Hallenschwimmen in Beuel Das Ennertbad bekommt keine Traglufthalle

Beuel · Die Idee einer Traglufthalle über dem Ennertbad in Pützchen ist vom Tisch. Auslöser hierfür sind Bedenken des Städtischen Gebäudemanagements. Aus Sicht der Verwaltung müssten erst Umkleiden und Toiletten im Bad winterfest gemacht und der Wärmetauscher angepasst werden.

 Eine Traglufthalle wird es in diesem Winter nicht über dem Ennertbad geben.

Eine Traglufthalle wird es in diesem Winter nicht über dem Ennertbad geben.

Foto: Benjamin Westhoff

Hallenschwimmen während der Wintermonate wird es in Beuel vorerst nicht geben. Der Grund: Die Idee einer Traglufthalle im Ennertbad als kurzfristiger Ersatz während der Sanierung der Beueler Bütt ist nach der Sitzung der Bezirksvertretung Beuel am Donnerstagabend vom Tisch. Aus Sicht des Städtischen Gebäudemanagements Bonn (SGB) wäre ein damit verbundener Umbau des Ennertbads aufwendig und zeitintensiv. Zudem werden Schulen und Vereine auf das Lehrschwimmbecken der Beueler Bütt schon früher verzichten müssen, weil die Stadt den Beginn der Sanierung des Mehrzweckbeckens in den November vorzieht.

Während der Sitzung verdeutlichte die Verwaltung, dass die Technik sowie Teile der Einrichtung im Ennertbad in Pützchen für den Winterbetrieb mit einer Traglufthalle nicht ausgerichtet sind. So müssten der Wärmetauscher angepasst, der Umkleide- und Toilettenbereich winterfest gemacht werden. Allgemein rechne das SGB mit einer Vorbereitung von bis zu 21 Monaten.

Nach den Ausführungen von Wolfgang Ziegert, Abteilungsleiter im SGB, stimmte die grün-rot-rote Koalition gemeinsam mit dem Bürger Bund Bonn mit Mehrheit gegen einen Prüfauftrag zum Aufbau einer Traglufthalle im Ennertbad. Den Vorschlag hatte wie berichtet die CDU-Fraktion eingebracht. Zusammen mit der FDP votierte sie am Donnerstag für den Prüfauftrag.

Sanierung bis Mitte April

Während der Sitzung machte Ziegert deutlich, dass der Ablaufplan des SGB eine Sanierung der Beueler Bütt bis Mitte April vorsieht. In der Folge stehe das Lehrschwimmbecken nicht zur Verfügung. Wie berichtet, sollten Schulen und Vereine das Lehrschwimmbecken so lange nutzen können, bis die Sanierung des Mehrzweckbeckens beginnt. Bisher sollte dies nach Einschätzung der Stadtverwaltung im ersten Halbjahr 2022 sein. 

Zugleich sei die Verwaltung bemüht, Alternativen für das Schulschwimmen zu ermöglichen: beispielsweise im Friesdorfer Freibad („Friesi“), in dem eine Traglufthalle aufgebaut ist, sowie im Frankenbad. Dazu führe die Verwaltung Gespräche mit den betroffenen Beueler Schulen. „Es gibt erste Rückmeldungen“, sagte Ziegert. In ein bis zwei Wochen könne die Verwaltung konkrete Angaben hierzu machen.

Knackpunkt Wärmetauscher

Zudem ging Ziegert auf die technischen Voraussetzungen zum Aufbau einer Traglufthalle im Ennertbad im Detail ein. Ein Knackpunkt scheint der Wärmetauscher zu sein. Dazu stellte Ziegert einen Vergleich zwischen dem Friesdorfer Freibad und dem Ennertbad auf. So habe das Sportbecken im „Friesi“ eine Größe von 425 Quadratmetern, bei einer Abmessung von 25 mal 17 Metern. Im Ennertbad habe das Sportbecken dagegen eine Größe von 1000 Quadratmetern, bei einer Abmessung von 50 mal 20 Metern. „Das Becken im Ennertbad ist also doppelt so groß“, sagte Ziegert. Um eine Traglufthalle aufbauen zu können, müsste daher in einem ersten Schritt die Leistung des Wärmetauschers „nachgerechnet“ und technisch angepasst werden.

Für ein Kombibad in Pützchen sprach sich Marco Rudolph (CDU) auch nach den Ausführungen Ziegerts weiter aus. „Ich bin sehr verwundert darüber, dass eine Traglufthalle nicht funktionieren soll.“ Zudem stellte er sich die Frage, warum die Verwaltung für die Vorbereitung bis zu 21 Monate veranschlagt. Unglücklich sei zudem, dass es aufgrund der Pandemie ohnehin Einschränkungen für Schwimmer gab. Zudem befürchte Rudolph, dass die Beueler Bütt auch in den nächsten Jahren sanierungsanfällig ist.

Frage nach den Kapazitäten

Dominique Löbach (FDP), selbst Vater einer sechsjährigen Tochter, verwies auf die Situation von Eltern und Lehrer der Grundschulen in Beuel, die nun zwischenzeitlich längere gemeinsame Anfahrtswege zum Schulschwimmen in Kauf nehmen müssten – für die Kinder aus dem zweiten Schuljahr. Schon jetzt würden im „Friesi“ und Frankenbad aus dortigen Einzugsbereichen Schulen die Bäder nutzen.

Ihre Zustimmung für den Vorschlag der CDU zum Aufbau einer Traglufthalle hatte die grün-rot-rote Mehrheitskoalition noch im August angedeutet. Auch am Donnerstag sprach Achim Joest (Die Linke) von einer „charmanten Idee“. Dennoch hätten ihn die Ausführungen der Verwaltung nicht verwundert. „Eine Traglufthalle ist eine Einzelanfertigung, und das ist aufwendig“, sagte Joest. Zudem müsse auch die Ausschreibung mit einem entsprechenden Zeitfenster berücksichtigt werden. Guido Pfeiffer, Vorsitzender der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen, lobte unterdessen die Ausführungen Ziegerts. „Ich vertraue auf die Verwaltung, das war kompetent dargeboten“, sagte er. Zugleich warf er der CDU vor, mit den „Methoden eines Baumarkts“ arbeiten zu wollen.

Aus Sicht von Maximilian Blesch, Vorsitzender der SPD-Bezirksfraktion, waren die Zeitspanne bis zum möglichen Aufbau der Traglufthalle sowie die Kosten das entscheidende Kriterium, sich gegen den Prüfantrag der CDU auszusprechen. „Eine solche Zwischenlösung halte ich mit Blick auf ein mögliches Kombibad auf dem Gelände des Ennertbads für nicht sinnvoll. Auch weil die Sanierung der Beueler Bütt deutlich früher abgeschlossen sein wird, wie die Verwaltung ausführt“, sagte Blesch. Und auch Frank Maas vom Bürger Bund Bonn unterstützte den Vorschlag der Verwaltung und sah eine „Chance für die Schulen, dann andere Bäder nutzen zu können“.

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