Milder Winter Blumen im Park Härle in Beuel blühen schon

Beuel · Dem milden Winter sei Dank: In Beuel sind schon blühende Pflanzen zu beobachten. Ein Spaziergang durch das weitläufige Parkgelände verspricht schon erste Blüh- und Geruchserlebnisse.

 Die letzte Rose im Park blüht seit dem Sommer ohne Unterlass.

Die letzte Rose im Park blüht seit dem Sommer ohne Unterlass.

Foto: Martin Wein

Nebel hüllt das Rheintal in ein tiefes Grau. Kälte kriecht von den Zehen aufwärts. Zeit für heißen Tee und die Geschichte von Frederick, der kleinen Feldmaus, die im Winter von ihren Erinnerungen an den Sommer zehrt. An Gartenarbeit denken jedenfalls die wenigsten.

Anders Michael Dreisvogt. Der technische Leiter der Stiftung Arboretum Park Härle findet die Monate ab Mitte Januar spannender als das üppige Frühjahr. „Mit einem Blick auf die Pflanzen sehe ich das ganze kommende Jahr ihrer Entwicklung vor mir“, verrät der Landschaftsbauer bei einem Spaziergang durch das weitläufige Parkgelände. Und verspricht schon erste Blüh- und Geruchserlebnisse.

Vor allem Galanthus hat es Dreisvogt angetan, die Pflanzengattung der Schneeglöckchen aus der Familie der Amaryllisgewächse. Deren erste Vertreter stehen im Schutz der Gehölze im Park Härle nämlich inzwischen in voller Blüte. Zwar habe der Park nur eine bescheidene Sammlung der weltweit rund 4000 bekannten Varietäten, verrät Dreisvogt. Aber 400 Arten dürften es schon sein, die auf den fünf Hektar Fläche in Oberkassel bis in den April hinein ihre weißen Blüten recken – einige blühen dann auch erst im Herbst.

Ohne Zögern greift Dreisvogt zu lateinischen und umgangssprachlichen Namen. Mrs Macnamara zum Beispiel steht schon voll im Saft – in diesem Jahr nach dem bislang überaus milden Winter etwa zwei Wochen früher als sonst. Bis zu 1000 Euro zahlten Sammler für einzelne seltene Schneeglöckchenzwiebeln, erzählt der Experte, der demnächst das einschlägige Bestimmungsbuch zum Thema überarbeiten soll. Und weil Schnee bislang ja weitgehend auf sich warten ließ, könne man die zierlichen Blumen je nach persönlichem Geschmack auch Weiße Jungfrau oder Weißglatze nennen. Der Name Märzglöckchen wird sich mit dem Klimawandel hingegen wohl verabschieden.

Gefahr für empfindliche Pflanzen besteht noch

Bei all der Begeisterung für Galanthus sei nicht übersehen, dass auch andere Pflanzen im Park bereits ihre Blüten ausstrecken. Christrosen sind darunter oder die buchsbaumartigen Schleimbeeren aus Südostasien. „Für mich riechen sie angenehm nach Honig“, beschreibt Dreisvogt ihren Duft und sieht sie als Ersatz für die vom Buchsbaumzünsler arg ramponierten heimischen Gemeinen Buchsbäume in Gärten und Blumenkübeln.

Im hinteren Teil des Gartens treibt der letzte Rosenstock ungestört von der Jahreszeit weiter seine Blüten aus. Das Gewächs hört auf den Namen „Marie Pavic“, ist einem Schildchen zu entnehmen. „Das ist schon ungewöhnlich. Aber wir hatten erst eine Frostnacht, in der die Temperatur an geschützten Stellen nicht unter den Gefrierpunkt sank“, berichtet Dreisvogt. Sogar empfindliche Pflanzen, die sonst im warmen Brunnenhaus überwintern lässt er in ihren Töpfen derzeit „erste Erfahrungen mit der harten Realität“ sammeln, erklärt er.

Wenn der Winter im Februar doch noch zuschlage, werde das viele Pflanzen kalt erwischen. Nicht so den Galanthus: „Die Schneeglöckchen wissen, dass sie im Winter blühen und dass sie bei Frost mal ein paar Tage flach liegen müssen. Dann geht es wieder aufwärts.“

Selbst seinen Jahrespraktikanten David Maas hat Dreisvogt schon für den winterlichen Garten begeistert. Interessiert schnuppert der 17-jährige Fachoberschüler an einem Zweig der Chinesischen Winterblüte. Die Arbeit im Garten macht ihm viel Spaß. In jedem Fall wolle er später im „grünen Bereich“ tätig werden. Zu den Vorzügen seiner Praktikumsstelle gehört auch der reichhaltige Fundus an Esskastanien, deren Früchte Maas im Herbst in aller Ruhe aufsammeln konnte.

Der Park Härle kann nach Absprache( 02 28/2 49 92 70; E-Mail: info@arboretum-haerle.de) von Gruppen besichtigt werden. Öffentliche Führungen gibt es ab März jeweils am ersten Samstag im Monat um 10 sowie jeden dritten Mittwoch im Monat um 17 Uhr.

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