Rheindeich in Bonn Warum Bäume am Beueler Rheinufer einen weißen Anstrich tragen

Beuel · Am Beueler Rheindeich wurden die Stämme von Buchen und Hainbuchen angestrichen. Viele Passanten fragen sich nun, warum das so ist. Zu sehen ist der weiße Anstrich auch an anderen Bäumen in Bonn. Was es damit auf sich hat.

Bei dem Anstrich handelt es sich um Stammschutzfarbe – sozusagen eine Sonnencreme für die Stämme.

Bei dem Anstrich handelt es sich um Stammschutzfarbe – sozusagen eine Sonnencreme für die Stämme.

Foto: Benjamin Westhoff

Wächst dort unbemerkt eine vollkommen neue und bisher unbekannte Baumart in Bonn? Leiden die Bestände unter Schädlingen oder einem Pilzbefall? Vielleicht soll aber nur dem hungrigen Wild der Appetit auf frische Rinde vergehen. Für viel Aufregung und Diskussion im Netz haben in den letzten Tagen die Bäume mit den auffällig weißen Stämmen am Beueler Rheindamm gesorgt. „Weiß einer, was es damit auf sich hat?“, fragte ein Facebook-Nutzer in die Runde, der dieses Phänomen seit einiger Zeit auf seiner Radtour beobachtet.

Eine Nachfrage des GA beim Presseamt liefert die Erklärung. „Bei dem Anstrich handelt es sich um Stammschutzfarbe – sozusagen eine Sonnencreme für die Stämme, damit die Bäume den nächsten heißen Sommer überstehen“, erklärt Andrea Schulte. Dieser Sonnenschutz wird auf den unteren Bereich der Stämme aufgetragen. Damit würden die empfindlichen Wachstumszellen vor schädlicher Strahlung geschützt.

Farbe ist biologisch und ökologisch vollkommen unbedenklich

Auf Chemie setzt die Stadt dabei nach eigenen Angaben nicht. „Die Farbe ist biologisch und ökologisch vollkommen unbedenklich. Im Laufe der Jahre verblasst der Anstrich, bis er vollkommen verschwunden ist“, ergänzt Andrea Schulte.

„Prophylaktisch“ sind mit dieser Vorsorgemaßnahme im vergangenen Herbst Buchen und Hainbuchen am Rheindeich gestrichen worden, um so den alten und wertvollen Bestand zu erhalten. Beide Baumarten sind eher dünnborkig. Dadurch können langanhaltende Bestrahlungen schnell zu einem Sonnenbrand führen. Dabei sterben die betroffenen Rindenzellen ab und lösen sich mit der Zeit vom Holzkörper. „Dies beeinträchtigt nachhaltig die Vitalität der Bäume und bietet Schadorganismen die Möglichkeit, sich über diese Eintrittspforten anzusiedeln“, so die Mitarbeiterin des Presseamtes.

Solche Weißanstriche wie am Beueler Rheinufer sind im Bonner Stadtgebiet jedoch kein ungewöhnlicher Anblick. Die Verwaltung behandelt so meist Neupflanzungen. Da die Bäume in den Baumschulen eher dichter zusammenstehen und somit die Borke vor Sonneneinstrahlung geschützt ist, muss diese meist nach der Pflanzung geschützt werden.

„Dass alte Bäume einen Schutzanstrich erhalten, wie im vergangenen Herbst am Rheindeich, ist eher die Ausnahme, kommt aber ab und zu auch vor. Zum Beispiel wenn dünnborkige Bäume wie die Rotbuche nach Baumfällungen plötzlich einer starken Sonneneinstrahlung auf der Rinde ausgesetzt sind. Das ist dann ähnlich wie bei Menschen: Sonnenungewohnte Haut bekommt schneller Sonnenbrand“, erklärt Schulte weiter.

Hitze und Trockenheit schaden

Hitze und Trockenheit setzen vor allem der heimischen Rotbuche zu. Für Neupflanzungen setzt das Amt für Umwelt und Stadtgrün daher insbesondere Baumarten, die mit den sich verändernden klimatischen Bedingungen gut zurechtkommen, wie zum Beispiel Spitz-Ahorn, Zürgelbaum oder Ungarische Eiche.

„Die Stadt orientiert sich dabei an den aktuellen Empfehlungen der Gartenamtsleiterkonferenz, testet aber auch selbst neue Baumarten wie zum Beispiel Weiß- und Blumenesche“, antwortet Schule auf GA-Anfrage.

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