Land im Himalaya leidet unter Corona Beueler Verein setzt sich für Nepal ein

Beuel · In Nepal wütet die Indische Virusmutante heftig. Das Gesundheitssystem ist total überfordert. Der Beueler Verein Aktion Solukhumbu/Nepalhilfe schickt Hilfslieferungen in die Krisenregion.

 Namgel Sherpa koordiniert die Hilfe aus seinem Laden in Beuel.

Namgel Sherpa koordiniert die Hilfe aus seinem Laden in Beuel.

Foto: Niklas Schröder

Die Indische Virusmutante löst derzeit in Nepal chaosartige Zustände aus. Wie der Beueler Verein Aktion Solukhumbu/Nepalhilfe e.V. mitteilt, seien die Krankenhäuser wegen der hohen Fallzahlen seit mehreren Wochen überlastet. Schon Ende April hatte das nepalesische Gesundheitsministerium erklärt, angesichts der steigenden Infektionszahlen sei „das Gesundheitssystem überfordert, und es ist bereits eine Situation entstanden, in der keine Krankenhausbetten bereitgestellt werden können".

Bisher haben die Behörden 561.000 Fälle registriert. 447.000 Erkrankte sollen davon wieder genesen sein. 7386 Todesfälle wurden gezählt – Tendenz steigend. „Im Schnitt sterben in Nepal 300 Menschen pro Tag an den Folgen einer Corona-Infektion“, berichtet Namgel Sherpa. Die Dunkelziffer sei aber um einiges höher, so der Vereinsvorsitzende, denn die offiziellen Zahlen beinhalteten nicht abgelegene Landstriche und Dörfer. „Wie die Region Solukhumbu, wo 120.000 Menschen leben, die keine Möglichkeit haben, sich auf das Virus testen zu lassen“, sagt Sherpa.

Medizinische Versorgung aus Stand eines Entwicklungslandes

Demnach sollen alle 44 Krankenstationen in der Region nur schlecht oder gar nicht für eine Pandemie-Bekämpfung ausgestattet sein. „Die medizinische Versorgung ist auf dem Stand eines Entwicklungslandes. Es fehlt an allem. Die Menschen haben keine Labore mit Testmöglichkeiten, keine Sauerstoffflaschen und Atemschutzmasken“, zählt Sherpa auf. Menschen mit schweren Krankheitsverläufen müssten rund 500 Kilometer bis zum nächsten Krankenhaus in Katmandu fahren. Aber auch in der Hauptstadt seien die Mittel begrenzt und die Einrichtungen überfüllt.

„Die zweite Welle der Corona-Pandemie hat Nepal voll getroffen und das Land befindet sich in einer humanitären Krise. Jeder zweite Getestete ist positiv. Insgesamt ein Drittel der Bevölkerung ist an Covid erkrankt“, so Sherpa. Viele Nepalesen, die aus Indien in ihre Heimat zurückgekehrt waren, sollen die Lage noch einmal verschärft haben. „Darunter sind auch Tausende Inder, die aus Angst vor dem Virus über die Grenze geflohen sind.“

Mangel an Impfstoff, Test-Kits und medizinischer Ausstattung

Die erste Krankenstation in Solukhumbu habe man bereits mit einer Hilfslieferung versorgen können. „Die Menschen haben sich vor Ort sehr gefreut, denn die Nachfrage ist riesig.“ Nun sollen auch die restlichen Gebiete in der Region mit Materialien versorgt werden. „Es gibt vor allem einen großen Mangel an Impfstoffen, Test-Kits, medizinischer Ausstattung (wie Sauerstoffzylinder) und Notfallmedizin, um wenigstens die Gesundheitseinrichtungen mit dem Nötigsten zur Behandlung von Patienten zu versorgen.“

In einer kürzlich abgehaltenen Videokonferenz sollen 60 Vereine und Initiativen den Botschaftern aus Nepal und Deutschland ihre Unterstützung zugesagt haben. Die Bundesregierung soll zudem bei der Beschaffung von Beatmungsgeräten und Sauerstoff helfen. „Wir hoffen auf weitere Unterstützung, damit wir vor Ort eine Soforthilfe leisten können“, sagt Sherpa, der hierzu selbst eine Aktion in seinem Laden HimalayaCrafts, in der Friedrich-Breuer-Straße, durchführt. „Von den Erlösen aus dem Verkauf gehen 20 Prozent direkt an die Soforthilfe nach Nepal“, sagt er. Geplant seien nun Hilfsgüterlieferungen aus Deutschland, kündigt Sherpa an. Der Vorsitzende vom Verein Aktion Solukhumbu/Nepalhilfe ruft daher zum Spenden auf. „Ob Privatleute oder Unternehmen, die im Bereich Gesundheit arbeiten, können sich gerne bei uns melden. Jede Hilfe kann Menschen in Nepal das Leben retten.“

Weitere Informationen unter www.nepalhilfe-bonn.de

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