Bildschöne Fassaden Ein Streifzug durchs Beueler Combahnviertel

Beuel · Ein Beueler Streifzug führt durch das Combahnviertel mit seinen beeindruckenden Häusern. Urgestein Heinz Menke kennt jeden Winkel und so manche überraschende Geschichte.

 Das schöne Eckhaus (l.) befindet sich gegenüber der Post. Es steht unter Denkmalschutz. Ein auffälliger Giebel ist an der Sankt-Augustiner-Straße zu sehen.

Das schöne Eckhaus (l.) befindet sich gegenüber der Post. Es steht unter Denkmalschutz. Ein auffälliger Giebel ist an der Sankt-Augustiner-Straße zu sehen.

Foto: Rainer Schmidt

Der heutige Streifzug führt durch das Combahnviertel in Beuel. Wanderführer ist Malermeister Heinz Menke, der seit mehr als 80 Jahren in diesem Quartier, das immer noch ein eigenes Viertel in Beuel ist, wohnt. Rund 40 Prozent der Bebauung soll noch aus der Zeit vor 1918 stammen. Entsprechend bunt ist der Baustilmix der Häuser, und entsprechend laut werden Stimmen, wenn mal wieder ein Haus abgerissen und durch ein neues ersetzt werden soll.

Zu unserem Rundgang treffen wir uns an der Ecke Kaiser-Konrad-/Von-Sandt-Straße und gehen Letztere in südliche Richtung. Menke erklärt als Erstes, woher der Name Combahn stammt. „Der Name wird auf die Wörter ‚Kumme‘ für eine Senke und ‚Ban‘ für einen aufgeschütteten Weg zurückgeführt“, sagt er und zeigt zwischen den Häusern, was damit gemeint ist: Die Hinterhöfe liegen alle deutlich tiefer. „Die Straßen wurden nämlich gut zwei Meter aufgeschüttet, weil es hier immer zu Überschwemmungen kam.“ Manchmal der Rhein, aber meistens war es das Grundwasser, das die Senken zu kleinen Seen werden ließ. Auch zur Von-Sandt-Straße weiß Menke Interessantes zu berichten. „Diese Straße nannte man früher ‚Eselsweg‘. Die Pferde, Maultiere oder Esel, die die Schiffe getreidelt haben, wurden von hier aus zurück nach Wesseling geführt.“

Während wir, inzwischen gen Osten in die Combahnstraße abgebogen, an den Häusern vorbeigehen, erklärt Menke, dass hier viele Häuser stehen, die wie eine Siedlung errichtet wurden. „Eins wie das andere, fast alle vor dem letzten Weltkrieg erbaut.“ An der Ecke zur Rheindorfer Straße erinnert er an den Feinkostladen „Sutorius“, der im Eckhaus mit dem runden Erker untergebracht war. Mit einem kleinen Dreiradlaster sei der Inhaber durchs Combahnviertel gefahren und hatte Milch verkauft. Gleich um die Ecke, neben dem heutigen „L’Olivo“, war früher der Laden „Siebenmorgen“, erinnert sich Menke. „Hier hat man Zigaretten und Kamelle gekauft“, sagt er. Gegenüber sind Oldtimer zu bewundern. Beim Abstecher in die Rheindorfer Straße, jetzt in die andere Richtung, kommen wir auch zu den drei Häusern, die vor dem Abriss von einer Initiative gerettet wurden. „Ich hätte die Häuser auch gekauft und dann abgerissen und neu gebaut. Man kann nicht alles auf ewig erhalten“, so der Beueler.

Zurück auf der Combahnstraße biegen wir links in die Rathausstraße ein. Dort stehen ein paar herrlich zurechtgemachte Häuser. Hier erklärt Menke, warum viele Häuser Rillen im Mauerwerk haben. „Damit hat man die Steine von Burgen als Stilelement nachempfunden“, sagt er. „Die untere Etage war immer rund 3,30 Meter hoch. Weil man aber damals noch keine Statik kannte, hat man die nächste Etage nur noch 2,60 Meter hoch gemacht, und oben beträgt die Höhe nur noch 2,10 Meter.“ Nach oben, so der Malermeister, sollten die Farben immer heller werden, damit das Haus leichter aussieht. Durch die Kaiser-Konrad-Straße, an der nach dem Krieg vorübergehend der englische Botschafter gewohnt hatte, kommen wir zur Sankt-Augustiner-Straße, die man vorsichtig überqueren sollte. Ein paar Meter gehen wir bis zur Kreuzstraße. Dort steht gegenüber ein Haus, das bereits zu Kaisers Zeiten allein auf weiter Flur stand. Menke hat als Beweis ein Foto dabei, auf dem der Kronprinz hoch zu Ross genau an diesem Haus vorbeireitet.

Wir gehen zurück, am Combahnfriedhof vorbei und biegen in die Combahnstraße Richtung Post ein. Die Kreuzstraße, in die wir rechts einbiegen, ist für uns die östlichste Straße des Combahn-Streifzuges. Genau an dieser Ecke ist das Haus Nummer 92 zu bewundern, das wunderbar hergerichtet wurde. „Wo jetzt gegenüber die Post ist, da war vor 70 Jahren die städtische Müllabfuhr von Beuel“, erinnert sich Menke. Die Kreuzstraße gehen wir bis zum Doktor-Weiß-Platz, danach rechts ab in die Friedrich-Breuer-Straße, die man als Grenzstraße zwischen dem alten Beuel und dem Combahnviertel bezeichnen kann. Warum man das alte Rathaus abgerissen hat, kann Heinz Menke bis heute nicht verstehen. Da, wo heute am Konrad-Adenauer-Platz Geschäftshäuser stehen, da befand sich vor gar nicht so langer Zeit die städtische Gärtnerei von Beuel. Auf dem Rückweg zum Ausgangspunkt kommen wir wieder durch die Von-Sandt-Straße. Hier verweist Menke auf einen grünen dreigeschossigen Häuserkomplex. „Diese Häuser, so modern sie auch aussehen, gehören zu den ältesten im Viertel“, sagt er.

Ein abschließender Abstecher über die Professor-Neu-Allee lohnt sich besonders im Frühjahr. Denn hier gibt es eine Kirschblüte wie in der Bonner Altstadt. Als wir uns am Eselsweg verabschieden, erklärt Menke noch, dass hier, als er jung war, kein einziges Haus stand und die Bröhltalbahn durch die Wiesen schnaufte.

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