Demonstranten hoffen auf ein Umdenken Kundgebung begleitet Schließung der Notdienstpraxis in Beuel

Beuel · Bei einer Kundgebung und Demonstration äußerten sich viele Teilnahme kritisch zur Schließung der Notdienstpraxis Beuel. Bürger und Ärzte hoffen auf ein Umdenken der Kassenärztlichen Vereinigung.

 Fast 60 Bürger demonstrierten für den Weiterbetrieb der Notdienstpraxis Beuel.

Fast 60 Bürger demonstrierten für den Weiterbetrieb der Notdienstpraxis Beuel.

Foto: Benjamin Westhoff

Pünktlich um 22 Uhr hat am Donnerstagabend Hans-Dieter Lowey die Tür zur Notdienstpraxis Beuel abgeschlossen – vermutlich für immer. Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) hatte die Schließung bereits 2019 wegen einer beschlossenen Umstrukturierung des Notdienstes angeordnet. Als Ersatz für die Patienten wurde am Freitag eine sogenannte Portal-Praxis im St. Petrus Krankenhaus in Bonn eröffnet.

Mediziner Lowey gestand im Gespräch mit dem GA: „Ich verspüre Wehmut nach dieser langen Zeit und betrachte die Entscheidung der KVNO als falsch.“ Lowey war es auch, der 2006 zum allerersten Dienst in der Praxis im Beueler Krankenhaus antrat. Dass er jetzt im Dienstplan auch als letzter Kollege eingetragen war, war tatsächlich Zufall.

Vorstandsmitglieder des Trägervereins „Notdienstpraxis Beuel“ waren zuvor zur Verabschiedung erschienen und überreichten als Dankeschön Blumensträuße. Für Arzthelferin Sandra Braun ein emotionaler Moment: „Ich bin schon ein wenig traurig. Ich wechsele nicht zum Notdienst nach Bonn.“ Ihrer Kenntnis nach wird nur eine von zehn Arzthelferinnen zum Dienst im Petrus-Krankenhaus antreten.

Wie es nun mit dem Beueler Verein weitergeht, steht noch nicht fest. Für November ist eine Mitgliederversammlung anberaumt, bei der entschieden werden soll, ob der Verein sich auflöst und ob das Praxisinventar an Ärzte an der Ahr gespendet wird.

Eine kleine Hoffnung besteht noch

Eine kleine Hoffnung für eine spätere Wiederinbetriebnahme der Notdienstpraxis Beuel gibt es aber noch: Der Kreisverband Bonn der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) hat den Beueler Kollegen zugesagt, dass in der KV-Vorstandssitzung im November nochmals über das Thema diskutiert werden soll. Im Raum steht eine Neubetrachtung der Versorgungssituation wegen der Corona-Pandemie und den Erfahrungen aus der Flutkatastrophe. Es stellt sich dabei die Frage, ob eine dezentrale Notdienstversorgung nicht doch sinnvoller wäre. Wolfgang Beisel, langjähriges Vorstandsmitglied und bislang Koordinator des Beueler Dienstplans, glaubt nicht an eine Umkehr der KV-Entscheidung, sagt aber auch: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“

Unter diesem Motto stand am Donnerstag auch eine Kundgebung und Demonstration in Beuel, die von Michael Husmann organisiert worden war. Rund 60 Bürger nahmen daran teil. Auch Beuels Bezirksbürgermeisterin Lara Mohn (Bündnis 90/Die Grünen) sprach ein Grußwort und bezeichnete die Schließung der Notdienstpraxis als „fatales Zeichen in Zeiten einer Pandemie“.

Knut Kornau vom „Bündnis für ein gemeinwohlorientiertes Gesundheitswesen in NRW“ reklamierte eine wohnortnahe Gesundheitsvorsorge: „Warum wird in Beuel ein funktionierendes Versorgungssystem ohne Not geopfert? Das Versorgungsangebot wird durch solche Entscheidungen selbst zu einem Notfall.“

Ulrike Beckhardt, Vorstandsmitglied des Beueler Vereins, kündigte an, dass man die Entwicklung ab dem 1. Oktober bezüglich der Patientenwege beobachten und registrieren werde. Sie befürchtet eine Überlastung der Notfallambulanz des St. Josef-Hospitals in Beuel.

Gefragt, ob das Beueler Krankenhaus künftig mit einem höheren Patienten-Aufkommen in der Notfallambulanz rechnet, antwortete Daniela Kreuzberg, Kaufmännische Direktorin der GFO-Kliniken Bonn: „Wir gehen davon aus, dass nicht alle in der Notdienstpraxis versorgten Patienten bisher gezielt in die KV-Notdienstpraxis gegangen sind, sondern mit ihrem akuten Problem ins Krankenhaus St. Josef gekommen sind und dort intern geleitet wurden. Daher gehen wir davon aus, dass sich künftig auch nicht alle Patienten an die neue zentrale KV-Notdienstpraxis im Gemeinschaftskrankenhaus Bonn wenden werden.“

Laut Kreuzberg stehen die bisher von der Notdienstpraxis Beuel genutzten Räume künftig für die Ausweitung des Medizinischen Versorgungszentrum zur Verfügung. Sollte die KVNO sich doch für eine Reaktivierung der Notdienstpraxis Beuel für das Jahr 2022/23 aussprechen, könne der Verein sich jederzeit wieder an das Krankenhaus wenden, so Kreuzberg.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Gleiches Recht für Beuel bitte
Kommentar zu Radschnellrouten Gleiches Recht für Beuel bitte
Coelho holt beim Debüt den ersten Punkt
Badminton-Bundesligist 1. BC Beuel schlägt Refrath mit 4:3 Coelho holt beim Debüt den ersten Punkt
Aus dem Ressort
Couragiertes Auftreten
Kommentar zum Kauf des ehemaligen Hotel Willkens Couragiertes Auftreten