer sie installiert. Die Beueler haben aber bereits Größeres vor.

 Sind Freunde seit Kindertagen: Artur Zvinchuk (rechts) und Chahin Aghrim.

Sind Freunde seit Kindertagen: Artur Zvinchuk (rechts) und Chahin Aghrim.

Foto: Stefan Hermes

Was auf Suaheli „Liebe“ heißt, haben die beiden 24-jährigen Bonner Freunde Artur Zvinchuk und Chahin Aghrim lautmalerisch in „Youpendo“ übersetzt. In aktuell bereits über 100 Ländern ist ihre so benannte App bereits auf iPhones installiert. „Im fünfstelligen Bereich“, wie Zvinchuk sagt. Und das sei erst der Anfang. Mit ihrem Investor sind Zvinchuk und Aghrim davon überzeugt, mit der Youpendo-App die Social-Media-Welt zu erobern. Später wird in dem Gespräch mit den beiden Jungunternehmern noch der Begriff des „milliardenschweren Marktes“ fallen, in dem sie Youpendo eine gute Chance einräumen.

Im Oktober ist es genau ein Jahr her, dass die beiden Bonner nach drei und vier Jahren aus dem amerikanischen North Carolina in ihre Heimatstadt zurückgekehrt sind. Direkt nach ihrem Abitur am Friedrich-Ebert-Gymnasium hatten die beiden Deutschland 18-jährig  verlassen. Aghrim ging für ein Jahr nach Australien, um sich eine Aus- und Bedenkzeit für seine Zukunft zu nehmen, während Zvinchuk sich zielstrebig über ein Fußballstipendium an das Goldey-Beacom College in Wilmington/Delaware begab.

Ein Jahr später gelang es seinem Freund Chahin ebenfalls über das Sportstipendium an das College seines Freundes aus Kindertagen zu kommen. „Da rückten wir noch enger zusammen“, so Zvinchuk. „Der Profisport entsteht in den USA an den Colleges, nicht über die Vereine wie in Deutschland“, so Aghrim. Das bedeutete für die beiden ehemaligen Spieler des Bonner SC ein tägliches diszipliniertes Training neben dem Studium, das sie im vergangenen Jahr mit einem Bachelor in Wirtschaftsinformatik (Aghrim) und einem Master in Financial Business (Zvinchuk) abschließen konnten.

Da hatten sie bereits Erfahrung und Erfolg mit einer von ihnen entwickelten App sammeln können, die einen Büchertausch unter ihren Kommilitonen möglich machte. Wo normalerweise jährlich rund tausend Dollar für Lehrbücher fällig wurden, konnten über ihre App „Smart Students“ Bücher getauscht oder billig erstanden werden. Nur die für Ausländer äußerst schwierige Visa-Politik der USA führte dazu, dass beide nach ihrem Studium Amerika verließen und ihre bereits etablierte Entwicklung nicht weiterverfolgten, obwohl die App schon an den Top-Universitäten der USA im Einsatz war.

Zu dieser Zeit galt die Aufmerksamkeit der beiden Betriebswirtschaftler schon Youpendo, ihrer neuen Idee zu einer Guten-Laune-App. Eine bereits in den USA gestartete erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne bestätigte ihnen im Juni 2019 das Gefühl, mit Youpendo auf eine vielversprechende Geschäftsidee gesetzt zu haben. „Das Feedback für Youpendo war super“, sagt Aghrim. „Überall erhielten  wir Unterstützung. Auch unsere Professoren waren begeistert“, ergänzt Zvinchuk.

Mit diesem amerikanischen Rückenwind kamen sie im Oktober 2019 zurück nach Beuel, wo sie sich dank eines namentlich noch nicht genannt werden wollenden Investors in einer komfortablen Büroetage im Brückenforum einmieten konnten. Seit dem Mai dieses Jahres ist Youpendo im Apple  App Store erhältlich. Seitdem verfolgen Aghrim und Zvinchuk die rasante Entwicklung ihrer Idee, mit der die Nutzer von Youpendo täglich „eine Dosis Glück“ geben oder bekommen. „Es sind ehrliche Gedanken, die unsere Nutzer auf  Youpendo teilen“, sagt Zvinchuk. Gedanken, die man auf Facebook oder Instagram nicht mit seinem Freundeskreis teilen würde, sind die Entwickler überzeugt.

Zunächst ist Youpendo anonym. Man schickt eine „Paperplane“ (Papierflieger) genannte Botschaft, die eine frohe Botschaft oder auch eine Frage sein kann, wie man den Tag oder auch eine schwierige Situation, in der man sich gerade befindet, lösen kann. Dabei kommuniziert man auf Englisch. Eine in Bonn abgeschickte Botschaft oder Frage trifft dann auf eine zufällige Nutzerin oder Nutzer im Senegal, in Bombay oder in New York. Die Antwort aus aller Welt kann beispielsweise eine Videobotschaft oder auch der konkrete Vorschlag sein, den Tag mit einer Meditation zu beginnen.

In der App lassen sich auch durch die Fragen und Wünsche, die Ideen, guten Gedanken und Bilder der Nutzer scrollen. Sonnenuntergänge am Roten Meer mit einem Wunsch zum guten Abend sind genauso zu sehen, wie Menschen, die sich in meist realistischerer Weise darstellen, als es in der oft geschönten Instagramwelt getan wird. Auf  Youpendo kann auch schon mal die Frage gestellt werden, was man gegen seine depressive Stimmung unternehmen könne.

Die App, die die beiden Entwickler vorführen, zeigt ehrliche Gesichter, Anfragen und Antworten. Die User scheinen in Youpendo oftmals ihr wahres Gesicht zu zeigen. Algorithmen und Künstliche Intelligenz sorgen in der Programmierung der App dafür, dass Hass, gewaltverherrlichende oder pornografische Inhalte nicht zum Zuge kommen.

Im direkten Austausch mit ihren Nutzern sind Aghrim und Zvinchuk sowie inzwischen auch ihre beiden Mitarbeiter dabei, in der App die Möglichkeit umzusetzen, dass User über den Zufallskontakt hinaus direkt miteinander kommunizieren können. Schließlich bedeutet Youpendo „Liebe“. „Wir arbeiten mit einer täglichen Roadmap an der Verbesserung von Youpendo“, sagt Aghrim. Und Zvinchuk ergänzt seinen Freund: „Youpendo wird niemals fertig sein. Es wird sich ständig weiterentwickeln.“

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