Interview mit Will Breuers Beueler Politiker verabschiedet sich nach 23 Jahren aus dem Stadtrat

Beuel · An ihm kann man sich reiben: Will Breuers ist ein Mensch, der klare Kante liebt. Auch der politische Gegner weiß das zu schätzen. Der CDU-Politiker hat 23 Jahre lang die Interessen Beuels im Stadtrat vertreten. Die Folgen eines schweren Fahrradunfalls bestimmen fortan den Alltag. Sein Entschluss: Jetzt ist Schluss - aber nur im Stadtrat. Seine lange Polit-Karriere will er in der Bezirksvertretung Beuel ausklingen lassen.

Drei Stadtwappen prägen das Leben und die Autogarage von Will Breuers: das von Mirecourt, Beuel und Bonn

Drei Stadtwappen prägen das Leben und die Autogarage von Will Breuers: das von Mirecourt, Beuel und Bonn

Foto: Max Malsch

Wie wechselt man vom Stadtrat in die Bezirksvertretung?
Will Breuers: Ludwig Burgsmüller und ich tauschen die Funktionen. Wir sind beide gegenseitige Stellvertreter in den jeweiligen Gremien. Da ich aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten muss, ziehe ich mich in die Bezirksvertretung Beuel zurück.

Treten Sie im Mai 2014 noch mal bei den Kommunalwahlen an?
Breuers: Für den Stadtrat sicher nicht. Aber wenn es keinen Nachfolger für die Bezirksvertretung Beuel geben und meine Partei mich in die Pflicht nehmen sollte, dann werde ich mich nicht verweigern.

Man sagt Ihnen nach, Sie seien ein pflichtbewusstes Arbeitstier. Stimmt das?
Breuers: Das wird wohl so sein. Ich habe immer versucht, mehreren Herren gleichzeitig zu dienen - dem Beruf, dem Ehrenamt und der Familie. Die Folge war, dass mein Arbeitstag oft bis zu 20 Stunden lang war.

Sitzungen der Fraktion, des Rates, von Ausschüssen. Kann ein Politiker diesen Job noch im Ehrenamt ausüben?
Breuers: Ein klares Nein, wenn man voraussetzt, dass ein Politiker alle Akten studiert. Die Unterlagen für Bonner Ratssitzungen können bis zu 1400 Seiten stark sein. Wer soll das neben Beruf und Familie schaffen?

Was schlagen Sie vor?
Breuers: Ich kenne keine Patentlösung. Aber vielleicht muss man sich auf Landesebene zusammensetzen und für Städte ab einer Größenordnung wie Bonn ein vernünftiges, aber transparentes Bezahlmodell erarbeiten. Ansonsten wird es schwer, künftig Menschen für die Kommunalpolitik zu gewinnen.

Was werten Sie als politischen Erfolg für Bonn?
Breuers: Den Bau des Posttowers. Es war für mich damals ein kraftzehrender Einsatz, weil ich mich nicht für den beim Architektenwettbewerb siegreichen Entwurf, sondern für den der Architekten Murphy und Jahn aus Chicago eingesetzt habe. Ich habe viele Kritiker überzeugen müssen und habe mich vielen Anfeindungen ausgesetzt gesehen. Doch der Streit hat sich gelohnt.

Was werten Sie als Misserfolg?
Breuers: Ganz klar das WCCB-Desaster. Das hat für Bonn ein Millionenloch gerissen. Das Geld fehlt uns vor allem im Jugendbereich.

Zum Abschied als Ratsherr dürfen Sie sich für Bonn etwas wünschen. Ihre Wahl?
Breuers: Zum einen, dass Bonn es finanziell schafft, genug U3-Betreuungsplätze anbieten zu können. Diese Form der Frühförderung ist für Kinder enorm wichtig. Zum anderen, dass Bonn bald wieder von einer Doppelspitze regiert wird. Unsere Stadt braucht dringend neben einem guten Oberbürgermeister einen guten Verwaltungsprofi an der Spitze. Und ich möchte betonen, dass diese Meinung nichts mit Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch zu tun hat, den ich als Mensch sehr schätze.

Wie erklären Sie sich die Unzufriedenheit vieler Bürger bezüglich der Bearbeitung der Jugendkriminalitätsfälle in Beuel?
Breuers: Als ehemaliger Staatsanwalt kann ich sagen, die Ermittlungen dauern leider viel zu lange. Tat, Vernehmung, Anklage und Urteil müssen zügig abgehandelt werden. Das schreckt die Täter ab. Monatelange Verfahren drohen zu versanden. Aber das ist ein strukturelles Problem der Staatsanwaltschaft Bonn. Die Taten werden dort nicht der Abteilung Jugendkriminalität, sondern der Abteilung Organisierte Kriminalität zugeordnet. Da dauern die Ermittlungen deutlich länger, weil sie aus verschiedenen Gründen zeitintensiver sind. Dadurch entsteht in der Bevölkerung der Eindruck, die Bonner Justiz würde nichts dagegen unternehmen, was natürlich nicht stimmt.

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