Ortstermin mit der Beueler Bezirksbürgermeisterin Geislar wächst den Geislarern zu stark
Geislar · Das Neubaugebiet Geislar-West sorgt für viele Neubürger im Ort. Der Bürgerverein und auch der Fußballverein sehen Schattenseiten des Wachstums, die sie mit Bezirksbürgermeisterin Lara Mohn bei einem Ortstermin besprechen.
„Bis 1975 hatte Geislar nicht mal eine Kanalisation. Da gab es hier gefühlt nur fünf Bauernhöfe“, erzählt die Stadtverordnete Ros Sachsse-Schadt. Heute wachse die Gemeinde immer weiter, aber die Infrastruktur komme nicht mit. Um die örtlichen Probleme in den Fokus der lokalen Politik zu rücken, initiierte der Bürgerverein gemeinsam mit dem Fußballverein Eintracht Geislar jetzt eine Begehung mit Bezirksbürgermeisterin Lara Mohn.
2845 Einwohner zählt der Stadtteil im äußersten Bonner Nordosten. „Davon kamen rund 500 erst in den letzten Jahren hinzu“, merkt René Nürnberger, Schriftführer des Bürgervereins, an. Dass bei einem solchen Zuwachs auch ein größeres Verkehrsaufkommen zu verzeichnen ist, liegt auf der Hand. Auf der meistbefahrenen Ortsstraße, der Geislarstraße, führte Vereinsvorsitzender Serge Mpouma der Bezirksbürgermeisterin die Folgen der aktuellen Verkehrslage vor Augen. Die Straße zieht sich als Hauptstraße beinahe durch das gesamte Ortsgebiet. Rund 300 Meter hinter dem Ortseingang verengt sie sich stark und schlängelt sich durch eine Reihe von Mehrfamilienhäusern, an beiden Seiten sind Autos geparkt. Die kleine Gruppe muss dort bei ihrem Rundgang ständig auf Autos und Busse achten. „Besonders für spielende Kinder ist es ein gefährlicher Zustand“, sagt Mpouma.
Grünen-Stadtverordnete schlägt Fußgängerzone vor
„Unsere Straßen hier sind im Prinzip immer noch Dorfstraßen. Die sind mit dem Zuwachs einfach überfordert. Vielleicht wäre eine reine Fußgängerzone die beste Lösung“, stellt die Grünen-Politikerin Sachsse-Schadt in den Raum. Parteikollegin Mohn will sich dagegen noch nicht festlegen. „Natürlich kann ich heute nichts Verbindliches zusichern, aber ich habe die Anliegen im Detail aufgenommen und nehme sie mit ins Rathaus“, so sagt die Bezirksbürgermeisterin. „Aber grundsätzlich ist es auch erfreulich, dass so viele Menschen sich entschließen, nach Geislar zu ziehen. Dass dadurch auch Probleme entstehen, ist klar“, meint sie.
Der Ursprung dieses vermeintlichen Luxusproblems liegt in dem seit fünf Jahren bestehenden Neubaugebiet Geislar-West, wo mittlerweile 48 freistehende Einfamilienhäuser und 164 Doppelhaushälften entstanden sind. „Selbstverständlich freuen wir uns über jeden neuen Nachbarn. Aber das sind Familien, mit ziemlich großen Autos. Da müssen wir einfach schauen, wie wir das am besten lösen“, befindet Wahl-Geislarer Nürnberger, der ebenfalls vor einigen Jahren die ruhigere Ländlichkeit dem Leben im Zentrum vorgezogen hatte.
Der Bevölkerungszuwachs zieht zudem einem Ansturm auf den lokalen Fußballverein nach sich. „Vor fünf Jahren hatten wir noch drei Jugendmannschaften und zwei Seniorenteams. In die kommende Saison gehen wir mit zwölf Jugend- und drei neuen Seniorenmannschaften“, erläutert Jugendleiter Malte Kaßner die Situation. „So wunderbar das auch ist, wir werden in Zukunft einfach nicht mehr jeden aufnehmen können, wenn wir unsere Anlagen nicht ausbauen“, sagt er und zeigt auf den prallgefüllten Platzbelegungsplan.
„Unsere Umkleidekabinen sind praktisch Abfertigungsanlagen. Da müssen die Mannschaften schnell rein und wieder raus, um Platz für die anderen zu machen.“ Den beim Planungs- sowie beim Sportamt eingereichten Anträgen machte bisher die Untere Naturschutzbehörde mit Blick auf die umliegenden Naturschutzgebiete einen Strich durch die Rechnung. „Ich verstehe die Anliegen der Ämter vollkommen“, bestätigt Kaßner, „nur dann müssen wir sagen, dass einfach nicht noch mehr geht.“
Für den engagierten Bürgerverein geht die Arbeit ebenfalls weiter. „Im September treffen wir uns wieder mit der Bezirksbürgermeisterin. Dann geht es vor allem darum, wie wir den Dorfplatz kindgerechter ausstatten können“ erklärt Serge Mpouma.