Waten und messen in der Sieg Beueler Schülerinnen bestimmen die Wasserqualität der Sieg

Beuel/Bergheim · Schülerinnen des Sankt-Adelheid-Gymnasiums untersuchen mit dem Umweltbus die Wasserqualität der Sieg. Sie bestimmen Fließgeschwindigkeit sowie Luft- und Wassertemperatur, PH-Wert und Sauerstoffgehalt.

Über die Chemie und über die grundsätzlichen Strukturen von Wasser haben die 20 alten Schülerinnen des Biochemie-Kurses der Jahrgangsstufe neun des Sankt-Adelheid-Gymnasiums in Pützchen bereits gesprochen. „Nun sollen die Schülerinnen im praktischen Erleben an der Sieg erfahren, wie so ein Gewässer tatsächlich aussieht, wie es untersucht und analysiert werden kann“, sagt Biologielehrerin Nicole Kemper, während sich schon zwei ihrer Schülerinnen mit beinlangen Gummistiefeln, Klemmbrett und Maßband aufmachen, durch die Sieg zu waten.

Den am Ufersaum verbliebenen Mädchen erklärt Ottmar Hartwig, der am Freitagvormittag mit seinem Umweltbus Lumbricus an der Siegfähre ein kompaktes Naturforscherlabor aufgeschlagen hat, dass man sich an dieser Stelle im Bereich einer offiziell erlaubten Badestelle im Bereich des Naturschutzgebiets befinde. Die in den letzten heißen Tagen viel besuchte Badestelle, das extreme Niedrigwasser und die unnatürlich langen und hohen Temperaturen seien verantwortlich dafür, so Biologe Hartwig, dass man im Moment nur wenig Steinfliegen- oder Köcherfliegenlarven finden könne.

Seit 26 Jahren macht er mit seinem Lumbricus-Bus (Lumbricus ist die wissenschaftliche Bezeichnung für „reger Wurm“ = Regenwurm) Sekundarstufenschüler in ganz NRW erfolgreich mit Natur und Umwelt vertraut. „Achtet mir bitte auf kleine Würmchen, Schnecken und Krebse und nehmt sie mit dem Pinsel auf“, sagt Hartwig. Als er Siebe, Pinsel und Plastikschalen verteilt, erklärt er den Schülerinnen, dass sie die Kleinstlebewesen, die als Zeigertierchen ein Indikator für die Wasserqualität der Sieg sein können, vornehmlich an der Unterseite von rauen Flusssteinen finden. Später wird er ihnen erklären, wie die Tierchen unter dem Mikroskop zu bestimmen sind.

Unweit von den Wasserforscherinnen sind die beiden mit Wat-Hosen ausgerüsteten Mädchen durch die kaum knietiefe Sieg gestiefelt und geben rufend die ersten Ergebnisse ihrer erdkundlichen Betrachtungen bekannt: „31 Meter breit und 47 Zentimeter tief!“, rufen sie. Sie ermitteln eine Fließgeschwindigkeit von 74 Zentimeter pro Sekunde. „Das ist sehr wenig“, findet Hartwig. Er habe schon bei einer Pegeltiefe von etwa anderthalb Metern Fließwerte von mehr als 1,50 Meter pro Sekunde gemessen. Eine starke Strömung, die bereits zu tragischen Badeunfällen an der Sieg führte.

Die Chemiegruppe der Mädchen hat inzwischen die Luft- und Wassertemperatur, den PH-Wert und Sauerstoffgehalt und eine Sauerstoffsättigung von 80 Prozent ermitteln können. Alles Werte, die eine positive Entwicklung der Siegwasserqualität dokumentieren, so Hartwig.

Mit Mikroskopen, diversen Analyseverfahren und Checklisten konnten die Schülerinnen ihre gesammelten Daten im Lumbricus-Umweltbus auswerten und durch das Erstellen von farbigen Grafiken und Schautafeln anschaulich machen.

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