Lukas Zimmermann Bild von Bonner Künstler an Kennedybrücke gestohlen
Beuel · Die Stadt kann eine Galerie sein: Seit November stellt der Beueler Künstler Lukas Zimmermann an exponierten Plätzen in Bonn seine Bilder aus. Diebe klauten bereits ein Gemälde.
Künstler Lukas Zimmermann nutzt die Stadt, um seinen Werken Geltung zu verschaffen. Jetzt ist allerdings eines seiner Gemälde gestohlen worden. Ausgerechnet an dem Tag, an dem er sich zum Interview mit dem GA verabredet hatte, nahmen bisher unbekannte Diebe nachmittags sein Gemälde von einer Säule an der Kennedybrücke mit. „Das ist wirklich sehr ärgerlich“, beklagt der 19-Jährige. Denn bisher habe er mit seiner Kunst-Performance im öffentlichen Raum nur positive Resonanz bekommen. „Vielleicht bringen die Diebe das Bild wieder zurück“, gibt er die Hoffnung nicht auf und startete über die sozialen Medien einen entsprechenden Aufruf.
Graffiti an Mauern, besprühte Stromkästen, Schmierereien an Brücken, in Unterführungen, an Schulgebäuden, Verkehrsschildern und Laternen. Die Krakeleien und Kritzeleien im öffentlichen Räum sind häufig ein Ärgernis. Was oft voreilig als „Streetart“ bezeichnet wird, hat mit Kunst allerdings wenig zu tun. Im Gegensatz zu dem, was Lukas Zimmermann präsentiert. Er benötigt keine weißen Wände und keine Galerien, um seine Bilder zu zeigen. „Die Stadt ist die ideale Kulisse für meine Malerei. Für Bilder, die anders sind.“
Im Gegensatz zu illegalen Sprühern, die meist in der Dunkelheit agieren, sucht Lukas Zimmermann am helllichten Tage die besten Plätze für seine abstrakten Malereien. „Die Kennedybrücke finde ich ideal“, erzählt der ehemalige Schüler der Beueler Gesamtschule. Morgens aufgehängt, sammelt er seine Bilder am gleichen Abend wieder ein. Nur einen Tag lang sollen sie an einem Ort zu sehen sein. Und im Gegensatz zu den Schmierereien im Stadtgebiet hinterlässt Lukas Zimmermann keinerlei Beschädigungen. Er benutzt weder Nagel oder Draht noch Klebstreifen oder Haken, sondern befestigt seine Bilder ausschließlich mit Magneten. Neben der Kennedybrücke und dem Beueler Rheinufer ist die Museumsmeile für ihn ein ganz besonderer „Ausstellungsraum“. Einmal hat er – geduldet oder unbemerkt – sogar im Eingangsbereich der Bundeskunsthalle eines seiner Bilder präsentiert.
Keine festgelegte Kunstrichtung
Der 19-Jährige unterscheidet sich in einem anderen Punkt von illegalen Sprühern: Seine Bilder sind stets gerahmt und hinter Glas, an jeder Arbeit ist eine Fußnote mit Hinweisen angebracht. Wer will kann so Kontakt zu ihm aufnehmen. „Ich bin wirklich überrascht, dass ich so viel Aufmerksamkeit bekomme“, erzählt der 19-Jährige. In den sozialen Medien hat er bereits mehrfach Beiträge entdeckt, die ihn beim Aufhängen seiner Kunst zeigen. „Es gibt sogar schon einen Bonner Streetart-Künstler, der mich imitiert“, sagt er nicht ohne Stolz.
Festlegen auf eine Kunstrichtung lässt er sich nicht. Oft verbindet und mixt er verschiedene Materialien in einem einzigen Werk. „Es gibt Bilder, die ich mit Acrylfarbe, Ölkreide und Buntstiften male. So, wie es eben kommt. Ich will mich vor allem abgrenzen.“ Neben Diebstahl, Vandalismus oder blinder Zerstörungswut fürchtet er auch das Wetter. „Regen ist schlecht. Dann muss ich meine Bilder schnell wieder einsammeln, damit sie keinen Schaden nehmen.“
In den nächsten Monaten wird er weiterhin im öffentlichen Raum ausstellen. Denn das gehört zu seiner Bewerbungsmappe für eine Ausbildung an der Alauns Hochschule. Dort will er in diesem Jahr mit dem Studium der Kunstpädagogiktherapie beginnen. Lehrer für Kunst will er einmal werden. Auch beim Jugendkunstwettbewerb wird er sich mit seiner Streetart bewerben. Doch in erster Linie hofft er jetzt, dass er sein gestohlenes Bild wieder zurückbekommt. Vielleicht hängt es ja eines Tages wieder an der Kennedybücke.